Im pfälzischen Bad Dürkheim beheimatet und seit über 50 Jahren in der Auftragsentwicklung tätig, arbeitet die KST-Motorenversuch GmbH & Co. KG erfolgreich als unabhängiger Entwicklungsdienstleister und Prüffeldbetreiber für die Automobilhersteller, die Hersteller von Kfz-Antriebsbaugruppen und -komponenten sowie die Hersteller von Großmotoren, Kfz-Betriebsstoffen sowie deren Zulieferer.

autoregion international sprach mit Prof. Dr. Gerhard Reiff, Vorsitzender der Geschäftsführung von KST.

In welchen für KST wichtigen Geschäftsfeldern sehen Sie die größten Auswirkungen durch COVID19?

Prof. Dr. Reiff: In der Elektromobilität wird sich das Entwicklungstempo durch die stattlichen Maßnahmen nochmal deutlich erhöhen und vor allem auf die Effizienz der Antriebssysteme und Fahrzeuge zielen. Hier sind wir seit über 10 Jahren dabei und bauen unsere Fähigkeiten und Kapazitäten laufend weiter aus.

Aus meiner Sicht wird allerdings die Weiterentwicklung des Verbrenners im Moment sträflich vernachlässigt. Die Argumente, warum der Verbrenner, und sei es als Hybrid, noch lange gebraucht wird, sind inzwischen hinlänglich bekannt. Aber im Moment läuft die Schafherde, so hat man das Gefühl, nur dem Elektroantrieb hinterher. Ob das im internationalen Wettbewerb wirklich schlau ist, wage ich zu bezweifeln.

Könnte der Wasserstoffverbrennungsmotor eine schnelle Lösung zur CO2 Reduzierung sein?

Prof. Dr. Reiff: Die Technologie hat hier enorme Fortschritte erzielt und die Wirkungsgrade sind teilweise besser als beim Diesel. Wenn man es nun in einer konzertierten Aktion schaffen würde, schnell an mit regenerativem Strom produzierten Wasserstoff in großen Mengen zu kommen, wäre das eine elegante und morgen verfügbare Lösung – speziell auch für den Nutzfahrzeugbereich.

Die Supply Chain für die Motoren ist vorhanden und muss nicht erst noch CO2- schädlich wie bei der Brennstoffzelle aufgebaut werden. Und nebenbei würden wir noch unsere heimische Zulieferindustrie erhalten. Ich bin gespannt, wann das in der Politik erkannt wird.

Wie sieht denn Ihrer Meinung nach der Antriebsmix für den PKW im Jahr 2030 aus.

Prof. Dr. Reiff: Das wird regional sehr unterschiedlich sein. In den Ländern mit eher niedriger Kaufkraft und schlechter Infrastruktur werden wir zu fast 100% den kostengünstigen Verbrennungsmotor sehen. In Mitteleuropa werden wir im stadtnahen Bereich und beim Zweitfahrzeug einen hohen Elektrifizierungsanteil erreichen. Bei größeren Fahrzeugen für Mittel- und Langstrecken große Hybridanteile aber weiterhin auch noch den reinen hocheffizienten Verbrenner. Allerdings ist es enorm wichtig, dass die Hybride auch tatsächlich mit grünem Strom geladen werden, sonst könnte es passieren, dass diese Technologie in die Schmutzecke gedrängt wird. Nach 2030 könnte entweder der Wasserstoffmotor oder auch die Brennstoffzelle die Antriebsrolle für Langstreckenfahrzeuge übernehmen.

Covid 19 hat sehr schnell die Abhängigkeit der europäischen OEMs von globalen Lieferketten aufgezeigt. Profitiert KST von den Nachwirkungen?

Prof. Dr. Reiff: Globale Verflechtungen werden sich auch zukünftig schon aufgrund von Lokalisierungszwängen bestimmter Zielmärkte nicht verhindern lassen.

Was wir aber bei unseren Entwicklungspartnern spüren, ist der Wunsch nach räumlicher Nähe und kontrollierbarer Ausführung. Ich denke, wir werden noch mehr als bisher mit unserem lokalen Know-How punkten können. Hier am Standort Bad Dürkheim ist noch genügend Raum für die geplanten Erweiterungen der nächsten Jahre und hier profitieren wir von unserem hervorragenden Netzwerk und dem guten Einzugsgebiet für hochqualifizierte Nachwuchsmitarbeiter.

Mit der nach dem KST-Gründer benannten Willy-Wolf-Akademie bietet das Unternehmen ein eigenes Seminar- und Tagungszentrum. Was sind die Beweggründe und welche Vorteile ergeben sich für KST daraus?

Prof. Dr. Reiff: Die Akademie gibt uns eine Plattform für Vernetzungs- und Kommunikationsaktivitäten rund um die Mobilität von morgen. Hier veranstalten wir Themenabende mit einem breiten Publikum aus Wissenschaft, unserer Kundenbasis und Mitarbeitern bei denen wir aus unseren Forschungsvorhaben berichten und uns mit Hochschulen vernetzen. Für die Mitarbeiter bieten wir hier außerdem optimale Voraussetzungen für Schulungs- und Trainingsmaßnahmen.

In welchen Geschäftsbereichen und Regionen planen Sie künftiges Wachstum?

Prof. Dr. Reiff: Im Bereich E-Mobilität, wo wir heute ein sehr breites Testspektrum abdecken, werden wir unsere Kompetenzen im Bereich Inverter und Leistungselektronik weiter ausbauen. Den Verbrenner haben wir weiterhin auf dem Schirm und bereiten uns neben dem Wasserstoffverbrennungsmotor auch auf den weiteren Ausbau in Richtung Brennstoffzelle vor.

Kontakt:

KST-Motorenversuch GmbH & Co. KG
Bruchstraße 24 – 36
D 67098 Bad Dürkheim

T +49 6322 799 378
F +49 6322 799 627

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