Die ROLLAX Kugellagerfabrik GmbH & Co. KG mit Sitz in Bad Salzuflen in Nordrhein-Westfalen setzt mit dem Bau eines Halbachs-Prüfstands neue Maßstäbe insbesondere auch im Wettbewerb mit fernöstlichen Wettbewerbern.
„Wir treten die Flucht nach vorne an und wollen als deutsches Zulieferunternehmen unsere Spitzenposition im Markt behaupten und uns gegen Austauschbarkeit durch chinesische Wettbewerber widersetzen. Diese bauen zum Teil Konzepte der etablierten Entwicklungslieferanten günstiger nach, ohne das Produkt und dessen Einsatzort vollständig zu verstehen.“ Mit diesem kraftvollen Statement beschreibt Lars Beyer, Director of Sales, die Gründe für das neuste, wegweisende Investment seines Hauses. Als Tier-2-Zulieferer und Hersteller von Komponenten wie Speziallagern sei ROLLAX in der Regel nur für ein Lager im Fahrwerk eines Fahrzeugs verantwortlich. Dennoch habe man sich entschieden, einen Halbachs-Prüfstand zu konstruieren und nach eigenen Plänen anfertigen zu lassen. Über solche Prüfstände würden nur Fahrzeughersteller und wenige sehr große Zulieferer verfügen. Der Rollax-Halbachs-Prüfstand sei eine Weltneuheit, weil er als einziger die vollständige Integration aller erforderlichen Tests in nur einem Gerät ermöglichen würde. Man wolle mit diesem Investment mehr über die Produkt- und Systemumgebung erfahren und wie diese die von ROLLAX gelieferten Lager beeinflusse. Mit den dabei gewonnenen Erkenntnissen könnten künftig Fehler oder Ausfälle vermieden werden.
Über den Bau des Halbachs-Prüfstands und das vorhandene Ergebnis sprach OEM&Lieferant auch mit Hr. Dr. Jörg Franke; Leiter Versuch ROLLAX am Standort Bad Salzuflen.
Wie kam es überhaupt zu dem Vorhaben, einen Halbachs-Prüfstand zu bauen?
Rollax: Rollax verfügt über eine nunmehr 30-jährige Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Fahrwerkskomponenten. Bei der Überlegung, wie wir unser Produkt für unsere Kunden besser gestalten können, war klar, dass wir einen bedeutsamen Schritt in die Zukunft unternehmen müssen, der uns deutlich von unseren Wettbewerbern unterscheidet. Die Entscheidung für einen Halbachs-Prüfstand war da naheliegend. Uns war aber auch klar, dass etwas entstehen musste, was weltweit einzigartig ist.
Angefangen haben wir dann mit der Überlegung, welche technische Anforderungen der Prüfstand erfüllen sollte und über welche Prüfkompetenzen er verfügen muss. Von Beginn an stand fest, dass wir einen Prüfstand brauchen, der Umwelteinflüsse wie einfache Luftfeuchte, Temperatur, Schmutzwasser und auch Staub vollständig abbildet. Es war nicht immer einfach Hersteller zu finden, die unseren anspruchsvollen Anforderungen, wie beispielsweise der gleichzeitigen Überlagerung mit der Hydraulikseite gerecht werden wollten.
Wie hat sich der Bauprozess gestaltet?
Rollax: Der Bauprozess war, wie nicht anders zu erwarten, wenn man im Bestand baut, recht langwierig. Es fing schon damit an, dass bauliche Veränderungen an der vorhandenen Bodenplatte vorgenommen werden mussten. Angesichts der Dynamik und der Massen, die auf dem Prüfstand bewegt werden müssen, wäre die vorhandene Bodenplatte, die zuvor als Lagerfläche genutzt worden war, wahrscheinlich durch den Betrieb des Prüfstands beschädigt worden. Quintessenz war, dass eine Grube ausgehoben wurde, um eine komplette seismische Masse in das Gebäude zu bauen. Vor besondere Herausforderungen setzte uns die Installation der Anlagenkühlung, die angesichts räumlicher Limitierung ihren finalen Standort auf dem Dach fand. Da das vorhandene Standarddach nicht darauf ausgelegt war, Lasten dieser Dimension aufzunehmen, musste die gesamte Anlage aufgeständert werden.
Wie sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden und wie sind Ihre ersten Erfahrungen mit dem neuen Prüfstand?
Rollax: Der Prüfstand selbst ist eine hydraulische Halbachse. Das bedeutet, dass er in erster Linie die Fahrwerksdynamik nachbildet. Damit verfügen wir über den kompletten Aufbau einer rechten oder linken PKW-Vorderachse, der dann entsprechend der Fahrsituation nachbewegt werden kann. Unser Prüfstand vereint viele sonst separate Prüfungen in einem Prüfstand. Wir haben die Möglichkeit, gleichzeitig unter Schmutzwasser, Temperatur und Staubeinwirkung zu testen. Das Ganze ist kombiniert in einer sehr leistungsstarken Hydraulik, die alle uns bekannten Fahrsituationen aus einem MacPherson-Achsaufbau abbilden kann. In der gleichzeitigen Vielzahl der Prüfungen an einem Prüfstand besteht die weltweite Einzigartigkeit unserer Anlage.
Und die ersten Erfahrungen mit unserem Prüfstand sind mehr als vielversprechend. Die von uns erwarteten Leistungsanforderungen werden voll erfüllt. Mit den gewonnenen Erkenntnissen lernen wir täglich mehr über unsere Produkte als Teil eines Gesamtsystems. Und dieses Wissen fließt natürlich über unsere Entwicklung in unsere Produkte ein und erhöht damit den Kundennutzen und stärkt unsere Wettbewerbsfähigkeit.
Wir danken Ihnen für das Gespräch.
Das Gespräch führte Dr. Rudolf Müller, freier Journalist für OEM&Lieferant
Link zum Video: https://youtu.be/YVFsNqdSrRY