Interview mit Ingo Neumann, Geschäftsführer UNITY China.

China ist für deutsche Unternehmen nach wie vor einer der wichtigsten Märkte, allein schon wegen seiner Größe. Die Pandemie hat die Zusammenarbeit mit dem Reich der Mitte jedoch erheblich erschwert. Ingo Neumann ist Geschäftsführer der chinesischen Landesgesellschaft der deutschen Managementberatung UNITY. Im Interview mit OEM&Lieferant verrät der China-Experte, wie er sein Unternehmen erfolgreich durch die Corona-Zeit geführt hat.

Herr Neumann, wie haben Sie die vergangenen 2,5 Jahre in China erlebt?

Von jetzt auf gleich stand durch Corona und durch die Zero-Covid-Strategie das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben komplett still. Dann folgte das andere Extrem: Die Geschwindigkeit des Restarts war gerade in China beeindruckend. China ist weiterhin eines der am schnellsten wachsenden Länder weltweit. Aktuell haben wir als UNITY in China eine hervorragende Auftragslage und freuen uns, dass unser Team sehr schnell wächst.

Wie haben Sie als deutscher Geschäftsführer eines chinesischen Unternehmens den Lockdown gemanagt?

Der Lockdown war für alle Unternehmen eine große Herausforderung. Viele Prozesse standen erstmal still und mussten virtualisiert werden. Wir waren in der glücklichen Lage, dass unsere Projektarbeit fast vollständig in das Home Office verlagert werden konnte. Allerdings war dies nicht für alle Unternehmensprozesse möglich. So konnten wir, wie viele andere Unternehmen auch, keine Rechnungen aus dem Home Office an unsere Kunden schicken, da sich hierfür notwendiges Equipment im Unternehmen befindet. Dies war für viele Unternehmen eine schwierige Situation, auf die manche Wettbewerber mit Aussetzen der Lohnzahlungen reagiert haben. Das passte allerdings nicht zu unserem Werteverständnis bei UNITY. Die Situation war natürlich auch für uns schwierig, da niemand wusste, wie lange der Lockdown dauert. Da ich seit über zehn Jahren in China lebe, kenne ich natürlich auch die kulturellen Besonderheiten hier. Daher konnte ich die Existenzsorgen meiner Mitarbeiter verstehen und ihnen mit Blick auf unsere deutsche Unternehmenskultur viele Sorgen nehmen.

Wie haben sich Pandemie und Lockdown auf Ihre Kunden in China ausgewirkt? Und welche Beratungsleistungen werden aktuell besonders nachgefragt?

Von jetzt auf gleich war es unseren deutschen Kunden in China nahezu unmöglich, dringend benötigtes Fach- und Projektpersonal nach China zu entsenden. Die Einreisebedingungen sind bis heute sehr streng. Unsere deutschen Kunden in China profitieren sehr davon, dass sie mit uns einen verlässlichen Partner vor Ort haben, der dafür sorgt, dass Projekte nicht verzögern. Viele unserer Kunden kennen wir bereits sehr lange und arbeiten auch in Deutschland erfolgreich mit ihnen zusammen. In China werden wir oft für Prozesse und Methoden im Projektmanagement sowie für fachliche Planungen eingebunden. So planen wir beispielsweise die Intralogistik verschiedener Werke eines deutschen Automobilherstellers.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit innerhalb von UNITY über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg?

Ein Schlüsselfaktor ist der enge Schulterschluss mit unseren deutschen Standorten. ‚Made in Germany‘ genießt in China nach wie vor einen sehr guten Ruf. In einer frühen Planungsphase werden Projekte durch ein Team in Deutschland aufgesetzt und dann zur Detailplanung und Umsetzung an lokale Teams vor Ort in China übergeben. In China versuchen wir diese Projekte so früh wie möglich zu begleiten, um sicherzustellen, dass auch in Planungs- und Implementierungsphasen die Standards und Normen aus Deutschland bekannt sind und Anwendung finden.

Zudem gibt es in der chinesischen Kultur viele versteckte Stolpersteine, die den Erfolg eines Projekts gefährden können. Auch sprachliche Barrieren können ein Hindernis sein. Als Deutscher, der fließend Chinesisch spricht, fungiere ich daher oft als Bindeglied zwischen den deutschen und chinesischen Teams.

Vielen Dank für das Gespräch.

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