Neben Draht für die Beschichtung von Kolbenlaufbahnen bei Motoren (Cylinder Bore Coating) und Schweißzusatzwerkstoffen für spezielle Anwendungen setzt die Schweißdraht Luisenthal GmbH, ein Unternehmen der Saarstahl-Gruppe, künftig auf eine dritte Produktgruppe.
Das neue Produkt im Portfolio ist ein metallisches Pulver für das Laser-Auftragsschweißen von Bremsscheiben.
Der Hintergrund: Die Abgasnorm Euro 7 berücksichtigt künftig bei Neufahrzeugen alle Emissionen, nicht nur Schadstoffe aus dem Auspuff, sondern auch Feinstaub, der durch Reifenabrieb oder beim Bremsvorgang entsteht, und daher auch für Elektrofahrzeuge gilt.
„Bremsscheiben sind aus Stahlguss und müssen daher künftig zur Abriebvermeidung mit Edelstahl beschichtet sein, sprich mit dem entsprechenden Pulver beaufschlagt werden. Wir erschließen mit diesem Angebot ein komplett neues Geschäftsfeld, das sehr gut in unsere Produktion passt“, erläutert Geschäftsführer Marc Philipps.
Patentierte Verdüsung
Um metallisches Pulver herzustellen, gibt es verschiedene Verfahren. Das am weitesten verbreitete ist die vertikale Verdüsung. Hierbei wird das jeweilige Ausgangsmaterial in einem senkrecht stehenden Behälter aufgeschmolzen und verdüst. Der Nachteil dabei: Es entsteht ein Pulver mit unterschiedlichen Korngrößen, das im Nachgang in einem Pulverwerk aufbereitet werden muss.
Schweißdraht Luisenthal wählt mit seiner Anlage eine andere Technologie. „Wir schmelzen und verdüsen die Drähte diagonal. Dadurch können wir bereits während des Prozesses das sogenannte Unterkorn (Pulverkorngröße unter 35 µ) absaugen, und das Überkorn (größer als 70 µ) holen wir über ein Sieb raus“, führt Philipps die technischen Details aus. Damit kann das Pulver in Premium-Qualität ohne weitere Nachbereitung abgefüllt bzw. eingesetzt werden.
SDL hat die Anlage und das Patent auf diagonale Verdüsung erworben und wird künftig vor allem die Anlage als solche vermarkten. „Wir verkaufen selbstverständlich auch gerne unser Pulver“, betont Philipps, „aber Pulver ist hygroskopisch, das heißt, es wird bei längerem Transport gerne feucht und entmischt sich leicht. Draht hingegen ist leichter zu transportieren und zu lagern. Und daher ist es für Kunden interessant, die Anlage zu erwerben, den Draht von uns zu beziehen und das Pulver „on demand“ selbst herzustellen.“
Schweißdraht Luisenthal arbeitet bereits intensiv mit einem Unternehmen zusammen, das die Anlagen bauen wird. Interessenten aus der Automobilindustrie gibt es schon, zumal die Anlage wenig Platz braucht und in einen 40-Fuß-Container passt. Zudem sie sehr flexibel ist und schnell auf eine andere Metallsorte umgestellt werden und auch kleine Mengen verdüsen kann.
Bildunterschriften
Foto 1 Pulver:
Bremsscheiben sind aus Stahlguss und müssen daher künftig zur Abriebvermeidung mit Edelstahl beschichtet sein, d.h., mit einem entsprechenden Pulver beaufschlagt werden.
Foto 2 Marc Philipps
Geschäftsführer Marc Philipps vor der Anlage.
Alle Fotos: © Dirk Martin/Saarstahl AG