Von Prof. Dr. Gerhard Reiff, Vorsitzender der Geschäftsführung KST Motorenversuch GmbH & Co. KG

Die KST Motorenversuch GmbH & Co. KG in Bad Dürkheim arbeitet seit über 50 Jahren in der Auftragsentwicklung als unabhängiger Entwicklungsdienstleister und Prüffeldbetreiber für Automobilhersteller, Hersteller von Kfz-Antriebsbaugruppen und Komponenten, Hersteller von Großmotoren und von Kfz-Betriebsstoffen sowie deren Zulieferer.

Die Ingenieure und Experten von KST prüfen und beurteilen als Dienstleister der Automobil- und Zulieferindustrie sowie der Hersteller von Antriebsstoffen das gesamte Spektrum von Elektro- und Verbrennungsmotoren sowie Hybrid- und Wasserstoff- Antriebe. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse relativieren die in Medien und Politik geführte Diskussion über das Ende des Verbrennungsmotors in vielerlei Hinsicht.

Wenn wir unsere anspruchsvollen klimapolitischen Ziele im Verkehrssektor auch nur annähernd zeitgerecht erreichen wollen, besteht an der Notwendigkeit einer fundmentalen Transformation in der Antriebstechnik kein vernünftiger Zweifel. Hierbei stellt insbesondere der batterie-elektrische Antrieb aber nur einen Teil der Lösung dar. Seine Klimaeffizienz hängt in erster Linie von der Verfügbarkeit von grünem Strom ab, der offensichtlich kurz- bis mittelfristig nicht in dem geplanten Maß zur Verfügung stehen wird. Ein weiteres Problem stellt die Ladeinfrastruktur dar, deren Ausbau zwar mit Hochdruck und staatlicher Unterstützung betrieben wird, die aber in der Fläche bei weitem noch nicht in ausreichendem Maß verfügbar ist. Gerade im bedeutendsten Automobilmarkt China oder auch in anderen außer-europäischen Märkten wird der Aufbau einer Ladeinfrastruktur noch Jahre dauern. Dazu kommt, dass wir beim Elektroantrieb erst am Anfang eines langen, anwendungsgerechten technologischen Entwicklungsprozesses stehen, als dessen Ergebnis die Realisierung noch erheblicher Effizienzpotenziale zu erwarten ist.

Aus all diesen Gründen dürfen andere klimaschonende Antriebe als Alternative zum Elektroantrieb nicht negiert werden.

In erster Linie sind hier die Wasserstoff- Brennstoffzellen- Technologie und die Weiterentwicklung synthetischer Kraftstoffe zu nennen.

Synthetische Kraftstoffe- sogenannte E-Fuels – oder auch Wasserstoff bieten den Vorteil, dass sie auf Basis der vorhandenen und hoch entwickelten Verbrenner-Technologie verwendet werden könnten. Das Argument, synthetische Kraftstoffe lägen im Wirkungsgrad weit hinter dem Elektroantrieb, relativiert sich durch einen Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette. E-Fuels benötigen keine Ladeinfrastruktur und keine aufwendige Batterietechnik – von deren Entwicklung bis zur Entsorgung.

All dies erfordert einen nüchternen, nicht von politischen Vorurteilen geprägten Blick auf die Verbrenner-Technologie. Welches Entwicklungspotential in ihr steckt, hat sie nicht zuletzt beim Dieselmotor bewiesen, der ausgestattet mit moderner Euro 6d Abgas- Technologie ganz erhebliche Fortschritte in puncto Umweltfreundlichkeit erzielt hat, auch wenn sich diese Erkenntnis in der öffentlichen Diskussion bisher nicht durchgesetzt hat.

Die Stigmatisierung des Verbrennungsmotors negiert vollkommen, dass durch die Verwendung nicht-kohlenstoff basierter Kraftstoffe ebenfalls ein erheblicher Beitrag zum Erreichen der Klimaziele geleistet werden kann. Und es führt dazu, dass unsere Industrie ihre internationale Spitzenposition in der Verbrenner-Technologie zu verlieren droht.

Aus all diesen Gründen ist zu hoffen, dass sich die weitere Entwicklung von Antriebstechnologien am Prinzip der Technologieoffenheit orientiert mit dem Ziel, zukünftig über mehrere, umweltschonende, zielgerichtete Antriebsalternativen verfügen zu können.