Zehn Jahre erfolgreiche Industriegeschichte – wie kaum ein zweites Start-up-Unternehmen in der deutschen Industrielandschaft hat sich die fleXstructers GmbH aus Kaiserslautern zu einem international geachteten Innovationspartner nicht nur der Automobilindustrie entwickelt. Mit ihren wegweisenden Produkten und Dienstleistungen vornehmlich in der digitalen Auslegung und Validierung von Bordnetzen und Schlauchsystemen ist der Weg in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft vorgezeichnet.

Interview mit Oliver Hermanns, Geschäftsführer der fleXstructures GmbH, Kaiserslautern und Daniel Dengel, Technischer Vertrieb, fleXstructures GmbH.

Dr. Rudolf Müller: Herr Hermanns, vor wenigen Wochen konnten Sie ihr zehnjähriges Firmenjubiläum feiern. Im Kreis Ihrer fest etablierten Kunden vornehmlich aus der Autoindustrie und verwandten Bereichen gelten Sie als Youngster. Als ehemaliges Start-up-Unternehmen sind Sie weit über die Gründungsphase hinaus. Wo steht Ihr Unternehmen heute und was ist ihr Fazit aus einer Rückschau auf Ihre bisherige Unternehmensgeschichte?

Oliver Hermanns: In der Rückschau können wir heute mit Fug und Recht behaupten, dass wir zwar nicht alles, aber vieles richtig gemacht haben. Insbesondere die ursprüngliche Konzentration auf die Automobilindustrie, die angesichts immer schneller aufeinander folgender Modellwechsel als Innovationstreiber gilt, hat sich als Glücksfall erwiesen. Wir haben mit unseren Produkten und Leistungen eine Nische besetzt, die angesichts ihrer Kostenintensität für die Automobilindustrie von zentraler Bedeutung ist.

Dr. Rudolf Müller: Was sind die Hauptgründe für Ihren Erfolg?

Oliver Hermanns: Einer der Hauptgründe ist sicherlich die Tatsache, dass wir mit unseren Produkten nach wie vor eine Alleinstellungsposition auf dem Weltmarkt einnehmen. Keiner unserer Wettbewerber ist in der Lage, vergleichbare Produkte und Dienstleistungen in der Qualität anzubieten, wie wir dies tun. Wir haben uns diese Marktposition nicht zuletzt durch die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit von Physikern, Mathematikern, Maschinenbauern und Informatikern erarbeitet. Somit konnte ein Produkt wie IPS Cable Simulation entstehen, dass es ermöglicht komplexe flexible Bauteile wie Leitungssätze, Kabel und Schläuche physikalisch korrekt und einer anwenderfreundlichen Art und Weise in Echtzeit digital auszulegen und zu validieren.

Dr. Rudolf Müller: Wie würden Sie die geschäftlichen und politischen Rahmenbedingungen für den Aufstieg Ihres Unternehmens aus heutiger Sicht beurteilen?

Oliver Hermanns: Was Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups angeht, ist der deutsche und auch der europäische Kapitalmarkt nach wie vor nur schwer zugänglich. Zwar ist Venture Capital vorhanden, jedoch verhalten sich deutsche Investoren und Banken deutlich risikoscheuer als dies Kapitalgeber auf dem US-amerikanischen Kapitalmarkt tun. Bezüglich der Einstellung der Politik zu Start-ups kann man einen positiven Mentalitätswechsel feststellen. Man hat die Bedeutung von Start-ups für die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Deutschland zunehmend erkannt und hat auch gezielte Fördermaßnahmen ergriffen, die auch wir in Anspruch nehmen. Hinzu kommt, dass Start-ups sich hauptsächlich zu Mittelstandsunternehmen entwickeln, die für ihre Innovationsintensität bekannt sind und damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Industriestruktur und auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen leisten.

Dr. Rudolf Müller: In den letzten Jahren haben Sie sich hauptsächlich auf die digitale Auslegung und Validierung von Bordnetzen und Schlauchsystemen für die Automobilindustrie konzentriert. Ist dies weiterhin Ihr Kerngeschäft oder hat sich Ihre Produktpalette erweitert bzw. welche Erweiterungen planen Sie?

Oliver Hermanns: Die Konzentration auf das 3D-Design und die Validierung von Bordnetzen und Schlauchsystemen ist nach wie vor unser Kerngeschäft. Was wir jedoch derzeit tun, ist die Verbreiterung dieses Geschäftsmodells auf eine mehr prozessorientierte Anwendung. Wir wollen die gesamte Wertschöpfungskette vom originären Design über Entwicklung, Versuch, Produktion und Vertrieb bis hin zum After Sales mit unseren Produkten abdecken.

Dr. Rudolf Müller: Welche Chancen ergeben sich aus dem von Ihnen entwickelten auf 3D-Software basierten Menschmodell IPS IMMA?

Daniel Dengel: Unser Ansatz ist, dass nach wie vor der Anteil menschlicher Arbeit bei der Maschinen-Mensch-Interaktion insbesondere in der Montage und Produktion sehr hoch ist. Kann der Mensch eine Aufgabe später am Band überhaupt durchführen oder welche ergonomischen Auswirkungen hat es auf ihn? Die Antworten auf diese Fragen bietet unser digitales Menschmodell IPS IMMA. Es bietet den Kunden die Möglichkeit nicht nur Design und Einbau von Kabelsätzen zu simulieren, sondern die Simulation auf faktisch nahezu alle Bauteile auszuweiten. Durch die digitale Überprüfung dieser Aufgaben frühzeitig im Produktentwicklungsprozess können wertvolle Erkenntnisse gewonnen und Prototypen reduziert werden. Dadurch werden direkt Entwicklungszeiten und Kosten eingespart.

Dr. Rudolf Müller: Ihre bisherige Kundenbasis ist die Automobilindustrie. Wird sich dies in Zukunft verändern und wenn ja, in welche Industriebereiche planen Sie zu expandieren.

Oliver Hermanns: Angesicht der sich deutlich verbreiterten Anwendungsmöglichkeiten unserer Produkte werden wir auch außerhalb des Automobilsektors tätig werden. In anderen Produktions- oder Produktbereichen, wie z.B. bei Land- und Baumaschinen, Lastwagen & Bussen, Schienenfahrzeugen bis hin zu Haushaltswaren und der Medizintechnik, kommt es ebenfalls zu Herausforderungen mit flexiblen Bauteilen, die korrekt ausgelegt werden müssen. Jedoch werden wir uns angesichts des durch die Notwendigkeit der Dekarbonisierung des Verkehrssektors erzwungenen aktuellen Transformationsprozesses in der Automobilindustrie auch weiterhin auf diesen Bereich konzentrieren. Mit unseren Produkten sind wir in der Lage, die Automobilindustrie bei der Entwicklung neuer Antriebsvarianten im batterieelektrischen Bereich oder beim Einsatz von Brennstoffzellen oder E-Fuels zu unterstützen und einen deutlichen Beitrag zur Verkürzung von Produkt-Entwicklungszeiten zu leisten.

Dr. Rudolf Müller: Was sind die wesentlichen Einfluss- und Erfolgsfaktoren für die Weiterentwicklung Ihres Geschäftsmodells?

Oliver Hermanns: Wesentlich für den weiteren Erfolg des Unternehmens wird der Ausbau von Software-as-a-service-Leistungen und Cloud-Diensten sein. Mit online verfügbaren Datenbanken und Automatisierungsmöglichkeiten wollen wir dem Kunden das Leben nochmal vereinfachen und einige der Kernherausforderungen in der Digitalisierung, nämlich die Integration und Automation aktiv mitgestalten. Darüber hinaus ist die Verfügbarkeit von geeigneten Fachkräften für uns von ganz entscheidender Bedeutung. Über die Durchführung einer Reihe von Forschungsprojekten haben wir bei unserem Personal ein beachtliches Know-how-Potenzial aufgebaut. Dies wird jedoch nicht ausreichen, den weiteren Wachstumsprozess zu bewältigen. Wir werden darauf angewiesen sein, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor allem auch im internationalen Bereich für uns zu gewinnen, um auch an unseren Auslandsstandorten qualitativ hochwertig vertreten zu sein. Wir setzen dabei auf unsere positive Unternehmens- und Zusammenarbeitskultur. Arbeiten bei fleXstructures soll Spaß bereiten und dazu schaffen wir auch am Arbeitsplatz für alle angenehme Arbeitsbedingungen.

Herr Hermanns, Herr Dengel wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Gespräch führte Dr. Rudolf Müller, freier Journalist.

Video Motorraum 1: https://vimeo.com/729898360
Video Motorraum 2: https://vimeo.com/729898482
Video Radioeinbau: https://vimeo.com/729898257

  • Bildquellen:
    • Copyright fleXstructures GmbH
    • Geometry models courtesy of Caresoft Global (kann sehr klein erwähnt werden)

Bildunterschrift: Wiring system application cases – IPS Cable Simulati

Kontakt:
fleXstructures GmbH | Trippstadter Straße 110 | 67663 Kaiserslautern
www.flexstructures.de