Mit „Code the Car“ hat UNITY eine Vision für eine vollständig digitale Entwicklungsweise formuliert. Im Interview mit OEM & Lieferant erklärt Dr.-Ing. Daniel Steffen, Partner bei UNITY, was konkret dahinter steckt und wie Automobilhersteller davon profitieren können.

Worum geht es in ihrem neuen Entwicklungsansatz für die Automobilindustrie?

Die Automobilhersteller stehen unter enormem Druck – insbesondere ihre Produktentwicklung. Sie muss sich neu erfinden, um schneller zu werden, Innovationen abgesichert in den Markt zu bringen und diese dort kontinuierlich weiterentwickeln zu können. Mit einer vollständig digitalen Entwicklungsweise, wie wir sie mit „Code the Car“ beschreiben, können Automobilhersteller ihre R&D in den Dimensionen Zeit, Kosten und Qualität erheblich verbessern – und sie so langfristig wettbewerbsfähig gestalten.

Können Sie die Grundidee von „Code the Car“ kurz beschreiben?

Unser Ansatz „Code the Car“ – der übrigens als „Code the Product“ auch auf andere Branchen übertragbar ist – orientiert sich an der Entwicklungsmethodik DevOps aus der Softwareentwicklung. Diese greift das Paradigma des Entwickelns und Testens im Gesamtkontext auf: Einzelne Bestandteile werden kontinuierlich weiterentwickelt, aber nicht erst zu Release-Zeitpunkten bereitgestellt und im größeren Zusammenhang geprüft – stattdessen stehen sie als digitale Modelle sofort zur Verfügung und können direkt im Gesamtsystem geprüft werden. Wie bei der reinen Softwareentwicklung ist auch hier das Ziel, dass jederzeit ein vollständiges Modell des Systems zur Verfügung steht, das von allen beteiligten Entwicklern genutzt werden kann, um z.B. täglich Standard-Verifikations- und Validierungsaktivitäten automatisiert oder manuell auf dem aktuellen Entwicklungsstand durchzuführen.Abb.

1: Vorbild Softwareentwicklung – „Code the Car“ orientiert sich an der Entwicklungsmethodik DevOps 

Wie ist die Grafik der „liegenden Acht“ in diesem Zusammenhang zu verstehen?

Die von der Entwicklungsmethodik DevOps bekannte „liegende Acht“ unterteilen wir in sieben Phasen, die sich in einem kontinuierlich wiederholenden Zyklus abspielen. Dabei lassen sich die beiden Schleifen der Acht unterscheiden: In der linken oberen Schleife sehen wir eine konsequent modellbasierte Entwicklung, bei der Modellbildung, Simulation und Absicherung im Lokalen stattfindet – also in der Entwicklungsumgebung des einzelnen Ingenieurs. Hier dominieren die spezifischen Absicherungswerkzeuge der jeweiligen Fachdisziplinen.

In der rechten unteren Schleife kommt die Neuerung hinzu: Hier sehen wir eine Absicherung im Gesamtkontext des Produkts. Das Modell des Produkts wird in eine Umgebung eingebettet, in der die Produktion und der Betrieb simuliert werden und sich das Verhalten des Systems erleben lässt. Die Umgebung, in der sich dies abspielt, ist das Industrial Metaverse. Systeme lassen sich im Kontext visualisieren, erleben und testen.

Was müssen Automobilhersteller tun, um die neue Entwicklungsmethodik anzuwenden?

Für den Weg zu „Code the Car“ ist ein Plan erforderlich, der die notwendigen Schritte in ihren fachlichen Zusammenhängen orchestriert und für eine Akzeptanz und Anwendung in der Praxis sorgt. Das ist ein großes Transformationsprojekt. In unserer OPPORTUNITY-Ausgabe „Code the Product“ skizzieren wir einen solchen Plan. Das Ganze ist eine große Innovation für die Produktentwicklung. Stand heute hat noch kein Unternehmen diesen Pfad vollständig beschritten. Dennoch sind wir von der Richtigkeit der Stoßrichtung und dem Nutzen der Einzelschritte auf dem Weg dorthin überzeugt.

Weitere Informationen in der OPPORTUNITY-Ausgabe „Code the Product“:

www.unity-consulting.com/de/code-the-product