Oft sind es ja die kleinen Dinge, die den großen Unterschied machen.
Das ist im industriellen Umfeld nicht anders. Ein perfektes Beispiel dafür sind Druckausgleichselemente, kurz DAE. Auf den ersten Blick wirken die meist runden Membrane absolut unspektakulär. Jedoch spielen sie eine ganz entscheidende Rolle in elektronischen Anwendungen, indem sie Druckunterschiede ausgleichen und sensible Elektronik vor Staub, Schmutz und Flüssigkeiten schützen. Wir haben mit Adrian Marggraf, Produktmanager bei Schreiner ProTech für Druckausgleichselemente, über die aktuellen Entwicklungen der Branche gesprochen.

Herr Marggraf, auch, wenn das Jahr schon fast vorbei ist: Welche Trends haben sich denn im Bereich Druckausgleichselemente (DAE) abgezeichnet?

Aktuell ist viel Bewegung erkennbar. Die Membrantechnologie spielt eine wesentliche Rolle bei der Elektrifizierung, denn Druckausgleichselemente unterstützen eine Vielzahl von Funktionen, ohne die die Umsetzung des Megatrends nicht möglich wäre: Je mehr unterschiedliche elektronische Bauteile sie in einem Fahrzeug haben, desto mehr Druckausgleichselemente benötigen sie, um die Funktionstüchtigkeit der einzelnen Komponenten zuverlässig und autark voneinander und vor allem über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeuges sicherzustellen. Und dies fängt nicht erst mit dem ersten Start ihres Motors an, sondern bereits auf dem Transportweg und Verbau einzelner Komponenten: Sie können ein elektronisches Bauteil nicht einfach mal quer über den Ozean schippern. Da spielen Temperaturschwankungen, Druckunterschiede, Staub, Schmutz und Feuchtigkeit undundund eine Rolle. Im Zweifelsfall war es das mit ihrem Bauteil, bevor es überhaupt zum Einsatz kommt. Somit spielt ein DAE eine wichtige Rolle für die Stabilität in der Lieferkette. Dass die Elektrifizierung hier den Druckausgleichselementen einen gewissen Schub verleiht, war also absehbar. Noch spannender finde ich aktuell die Bewegung auf dem Feld der Befestigungsmöglichkeiten.

Können Sie kurz erklären, was Sie damit konkret meinen?

Selbstklebende Varianten sind zwar immer noch der Renner, aber es hat sich in den

vergangenen Jahren doch einiges auf dem Gebiet des Ultraschallschweißens getan. Das longitudinale Ultraschallschweißen von Membranen ist ja schon seit Langem ein gängiges Verfahren zur Verbindung von Bauteil und Druckausgleichselement. Allerdings gibt es jetzt Weiterentwicklungen in der Ultraschallschweißtechnologie und da sehen wir für die Kunden neue Möglichkeiten. Das gängige Verfahren des longitudinalen Ultraschallschweißen konnte bisher nicht für mechanisch sensiblere Membrane eingesetzt werden. Diese kommen immer dann zum Einsatz, wenn höhere Luftdurchflussraten benötigt werden. Aktuell arbeiten wir mit einem führenden Hersteller von Ultraschallschweißsystemen zusammen und gehen davon aus, dass wir dieses Jahr noch eine prozesssichere Lösung präsentieren können. Das wäre ein wirklich großer Schritt! Warum? Weil das Ultraschallschweißverfahren zum einen die steigenden Anforderungen der Industrie an die Technische Sauberkeit unterstützt und zum anderen, weil damit jetzt EIN Verfahren zur Verschweißung von einer Vielzahl von unterschiedlichen Druckausgleichselementen verwendet werden kann. Für die Kunden bedeutet das ganz konkret mehr Flexibilität bei der Auswahl der richtigen DAE-Lösung.

Bleibt der Bereich Automotive ein Anwendungsschwerpunkt für Druckausgleichselemente?

Auch, wenn DAE noch in einer Vielzahl weiterer Anwendungen zum Einsatz kommen, sage ich hier ganz klar und deutlich ja. Wenn wir über die Mobilität der Zukunft sprechen, dann geht es ja nicht nur um die Elektrifizierung, sondern auch die Miniaturisierung, das heißt kleinere und leichtere Bauteile. Wir haben beispielsweise mit dem DAE HighProtect eine Produktvariante geschaffen, die trotz minimaler Bauteilhöhe und reduziertem Gewicht selbst Dampfstrahlreinigern standhält und eine echte Alternative gegenüber bisherigen Snap-Fit- oder Schraubvarianten darstellt. Die dynamische Entwicklung in der Automobilbranche wird meines Erachtens noch weiter anhalten und Unternehmen, die flexibel, reaktionsschnell und innovationsfreudig sind, werden diese Trends sicher nutzen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen und eventuell auch neue Geschäftsfelder zu erschließen.

 Herr Marggraf, vielen Dank für das Gespräch!

Bildnachweis: Schreiner Group – https://www.oemundlieferant.de/publikationen/oem-2-2024/58/#zoom=true