Topf und Deckel, Kino und Popcorn, Sommer und Sonne, Saarland und Automobilindustrie: Es gibt Dinge, die gehören einfach zusammen. Kaum eine andere Wirtschaftsbranche prägt unseren Standort so stark wie die Automobilindustrie. Und kaum eine andere Wirtschaftsbranche steht derzeit unter einem so großen Transformationsdruck und vor dem größten Umbruch ihrer Geschichte.  Elektromobilität, autonomes Fahren, digitalisierte Fahrzeuge und neue Mobilitätsangebote – das ist nicht mehr nur Zukunftsmusik, sondern teilweise bereits Realität. Jeder Fortschritt bringt aber auch immer wieder neue Herausforderungen mit sich. Und die Automobilindustrie sieht sich zusätzlich mit vielen weiteren Belastungen konfrontiert. ZumTransformationsdruck kommen die Energiekrise, Materialmangel, Inflation und die Folgen der Corona-Pandemie hinzu. Sie verlangen der Branche immer wieder neue Anstrengungen ab.

Transformation und Wandel sind aber immer auch eine Chance. Diese zu nutzen, liegt in der Natur unseres Landes. Mit seiner bewegten Geschichte ist das Saarland längst Strukturwandel-Weltmeister. Gelingen kann der Strukturwandel ein weiteres Mal, wenn wir ihn nicht einfach geschehen lassen, sondern früh Antworten auf Veränderungsprozesse geben. Eine solche Antwort ist der Transformationsfonds, den wir im vergangenen Jahr verabschiedet haben. Er ist der Möglich-Macher für eine Dekade der Leitinvestitionen in Industrie, Infrastruktur und Innovation. In den nächsten zehn Jahren nehmen wir knapp 3 Milliarden Euro in die Hand: Um Flächen zu erwerben und zu entwickeln, um die Landesanteile an Bundesförderung zu stemmen und um Ansiedlungen zu gewinnen.

Ein solche Ansiedlung ist etwa die des Batterieherstellers SVOLT. Mit ihr steigen wir aus dem Stand in die erste Liga der Elektromobilität auf – mit allen potenziellen positiven Sekundäreffekten, die das zum Beispiel für Zulieferer haben kann. Auch beim Thema Wasserstoff haben wir uns zum Ziel gesetzt, europaweit voranzugehen. Mehrere Unternehmen wie beispielsweise Bosch und Hydac haben bereits erfolgreich in Wasserstofftechnologien und Elektromobilität investiert. Gemeinsam unseren Nachbarn der Großregion wurden im Rahmen des IPCEI Programms wichtige Projekte zum Aufbau der Infrastruktur für Wasserstoff initiiert. Die Transformation bietet den Akteuren Chancen über die eigentliche Verwendung des Produkts hinaus, und das hat gleich mehrere Vorteile für unseren energieintensiven Standort. Die Forderung nach CO2-Reduzierung hat die Energieeffizienz in der Produktion und auch die gesamte Prozesskette stärker in den Vordergrund gerückt. Dafür sind wir im Saarland gut aufgestellt: Starke Akteure mit viel Kompetenz in den Bereichen Digitalisierung, Software und Automatisierung sind ein Garant dafür, dass die Produktion in den Werken besser planbar und somit effizienter wird.

Sicher: Die Entscheidung von FORD gegen Saarlouis war und ist ein Stich mitten ins saarländische Auto-Herz.  Am meisten schmerzt er zweifellos die Beschäftigten. Aber auch unser gesamter Automobilstandort leidet mit. Unser Ziel ist klar: so viele Arbeitsplätze am Standort nach 2025 wie möglich. Und unabhängig davon, welchen Antrieb das Auto der Zukunft haben mag, wir wollen, dass es weiterhin eine saarländische Seele hat. Damit können wir im Saarland erneut beweisen, dass Strukturwandel ohne große Brüche gelingen kann – und zur Blaupause für eine Branche werden, die weltweit im Umbruch ist.

Ihre

Anke Rehlinger

Ministerpräsidentin des Saarlandes