Weltweit wurden im Jahr 2023 14,8 Millionen Elektrofahrzeuge (rein-batterieelektrische Fahrzeuge, Plug-in Hybride sowie Fahrzeuge mit Range Extender) neu zugelassen. China liegt mit über 9 Millionen Elektro-Autos deutlich vorne, die USA haben sich Platz 2 vor Deutschland gesichert. In Deutschland betrug die Zahl der Neuzulassungen im vergangenen Jahr fast 700.000 Elektro-Pkw. Damit sind nun 2.330.400 Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs. Für das Erreichen des von der Bundesregierung angestrebten Ziels von 15 Millionen Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 ist diese Entwicklung jedoch unzureichend. Um den Zielwert zu erreichen, müssten die jährlichen Neuzulassungen auf das Doppelte bis Dreifache des bisherigen Niveaus ansteigen. Die aktuellen Zahlen zur Elektromobilität hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ermittelt.
Der weltweite Bestand an Elektroautos beläuft sich Ende 2023 auf knapp 42 Millionen Fahrzeuge. Mehr als die Hälfte davon sind in China zugelassen, die USA liegen mit 4,8 Millionen Elektro-Pkw auf Platz 2 vor Deutschland auf Platz 3. Die größten Wachstumsraten im Bestand erzielten mit Ausnahme des chinesischen Markts vor allem kleinere Märkte wie Belgien mit 71 Prozent und 192.400 Fahrzeugen oder Portugal mit 54 Prozent (65.000 Fahrzeuge). Bezogen auf die Neuzulassungen bildet die EU hinter China den weltweit zweitgrößten Markt. Hier wurden 2023 rund 2,5 Millionen Elektroautos neu angemeldet, Platz 3 belegen die USA mit 1,5 Millionen Fahrzeugen. Den höchsten Anteil am Gesamtfahrzeugmarkt erreichen Elektroautos weiterhin in Norwegen: 4 von 5 Neufahrzeugen sind hier elektrisch angetrieben. In Deutschland verliert die Dynamik hingegen deutlich an Fahrt: Nach einer Steigerung von 22 Prozent im Jahr 2022 gegenüber 2021 gingen die Neuzulassungen im vergangenen Jahr sogar um 16 Prozent zurück. Diese Entwicklung wird durch mehrere Faktoren beeinflusst: Zum einen sind die Verkaufszahlen von Plug-in-Hybriden aufgrund der zum 31. Dezember 2022 ausgelaufenen staatlichen Förderung stark gesunken. Dieser Rückgang konnte jedoch auch durch ein elfprozentiges Wachstum der rein batterieelektrisch angetriebenen Pkw nicht vollständig kompensiert werden. Die höheren Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge bleiben weiterhin ein häufig genannter Kritikpunkt. Auch die relativ schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland hat vermutlich dämpfend auf die Entwicklung der Elektromobilität gewirkt; ebenso wie sinkende fossile Kraftstoffpreise nach der Hochpreisphase im Jahr 2022. „Um die deutschen Elektromobilitätsziele – 15 Millionen Elektrofahrzeuge im Bestand bis 2030 – zu erreichen und eine neue Dynamik beim Klimaschutz im Verkehrssektor zu entfalten, braucht der Markt neue Impulse. Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung zur verstärkten Förderung von elektrischen Dienstwagen kann dabei nur ein erster Schritt sein“, so Andreas Püttner vom ZSW. „Angesichts strikter Sparvorgaben für die öffentlichen Haushalte kann der Impuls insbesondere über die Abschaffung von Privilegien für konventionelle Fahrzeuge – auch als klimaschädliche Subventionen bekannt – erfolgen. So könnte man beispielsweise durch die Streichung von Steuervergünstigungen für fossile Dieselkraftstoffe, das sogenannte Dieselprivileg, sowie die Abschaffung des sogenannten Dienstwagenprivilegs für Fahrzeuge mit konventionellen Antrieben beziehungsweise eine ausschließliche Förderung elektrisch angetriebener Dienstwagen einem ‚Level-Playing-Field‘ mit gleichen Voraussetzungen für Verbrenner und Elektroautos deutlich näher kommen.“ Trotz der Schwäche des deutschen Heimatmarkts sind die deutschen Hersteller auf internationaler Ebene erfolgreich: VW, BMW und Mercedes finden sich alle drei in den Top 10 der Hersteller, VW rückt bei den Neuzulassungen mit etwas über 1 Millionen verkauften Pkw insgesamt sogar auf Platz 3 vor. Verglichen mit den Branchenführern BYD (China) und Tesla (USA) besteht jedoch rein zahlenmäßig noch eine große Lücke: Das chinesische Unternehmen BYD konnte mit über 3 Millionen verkauften Elektro-Pkw die Anzahl seiner Neuzulassungen im Vergleich zum letzten Jahr um 68 Prozent erneut deutlich steigern und führt damit souverän die Rangliste der Hersteller an, Tesla kann Platz 2 mit 1,8 Millionen Verkäufen weiter behaupten. Das weltweit erfolgreichste Modell war im letzten Jahr erneut mit großem Abstand das Model Y von Tesla, das über 1,2 Millionen Mal verkauft wurde. Mit dem Model 3 auf Platz 3 verfügt Tesla über ein weiteres erfolgreiches Modell. Die übrigen Elektroautos in den TOP 10 weltweit kommen allesamt aus China von den Herstellern BYD, GAC Group sowie SAIC, die verstärkt breitere Fahrzeugpaletten abdecken. „Für das Erreichen der deutschen Klimaschutzziele wird dringend ein attraktives Angebot in den unteren und mittleren Fahrzeugsegmenten benötigt, so dass eine größere Käuferschicht erreicht werden kann. Wenn die deutschen beziehungsweise europäischen Hersteller diese Lücke nicht füllen, besteht die Gefahr, dass andere Hersteller insbesondere aus China diese Chance ergreifen werden, selbst wenn die Einführung von Strafzöllen auf der europäischen Ebene dies aktuell zu verhindern versucht“, so Andreas Püttner. Weitere Daten rund um die Elektromobilität stehen unter: |
Über das ZSW
Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) gehört zu den führenden Instituten für angewandte Forschung in den großen Themen der Energiewende: Photovoltaik, Windenergie, Batterien, Brennstoffzellen, Elektrolyse, eFuels, Circular Economy, Politikberatung sowie die Nutzung von KI zur Prozess- und Systemoptimierung. Gemeinsam mit der Industrie ebnen wir neuen Technologien den Weg in den Markt. An den ZSW-Standorten Stuttgart und Ulm arbeiten dafür mehr als 300 Kolleginnen und Kollegen sowie rund 100 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte. Das ZSW betreibt ein Testfeld für Windenergie und ein weiteres Testfeld für PV-Anlagen. Das ZSW ist Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW), einem Bündnis aus zehn wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen. |
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