Das war ein harter Schlag für die deutsche Automobil- und Zulieferindustrie und er kam zur Unzeit. Zu einer sich nach zehn Jahren Prosperität abschwächenden Konjunktur und einem fundamentalen Transformationsprozess in neue Technologien kam die Corona-Krise mit einer Wucht, die keiner in einer solchen Dimension erwarten konnte.

Ab März 2020 kannten Produktions- und Zulassungszahlen, Absatzentwicklungen und Marktdaten nur noch eine Richtung: nach unten. Und die Krise war und ist global. Angefangen hatte es in China. Aber mit nicht erwarteter Geschwindigkeit waren alle Märkte mit unterschiedlicher Intensität betroffen. Am härtesten hat die Corona-Krise jedoch in Europa zugeschlagen.

Im ersten Halbjahr 2020 lagen die Neuzulassungen europaweit 39 Prozent unter dem Vorjahreswert, wobei Deutschland mit minus 35 Prozent im Vergleich zu den anderen großen europäischen Märkten noch verhältnismäßig glimpflich davon gekommen ist. Sowohl in Frankreich als auch dem Vereinigten Königreich und in Italien halbierten sich die Neuzulassungen.

Die vergleichbaren Märkte in den USA gingen im ersten Halbjahr 2020 um minus 23 Prozent zurück. Der chinesische Markt verzeichnete einen Rückgang von ebenfalls minus 23 Prozent. Ähnliche Werte weisen sowohl Japan als auch Russland auf.

Historisch einmalig war der vollständige Shutdown der Produktion. Zerrissene Lieferketten, menschenleere Produktions- und Verkaufshallen und ein Stillstand der Logistik stellten die Industrie beim Wiederanlauf vor bisher nicht gekannte Probleme. Schonungslos aufgedeckt wurden dabei Lücken in den Lieferketten, die schnellen Handlungsbedarf auslösten. Die Beachtung von Hygienevorschriften sowie Gesichtspunkte des Social- Distancing bei der Arbeitsplatzgestaltung waren völlig neue, bisher unbekannte Herausforderungen.

Und solange ein wirksamer Impfstoff nicht entwickelt wurde, dauert die Corona-Krise an. Aber Kunden, Industrie und Politik lernen damit zu leben.

So gibt es erste Anzeichen für eine Stabilisierung der Märkte. Insbesondere die Entwicklung in China, dem mit Abstand wichtigsten Markt der deutschen Premiumhersteller, lässt aufhorchen. So meldete der chinesische Branchenverband PCA ein Absatzplus von 7,9 Prozent für den Juli 2020 gegenüber dem Vorjahr. Dies nährt die Hoffnung, dass China eine, wie in der Finanzkrise 2009 vergleichbare Rolle als Wachstumslokomotive zufallen könnte.

Auch in Westeuropa scheinen sich die Märkte in Summe wieder zu stabilisieren. Zwar sank der Gesamtmarkt um knapp zwei Prozent. Jedoch konnten die Märkte im Vereinigten Königreich, Frankreich und Spanien teilweise deutlich zulegen. Italien und Deutschland liegen mit weiteren Rückgängen von minus elf bzw. minus fünf Prozent hinter dieser Entwicklung zurück. Hier scheint die Mehrwertsteuersenkung um drei Prozentpunkte noch nicht zu wirken.

Deutliche Wirkung entfaltet demgegenüber die Erhöhung des Umweltbonus für Elektrofahrzeuge. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im Juli 2020 erstmals 35.955 Elektro-PKW zugelassen. Dies bedeutet einen Zuwachs von 288 Prozent und einen Marktanteil bei Neuzulassungen von 11,4 Prozent. Im ersten Halbjahr 2020 wurden 129.936 Elektrofahrzeuge neu zugelassen und damit 128 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine besondere Rolle spielten dabei die Plug-In-Hybride, deren Neuzulassungswert sich fast versechsfachte.

Diese Entwicklung zeigt, dass die Corona-Krise nicht notwendigerweise Bremser des technologischen Transformationsprozesses der Automobil-und Zulieferindustrie sein muss, sondern auch bei zielgenauer Förderung von Investitionen eine Beschleunigungsfunktion haben kann. Um dieses Momentum zu nutzen, ist es umso erforderlicher, den Ausbau der Ladeinfrastruktur jetzt schnell voranzutreiben.

Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Folgen der Corona-Krise überwunden sein werden. Aber Industrie und Politik haben wichtige Weichenstellungen vorgenommen, um den Recovery-Prozess der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie erfolgreich zu gestalten.

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