Im Zuge des Generationenwechsels in der Unternehmensführung eines Werkzeugbauers investierte die neue Führungsmannschaft in viel Neues. Dabei kam es vor allem auf den richtigen IT-Partner an.

Von Volker Vorburg

Die Linner GmbH im bayerischen Wolnzach ist Spezialist für die Herstellung und den Service hochpräziser Zerspanungswerkzeuge und Präzisionsbauteile. Das Angebot reicht von den Zerspanungswerkzeugen über die Komponentenfertigung und Baugruppenmontage bis zur Technologieberatung und Entwicklung. Das Tochterunternehmen Linner Elektronik GmbH rundet das Portfolio mit der Entwicklung und dem Bau von elektronischen Baugruppen und Prüfständen ab. 2017 gründete man gemeinsam mit WMH Herion Antriebstechnik die Ausbildungskooperative „Die Heldenschmiede“. Inzwischen haben die Linner Unternehmensgruppe und die WMH Herion Antriebstechnik GmbH zudem miteinander fusioniert und die gemeinsamen Kompetenzen auf den Gebieten Antriebstechnik, Elektronik, Werkzeugbau, Sonder-Zerspanwerkzeuge sowie Service und Beratung zusammengeführt. Die 240 Mitarbeiter der Gruppe erwarten jetzt einen jährlichen Umsatz von über 25 Mio. Euro.

Mit der Übergabe der Geschäftsführung vom Firmengründer an die nächste Familiengeneration begann ein Wandel im Unternehmen: Im Dreiklang aus neuer Wertestruktur, digitaler Unternehmensanalyse und der Einführung von Microsoft Dynamics NAV begab sich die Firma auf den Weg zur ganzheitlichen digitalen Transformation. Die nächste Familiengeneration bilden Ludwig-Peter Linner, heutiger Geschäftsführer Produktion und Vertrieb, seine Schwester Katharina, Geschäftsführerin Marketing, Produktmanagement und Personal, sowie Bruder Lorenz, Geschäftsführer IT, Controlling und Qualitätsmanagement.

„Als wir die Geschäftsführung übernommen hatten, kristallisierten sich zwei Punkte schnell heraus“, erinnert sich Lorenz Linner, „Wir mussten die Unternehmenskultur verändern und unsere IT-Technologie war nicht auf dem aktuellen Stand, auf dem sie sein sollte.“ Führte die Gründergeneration bislang eher im patriarchalisch-hierarchischen Stil, strebten die Geschwister eine neue Wertestruktur mit einem kooperativen Miteinander und flachen Hierarchien an. Und sie wollten mehr Prozesse im Unternehmen automatisieren und digitalisieren. „Unser mit der Zeit stark individualisiertes ERP-System war einfach nicht mehr updatefähig und entsprach in keiner Weise modernen Anforderungen. Und es ging uns darum, für unsere Kunden Mehrwerte durch Daten und Informationen zu schaffen, die durch unsere Produkte oder auch direkt im Kundenumfeld entstehen“, weiß Linner weiter.

Fortschrittlicher Wandel

Die Änderung in Strategie und Führungsstil erläutert er so: „Unser Vater war der klassische Patriarch. Allerdings funktionieren meine Brüder und ich ganz anders, wir streben ein kooperatives Miteinander an. Für uns ist es entscheidend, dass sich die Leute in unserem Arbeitsumfeld wohlfühlen.“ Das Aufbrechen der alten Strukturen brachte aber Ängste und zum Teil auch Widerstände bei den Mitarbeitern mit sich – aus Sorge, nicht mehr gebraucht zu werden oder die neue Software nicht korrekt bedienen zu können. „Deshalb suchten wir immer wieder das Gespräch mit unseren Mitarbeitern. So konnten wir Zweifeln entgegenwirken und erhielten direktes Feedback aus den Abteilungen“, veranschaulicht Linner und erklärt weiter: „Im Rahmen der ersten kooperativen Austauschgespräche mit den Kollegen haben wir erfragt, wo es Handlungsbedarf gibt. Wir haben eine Rückmeldung von 700 Punkten bekommen, die wir dann „geclustert“ haben. Das war schon eine brutale Aufgabe.“ Das Führungstrio holte sich ferner professionelle Unterstützung von der COSMO CONSULT Gruppe, End-to-End-Lösungsanbieter und führende Unternehmensberatung für die Digitalisierung von Unternehmen. Es war den Linner-Geschäftsführern wichtig, einen IT-Partner zu finden, der sie technisch peu à peu schult und mitnimmt.

„Dieser IT-Partner gab uns das Gefühl, für all unsere Produktfelder ein bestmögliches Tool zu bieten. Außerdem sind wir mit COSMO CONSULT eine Lernpartnerschaft eingegangen, in deren Rahmen wir uns einem Digitalisierungscheck unterzogen haben“, so Lorenz Linner. Am Anfang stand eine schonungslose Analyse – von außen und objektiv betrachtet. „Uns war es wichtig, einen objektiven Blick auf unser Unternehmen zu bekommen. Gerade im Kontext mit der Digitalisierung ist es schwer einzuschätzen, in welchen Bereichen man gut oder schlecht ist, das ist von innen kaum möglich“, stellt Linner fest. Für den Digitalisierungscheck, der zusammen mit dem Nürnberger Fraunhofer Institut durchgeführt wird, fanden beim Werkzeugbauer zahlreiche intensive Interviews mit ausgewählten Mitarbeitern statt. „Die Analyse der dokumentierten Interviews ergab dann eine objektive Einschätzung, Bewertung und Standortbestimmung unserer Firma“, schildert der Geschäftsführer IT.

DigiCheck für den perfekten Weg

Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass im Unternehmen sehr unterschiedliche Kenntnisstände herrschen. So gibt es eine Ebene der Ideen, der strategischen Planung für Ziele, die man erreichen will. Eine andere Ebene ist dagegen für das Realisieren, das Doing, zuständig. Das Bewusstsein für die Werte von Daten und digitalen Abläufen ist jedoch auf diesen Ebenen sehr unterschiedlich. „Das Thema Digitalisierung und digitale Inhalte von Geschäftsmodellen ist den meisten von uns komplett fremd und vielen auch zu abgehoben“, verrät Linner. Daraus folgerte man, dass eine Brücke geschlagen werden muss zwischen dem, wo man eigentlich hinwill und dem perfekten Weg, auf dem man die Mitarbeiter in die Strategieentwicklung involvieren kann.

„Zusammengefasst hat uns der DigiCheck darüber Klarheit gebracht, wie und was bei uns über bestimmte Dinge gedacht wird und wie wir sie anpacken müssen. Wir haben ein klareres Bild bekommen, das ich auch für die Kommunikation mit den Kollegen nutzen kann“, konstatiert Linner. Ferner bildete das Ergebnis den Anstoß für eine umfassende digitale Beratung und eine digitale Roadmap als Leitfaden für die praktische Umsetzung.

„Die Aufgaben der Roadmap arbeiten wir kontinuierlich ab, denn das ist nichts, was man von einem Tag auf den anderen umsetzen kann“, so Linner. Die nötige Technologie liefert Microsoft mit seinem Microsoft Dynamics NAV-Standard. Teile der Wertschöpfungsprozesse wurden bereits digitalisiert und laufen jetzt automatisch im Hintergrund. Lieferketten, Fertigungs- und Betriebsabläufe lassen sich einfach verfolgen. Die digitalen Möglichkeiten bei Kontaktpflege, Service-Angeboten, Berichten, Analysen und Prognosen erleichtern das Projektmanagement. Und langfristig bilden sie auch die Basis für die Entwicklung neuer, intelligenter Produkte bei Linner.

www.cosmoconsult.com

*Quelle: Unternehmen&Trends, Ausgabe I/2020″