Aktuelle Krisen stellen Unternehmen – insbesondere das Supply Chain Management – vor große Herausforderungen. Doch wer im Krisenmanagement schneller ist als der Wettbewerb, und seine Lieferfähigkeit rasch sicherstellt, kann signifikante Marktanteile hinzugewinnen und die Krise als Chance nutzen. Selten war die Position des Supply Chain Managers von so grundlegender Bedeutung für das Wachstum eines Unternehmens. Gleichzeitig konnten selten mit so geringen Marketing- und Entwicklungsbudgets entsprechende Marktanteile gewonnen werden. Um diese nachhaltig zu sichern, gilt es, die Supply Chain mit Hilfe von Zukunftsszenarien zu analysieren und ggf. anzupassen

In der Krise ist die Voraussetzung für schnelles und erfolgreiches Handeln, vorbereitet zu sein. Es gilt also, sich präventiv auf verschiedene Krisenszenarien vorzubereiten, pro-aktives Risikomanagement zu betreiben und Krisen so früh wie möglich zu identifizieren. Für die einzelnen Krisenszenarien müssen die Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeiten geprüft und Maßnahmen definiert werden. Diese Maßnahmen sind in einem Krisenhandbuch zusammenzufassen und müssen mindestens die Themen Prozesse, Governance, Kommunikation und Partner für das jeweilige Krisenszenario umfassen. Neben regelmäßigen Bewertungen und Reviews der definierten Krisenszenarien sind auch entsprechende Trockenübungen für den Krisenfall durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Krisen-Governance im Fall der Fälle auch wirklich aktiviert und angewendet werden kann. Wer das Krisenhandbuch dann nur aus der Schublade holen und aktivieren muss, wird dem Wettbewerb einige Wochen voraus sein: Während dieser sich noch Gedanken dazu macht, welche Compliance-Regeln ausgesetzt werden dürfen, welche Gremien über erhöhte Budgetgrenzen verfügen, welche Kommunikationswege nach intern und extern bespielt werden müssen und auf welche Kostenstelle das alles zu buchen ist, können vorbereitete Unternehmen auf kritische Lieferanten zugehen und ihre Bedarfe sichern. In Task Forces, bei denen räumliche Nähe und Interdisziplinarität in der Zusammensetzung eine entscheidende Rolle spielen, wird dabei die schnelle Handlungsfähigkeit sichergestellt.

In der Regel geht dieses Handeln mit Einbußen bei sonstigen strategischen SCM-Zielen, wie Kosten, Nachhaltigkeit etc., einher; zur Absicherung der Produktion und Sicherung bzw. Erhöhung der Marktanteile. Um die Supply Chain strategisch wieder in den Zielkorridor zu bekommen, ist es unabdingbar, diese anhand verschiedener Zukunftsszenarien zu analysieren und zu adaptieren. Ein Blick auf die Supply Chain Herausforderung Anfang 2023 verdeutlicht dies. Die Gründe der Herausforderungen reichen von Kostensteigerungen über erhöhte Anforderungen an die Nachhaltigkeit bis hin zu andauernden Lieferkettenunterbrechungen. Unternehmen, die aufgrund dieser Herausforderungen schlicht auf Local Sourcing setzen, riskieren, sich zu sehr auf kurzfristige Entwicklungen zu konzentrieren. Einen strategischen Lieferanten zu ersetzen, ist kostspielig und kann je nach Komplexität des Bauteils mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Entsprechend muss die Entscheidung für ein neues Lieferanten-Set-Up auch über mehrere Jahre die richtige bleiben. Es ist davon auszugehen, dass sich die Welt weiter verändern wird und insbesondere der Kostendruck auf Lieferanten, der aktuell ggf. etwas reduziert ist, spätestens mit Ende des Geschäftsjahres wieder aufkommen wird. Um strategisch erfolgreich zu sein, ist es notwendig, verschiedene Zukunftsszenarien zu entwickeln, Auswirkungen auf das Supply Chain Management abzuleiten und die Supply Chain Strategie so zu definieren, dass ein möglichst breites Spektrum an relevanten Zukunftsszenarien erfolgreich bedient werden kann. Diese Szenarien und Auswirkungen sind unternehmensindividuell – je nach Produktportfolio, Fertigungstiefe und Lieferantenlandschaft.

Autor: Manuel Kumle und Jan Weirich, UNITY AG

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