Armin Diez, CTO und COO EKPO Fuel Cell Technologies im Interview mit OEM und Lieferant

Herr Diez, EKPO ist durch seine Muttergesellschaften ElringKlinger und Plastic Omnium seit rund 20 Jahren im Bereich Brennstoffzellen aktiv. Erzählen Sie uns von Ihren Anfängen mit Brennstoffzellen…

Armin Diez: Was ElringKlinger betrifft, so haben wir 1999 mit der Entwicklung der ersten Bipolarplatten für Brennstoffzellen begonnen. Der Produktionsprozess zur Herstellung einer Bipolarplatte ist ähnlich dem einer Zylinderkopfdichtung – und hier sind wir Weltmarktführer mit großem Know-how. Der Schritt von der Dichtung zur Bipolarplatte war daher naheliegend. Wir waren in Kontakt mit einem großen süddeutschen OEM. Zu diesem Zeitpunkt haben wir auch schon über eine Industrialisierung nachgedacht und konnten uns bereits einige wichtige Patente sichern. So fing alles an.

Können Sie uns einen Überblick zum Produktportfolio geben?

EKPO ist ein Komplettanbieter von Brennstoffzellenstacks und -komponenten. Unsere Technologie und Produkte basieren auf einem Know-how, das wir in mehr als zwei Jahrzehnten aufgebaut haben. Unser Ziel ist klar definiert: Die Entwicklung und Großserienproduktion von Stackkomponenten wie z.B. Bipolarplatten oder Medienmodulen sowie Hochleistungs-Brennstoffzellenstacks, um die CO2-neutrale Mobilität weiter voranzutreiben – ob auf der Straße, der Schiene, dem Wasser oder im Offroad-Bereich. Unsere Produktpalette basiert auf Metall-Bipolarplatten und einer eigenen, inhouse assemblierten Membran-Elektroden-Einheit (MEA). Damit setzen wir Maßstäbe bei der Leistungsdichte und bieten gleichzeitig eine Langlebigkeit, die für den Einsatz vor allem in Nutzfahrzeugen geeignet ist.

Brennstoffzellen sind keine neue Technologie, aber sie haben in den letzten 18 Monaten viel Aufmerksamkeit erregt. Warum ist das so? Was wird jetzt anders gemacht?

Die Technologie hat viele Jahre lang vor sich hin geschlummert, wobei wir ständig weiter daran gearbeitet haben. Das wachsende Bewusstsein in der Gesellschaft für die globale Erwärmung beflügelt das Thema nun. Dies kommt uns zugute.

Emissionsfreie Mobilität ist in der Politik viel höher angesiedelt: Europa bündelt seine Kräfte und lanciert länderübergreifende Projekte. Das Ziel ist, in naher Zukunft einen massiven Ausbau der Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff zur Dekarbonisierung von Industrie und Mobilität voranzutreiben. 23 von 27 EU-Mitgliedsstaaten sind daran beteiligt. Insbesondere Frankreich und Deutschland gehen voran und haben kürzlich Förderbudgets in Höhe von 7 Mrd. € bzw. 9 Mrd. € in die Wasserstoffentwicklung angekündigt.

Aber nicht nur Deutschland und Europa geben hier Gas – wir sehen einen weltweiten Trend von Japan, Korea, China über Europa bis nach Nordamerika. Die Ziele der staatlichen Förderung schließen auch die weitere Industrialisierung der Brennstoffzellentechnologie ein. Ein weiterer, ganz wichtiger Punkt: Durch die Fortschritte und den Ausbau regenerativ erzeugter Energie (Wind, Sonne, Wasser) sowie die Fortschritte bei den Elektrolyseuren ist bezahlbarer grüner Wasserstoff nicht mehr nur eine Vision.

Hohe Kosten, geringe Lebensdauer und überschaubare Zuverlässigkeit werden als die Haupthindernisse für die Kommerzialisierung der Brennstoffzellentechnologie angesehen. Würden Sie dem zustimmen?

Es stimmt, dass die Kosten der Technologie und die begrenzten Erfahrungswerte sowie der schleppende Aufbau der Infrastruktur die Haupthindernisse für den Einsatz von Brennstoffzellen waren. Aber das wird sich ändern.

Durch industrialisierte Prozesse wird bei EKPO bereits heute eine wesentlich höhere Produktivität erreicht, hinzu kommen Volumeneffekte, die sich auch bei Materiallieferanten kostensenkend auswirken. Mit dem Markthochlauf werden über steigende Stückzahlen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Skaleneffekte erzeugt. Die Stückkosen werden sinken, wir rechnen mindestens mit einem Faktor 5. Hierurch wird die Technologie zunehmend auch für Pkw wettbewerbsfähig wodurch eine noch größere Nachfrage erzeugt wird. Zu diesem Zweck hat EKPO bereits eine Produktionslinie in Deutschland aufgebaut, die für eine jährliche Kapazität von bis zu 10.000 Stacks konzipiert ist und schnell ausgebaut werden kann.

Was die Zuverlässigkeit angeht, so haben Toyota, Hyundai und Daimler die Reife der Technologie bewiesen. Ihre Pkw-Modelle (Mirai, Nexo, GLC) haben keine signifikanten Probleme im Feld gezeigt. Tatsächlich werden FCEVs täglich in anspruchsvollen Anwendungen, wie z.B. im Taxibetrieb in Paris, eingesetzt.

Während die Langlebigkeit für PKW-Anwendungen bereits bewiesen ist, werden für Nutzfahrzeuganwendungen, wie z.B. schwere LKW, Züge oder Busse, Brennstoffzellen-Lebensdauern von bis zu 30.000 Stunden gefordert. Daneben ist in diesem Marktsegment der Wirkungsgrad bzw. der Wasserstoffverbrauch eine sehr wichtige Größe, die insbesondere bei hohen Laufleistungen noch stärker als die Brennstoffzellen-Stackkosten in die Betriebskosten eingeht und letztlich einen wichtigen Faktor für die Wirtschaftlichkeit darstellt.

Darüber hinaus arbeitet EKPO bereits aktiv an der nächsten Stack- Generation und kooperieren dabei mit LKW-, Bus- und Bahn-Herstellern. Wir sind bereit für große Stückzahlen.

Startseite | EKPO Fuel Cell Technologies (ekpo-fuelcell.com)

Video: https://www.elringklinger.de/de/node/9437

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