Ob Scheinwerfer, Kennzeichen- und Spiegelbeleuchtung oder elektrische Sitzverstellung, die Elektronik nimmt im Auto eine immer größere Rolle ein. Das Know-how der SERO GmbH als führendem Lieferanten für elektronische Baugruppen steckt aber auch in zahlreichen weiteren Produkten wie Maschinen und Pumpen, Tracking-Systemen oder WLAN-Modulen. Geschäftsführer Dr. Bernd Welzel berichtet im Interview mit Wirtschaftsforum, was ihn an der Neuausrichtung des bis vor Kurzem noch als Familienbetrieb geführten Unternehmens reizt und warum er sich als Vermittler zwischen zwei Welten sieht.

Herr Dr. Welzel, welche Schritte in der Unternehmensgeschichte waren besonders wichtig?

Dr. Bernd Welzel: Allem voran war das natürlich die Gründung 1992 durch den Unternehmer Armin Schröder – SERO ist die Abkürzung für Schröder Elektronik Rohrbach. Anfangs war die Firma ein reiner Elektronikprüfdienstleister. 1998 ist sie von Karlsruhe nach Rohrbach umgezogen und in die Fertigung eingestiegen. Durch drei Anbauten wuchs die ursprüngliche kleine Halle zu unserem heutigen Firmensitz mit einer Betriebsfläche von 10.000 m² an. Mit der zunehmenden Orientierung in Richtung Automobilindustrie begann das starke Wachstum: In den Jahren 2010 bis 2015 sind wir jährlich um 10 bis 15% gewachsen. Das war auch der Beginn der Internationalisierung. 2018 hat der Gründer das Unternehmen an die Deutsche Beteiligungs AG als Hauptgesellschafter verkauft, daneben ist auch das Management beteiligt.

Wann kamen Sie bei SERO mit ins Boot?

Dr. Bernd Welzel: Die Deutsche Beteiligungs AG hat mich im Mai 2019 als Geschäftsführer geholt, da ich bereits seit 1991 in der Automobilindustrie tätig und dort gut vernetzt bin. Der Hintergrund war, dass das Unternehmen auf eine breitere Basis gestellt werden sollte, sowohl im Hinblick auf die Kundenstruktur als auch das weitere Umsatzwachstum und die Internationalisierung. Dies wird zusätzliche Standorte im In- und Ausland erfordern, denn an unserem Sitz in Rohrbach sind wir jetzt am Limit. Eine meiner weiteren Aufgaben ist es, dem Unternehmen, das immerhin über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren als Familienunternehmen vom Gründer allein geführt wurde, nun eine klassische Managementstruktur zu geben.

Wird dieser Wandel mit einer neuen Firmenkultur einhergehen?

Dr. Bernd Welzel: Nur bedingt. Ich sehe Familienunternehmen mit ihrer Kultur gerade in der Automobilindustrie sehr positiv, denn hier geht es immer um langfristige Aufträge und Kundenbeziehungen. Insofern finde ich es wichtig, neue Strukturen und Prozesse mit dieser Firmenkultur in Einklang zu bringen. Das Ziel sollte sein, im operativen Bereich den Charakter des Familienunternehmens beizubehalten, im strategischen dagegen einen Private Equity-Gedanken zu implementieren. Insofern verstehe ich mich als Vermittler zwischen beiden Welten.

Wirkt sich der derzeitige Wandel in der Automobilindustrie auch auf Ihr Unternehmen aus?

Dr. Bernd Welzel: Als Elektronikdienstleister unterstützen wir diesen Wandel. Einerseits wird es unabhängig von der Antriebsart auch weiterhin beispielsweise Beleuchtung oder elektrisch verstellbare Sitze geben. Andererseits erfordern neue Antriebskonzepte aber eben auch neue Elektronikbaugruppen, und in diesem Bereich sind wir bereits aktiv. Insgesamt wird der Elektronikanteil im Auto also weiter zunehmen.

Welches sind Ihre wesentlichen Produkte?

Dr. Bernd Welzel: Für unsere größte Branche, die Automobilindustrie, fertigen wir bestückte Leiterplatten, die dann zum Beispiel in einen Scheinwerfer oder eine Heckleuchte eingebaut oder etwa für Zuheizelektroniken verwendet werden. Für die Industrie stellen wir unter anderem Maschinensteuerungsleiterplatten her, machen aber auch das Boxing und Housing für Trackingsysteme. Auch für Wärmemengenzähler, die an Heizkörpern den Verbrauch messen, bestücken wir die Leiterplatten und fertigen das Komplettgerät. Pro Jahr stellen wir 30 Millionen Leiterplatten her. Unser Ziel ist, den Industrieanteil auf 30% zu erhöhen, der Rest bleibt Automotive.

Was, meinen Sie, sind die Hauptgründe für den Erfolg des Unternehmens?

Dr. Bernd Welzel: Der vielleicht wichtigste Grund ist unsere hohe Qualitätsstufe. Wir haben eine ausgezeichnete Fehlerquote von 0,5 ppm. Das liegt vor allem an unseren sehr hoch automatisierten Prozessen in der Bestückung, aber auch in der Prüfung der Baugruppen. Es ist nun einmal so, dass Fehler entstehen, wenn der Mensch mehr eingreifen muss. Die hohe Automatisierung geht zudem mit einer günstigen Kostenstruktur einher.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Branche?

Dr. Bernd Welzel: Im Automotivebereich sehen wir eine Zunahme weiterer Elektronikbaugruppen. Weltweit wird die Zahl der verkauften Fahrzeuge auch nicht zurückgehen, sondern eher zunehmen. Im Bereich Smart Home gibt es reichlich neue Entwicklungen; auch hier wird also der Bedarf an elektronischen Teilen steigen. Gleiches gilt für die Industrie 4.0. Insofern gehe ich davon aus, dass die Elektronikindustrie eine gute Zukunft haben wird und auch wir weiterwachsen und unsere Internationalisierung vorantreiben werden. Wie sich das im Einzelnen gestaltet, hängt davon ab, wo uns unsere Kunden sehen wollen.

Verraten Sie uns zum Schluss noch, was Sie persönlich antreibt?

Dr. Bernd Welzel: Ich finde es faszinierend, ein Unternehmen auf die nächste Stufe zu führen und die Mitarbeiter dafür zu begeistern. SERO ist das kleinste Unternehmen, in dem ich bisher tätig war. Aber zu sehen, wie sich ein kleines, feines Pflänzchen zu einer prächtigen Pflanze entwickelt, die weltweit gern gesehen ist, ist eine sehr spannende Aufgabe.

*Quelle: Wirtschaftsforum
www.wirtschaftsforum.de

Quelle Foto: https://nilshendrikmueller.de/

Kontakt SERO GmbH:
Grosse Ahlmühle 9
D-76865 Rohrbach
Web: www.sero.com