Im Jahr 1972 gegründet ist die im nordrhein-westfälischen Bad Salzufflen beheimatete ROLLAX Kugellagerfabrik GmbH & Co. KG ein mittelständisches Unternehmen, das sich als Zulieferer nahezu aller großen Automobilhersteller in der Branche weltweit einen hervorragenden Ruf erworben hat. Das Unternehmen hat sich auf Speziallager und bewegungsmechanische Systeme konzentriert.

OEM&Lieferant sprach mit Jens Meinck, Key Account Manager, Regional Office Germany South der Rollax GmbH

Was waren die wesentlichen Erfolgsfaktoren für die Entwicklung, die ihr Unternehmen in den letzten Jahren genommen hat?

Rollax hat sich in den letzten Jahren in dem stark umkämpften Markt der Zulieferer eine Nische zwischen reinen Engineering-Dienstleistern einerseits und ausschließlichen Teilelieferanten andererseits erarbeitet und sich darin durch technisch sinnvolle, an individuellen Kundenbedarfen orientierte Produktlösungen etabliert. Dabei haben wir stets großen Wert auf die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter gelegt und uns immer wieder neu dem Markt angepasst.

Was unterscheidet ihre Unternehmensphilosophie sowie ihre Produkte und Dienstleistungen von denen ihrer Wettbewerber? Was machen sie anders und worin besteht der Vorteil für ihre Kunden?
Grundsätzlich stellt Rollax keine Katalogware her, sondern konzentriert sich auf die Entwicklung und Serienumsetzung von optimierten Lösungen für den Kunden. Dabei steht nicht das technisch beste Konzept im Vordergrund, sondern das für die jeweilige Applikation sinnvollste.

Mehr als 90 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaften sie mit Kunden aus der Automobilindustrie, die sich derzeit in einem tiefgreifenden Transformationsprozess befindet. Welche Auswirkungen hat dieser Prozess auf ihr Unternehmen?

Einerseits bringt das Vorteile, da sich Rollax mit den Prozessen und hohen Anforderungen der Automobilindustrie gut auskennt, zum anderen ergibt sich die Gefahr der Abhängigkeit. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder neu zu erfinden und dem Markt anzupassen.  Bestes Beispiel ist die Neuausrichtung in Richtung „New Mobility“.

Unter dem Stichwort „New Mobility“ reagieren sie mit ihrem Leistungsportfolio auf Megatrends wie Elektromobilität und teilautonomes Fahren und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihr Unternehmen gerade für die Bewältigung der damit verbundenen Fragen über besondere Lösungsansätze verfügt. Welche Auswirkungen wird die Beschäftigung mit Fragen der „New Mobility“ auf ihr klassisches Produktportfolio haben?

Der Transformationsprozess verringert tendenziell den Anteil mechanischer Bauteile. Allerdings werden auch unsere klassischen mechanischen Produkte von diesem Megatrend profitieren, da sie an die besonderen Anforderungen der E-Mobilität angepasst werden müssen.  Auch hier sind wir ständig bestrebt, neue Ideen bzw. Anforderungen zu integrieren. Ein signifikantes Beispiel sind die neuen  Entwicklungen bei Lenkungslagern. Für autonomes Fahren wird in Zukunft das „Drive by Wire“ immer stärker in den Fokus rücken. Hier werden sich die Anforderungen an die Lenkungslager insbesondere im Hinblick auf Sensorik oder Schwingungsverhalten grundlegend ändern. Weiterhin reagieren wir unter dem Stichwort „New Mobility“ mit einer Verlängerung unserer Wertschöpfungskette in neue Produkte wie E-Bikes oder Scooter, um uns im Markt der Produkte für die „Letzte Meile“ zu etablieren.

China hat sich in den letzten Jahren zum größten Automobilmarkt der Welt entwickelt und drängt mehr und mehr mit eigenen Produkten auf die Märkte. Ihr bedeutendster Markt ist nach wie vor Europa. Wie halten Sie Anschluss an diese Veränderung und zählen sie auch schon chinesische OEM`s zu ihren Kunden?

Wir haben bereits zahlreiche Kunden in China wie Geely, Saic oder BYD. Das Geschäft in China ist differenzierter mit vielen kleineren Projekten mit einer viel höheren Flexibilität und Geschwindigkeit. Nur aus Deutschland diesen Markt zu bearbeiten, ist langfristig nicht möglich. Daher sind wir froh, mit unserem Standort in Ahui den local-for-local Ansatz fahren zu können. Derzeit entwickeln wir alles in Deutschland. Wir wollen in den nächsten Jahren unsere Entwicklungskompetenz in China verstärken, um schneller auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen zu können.  

Die gesamte Branche klagt über Fachkräftemangel und sieht darin teilweise schon ein Haupthindernis für weiteres Wachstum. Was tun sie als mittelständisches Unternehmen, um ihre Personalbedarfe qualitativ für die Zukunft gerade in Fragen der „New Mobility“ abzusichern?

In der Tat wird es immer schwieriger, unsere Personalbedarfe vor allem im Hinblick auf künftige Herausforderungen zu decken, wenngleich wir mit unserem Hauptstandort in Ostwestfalen noch gewisse Wettbewerbsvorteile im Vergleich zu industriellen Großregionen haben. Bedingt durch unsere familiären Strukturen haben wir eine sehr geringe Fluktuation. Nach wie vor sind die beruflichen Chancen in der Automobilindustrie höher als in anderen Branchen – insbesondere mit einer elektromechanischen Ausbildung. Und mit unserem neuen Marktsegment „New Mobility“ insbesondere mit Komponenten für E-Bikes und andere Produkte sind wir für die junge Generation ein interessanter Arbeitgeber.

Vielen Dank für das Gespräch.  

Das Gespräch führte Dr. Rudolf Müller, technischer Fachredakteur.