Eine auf die wirtschaftlichen Erfordernisse der regionalen Unternehmen ausgerichtete schulische Bildung benötigt unter anderem stärkeren und früheren Praxisbezug. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der IHK Chemnitz, Konsortialpartner der Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen (ITAS). Das sei erforderlich, um künftig geeignete Schulabgänger für die Berufsausbildung in der heimischen Industrie zu gewinnen sowie die Anzahl der unbesetzten Ausbildungsstellen in typischen Zulieferberufen im Metall- und Elektrobereich zu verringern.

Die Ausbildungsbereitschaft und -eignung erhöhen

Für die Analyse hat das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) die Schulausbildung in der vom Strukturwandel geprägten Automobilregion Südwestsachsen untersucht. Dabei zeigte sich unter anderem, dass frühzeitige und praxisbezogene Berufsorientierungsprogramme, bereits ab Sekundarstufe I, Schülern die Möglichkeit bieten, theoretische Kenntnisse in realen Arbeitsumgebungen anzuwenden und entsprechende Erfahrungen zu sammeln. Das umfasst langfristige Berufspraktika, Werkstatttage und praxisnahe Projekte. Langfristige Praktika sind besonders effektiv, indem sie den Schülern ermöglichen, Berufe im realen Alltag kennenzulernen und die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entdecken. In Kombination mit individueller Beratung und enger Zusammenarbeit mit externen Partnern aus dem Bereich der Unternehmen kann so die Anzahl der ausbildungsfähigen und -willigen Schulabsolventen deutlich gesteigert werden.

Längeres gemeinsames Lernen, weniger Schulabbrecher

Der Wechsel von der Grundschule an eine weiterführende Bildungseinrichtung, etwa an ein Gymnasium, sollte später durchgeführt werden als bisher. Das gibt Schülern Zeit, Bildungsentscheidungen eigenständiger zu treffen. Dies führt zu einer geringeren Abhängigkeit vom Bildungsstand der Eltern und zu einer höheren Chancengleichheit. Auch wird angedeutet, dass durch längeres gemeinsames Lernen die Schulabbrecherquote verringert werden kann. In Verbindung mit der erwähnten Praxisnähe können so auch mehr ausbildungsbereite Jugendliche zur Verfügung stehen.

Die Zahl potenzieller Auszubildender steigt auch durch eine stärkere Inklusion und Integration benachteiligter Schüler. Das sollte durch eine frühzeitige und individuelle Förderung in Form von Mentoringprogrammen, Schulsozialarbeit und persönlichen Beratungsgesprächen sowie durch eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern und eine größere soziale Durchmischung innerhalb der Schulen geschehen. Solche Maßnahmen helfen Jugendlichen, schulische und persönliche Herausforderungen zu bewältigen und die Bildungslaufbahn erfolgreicher abzuschließen.

Gerade die Anzahl der Auszubildenden und Studierenden in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) kann beispielsweise durch mehr schulische Praxisnähe sowie Kooperationen mit Partnern aus der Industrie und die gezielte Ansprache von Frauen und Mädchen mit Vorbildern und Mentorinnen gesteigert werden.

Studie zeigt Reformbedarf der schulischen Ausbildung

Der ITAS-Konsortialpartner IHK Chemnitz hat die Studie als Teil einer Analyse zum Thema „Schul- und duale Berufsausbildung in Zeiten des Strukturwandels der Automobilregion Südwestsachsen“ initiiert. Ihr Ziel ist es, Reformbedarfe in der schulischen Bildung zu identifizieren und konkrete Maßnahmen zur Fachkräftesicherung zu entwickeln.

Die dazu vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) erstellte Untersuchung befasst sich mit der schulischen Bildung als Grundlage für eine erfolgreiche duale Ausbildung. Sie untersucht Reformansätze zur Senkung der Schulabbrecherquote, zur Stärkung der MINT-Fächer und zur Attraktivitätssteigerung der beruflichen Ausbildung. Ein Vergleich von Bildungssystemen aus Sachsen, Bayern, Hamburg und der Schweiz liefert dabei praxisnahe Impulse. Zudem wurden Empfehlungen aus dem Projekt „Bildungsland Sachsen 2030“ hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Fachkräftesicherung bewertet.

Für weitere Erkenntnisse und Hintergründe zur Studie, informieren Sie sich gern hier: https://itas-projekt.de/swot-analyse-bildung/

Über ITAS:

„ITAS“ steht für „Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen“. Zu dem Zusammenschluss regionaler Akteure gehören: das Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen (AMZ) als Konsortialführer, die Bundesagentur für Arbeit Zwickau (BA), die IHK Chemnitz, die IG Metall Chemnitz/Zwickau und die Chemnitzer Tourismus und Marketing GmbH (CTM). ITAS möchte den Wandel der Mobilität in der Automobilregion Südwestsachsen mitgestalten und gezielt voranbringen. Die heimische Automobil-Zulieferindustrie soll dazu mit Lehrangeboten, Vernetzung und Beratung bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle, Technologien und Fachkräftequalifizierung unterstützt werden. Die Initiative möchte Akteure vernetzen und gemeinsam mit ihnen ein Leitbild und eine regionale Transformationsstrategie entwickeln. Zudem werden die industriepolitischen Interessen der Branche im Dialog mit der Politik vertreten. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Weitere Informationen: https://itas-projekt.de