Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt

Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt, Board Member, Executive Consulting, Expert Production & Logistics, EVP Institute for Production and Logistics Systems.

Einblicke in den AKJ-Herbstkongress ‚Automotive Prozesse und IT 2024‘ vom 16./17. Oktober 2024 in Saarbrücken und den Werkstouren bei Bosch und Nobilia.

Die Automobilbranche steht derzeit vor einer ihrer größten Umwälzungen. Der AKJ-Herbstkongress ‚Automotive Prozesse und IT 2024‘, einer der bedeutendsten Treffpunkte für Entscheider und Experten aus der Automobil- und Logistikbranche, legte in diesem Jahr den Fokus auf die Transformation der Industrie.

Unter dem Motto „Die Transformation für mehr Effizienz, Autonomisierung, Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit“ wurden wegweisende Entwicklungen und innovative Lösungen präsentiert, die die Zukunft der Branche gestalten werden.

Führende Unternehmen aus der Automobil- und Logistikbranche nutzten die Plattform, um ihre Strategien zur Bewältigung aktueller Herausforderungen vorzustellen und die neuesten Technologien zu diskutieren. Im Mittelpunkt standen dabei die Neustrukturierung und Digitalisierung von Lieferketten, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), die Steigerung der Nachhaltigkeit und die Effizienzoptimierung in der Produktion. Hierbei auf global einsetzbare Standards zu setzen, wird zunehmend zum Muss.

1 – Digitale und Lean-Strategien für neue Ausrichtung der Prozesse und Strukturen in einer weiter entwickelten Zulieferindustrie.

Es ist davon auszugehen, dass neben einem Re-Design der bestehenden Standorte der Zulieferer auch neue Standorte aufgebaut und industrialisiert werden müssen. Dies erfordert die Nutzung neuer Instrumente und die Vernetzung zu den oft in Vergessenheit geratenen Lean-Konzepten.

Erst mit der Symbiose beider Strategien gelingt es, überflüssige Strukturen und Prozesse zu vermeiden und so mehr Sicherheit, Geschwindigkeit und Kostensenkung zu erreichen.

REHAU Automotive – Michael Colberg, COO, Rehau - Effiziente Industrialisierungsprozesse - Digitale und Lean-Strategien für Montage und Logistik bei REHAU Automotive.

Gerade in bestehenden Prozessen der Zulieferindustrie passiert es immer häufiger, dass beim Aufbau von Prozessen für neue Produkte nicht gleichzeitig auf relevante Strukturverbesserungen erfolgen. Dies ist aber unbedingt erforderlich, wenn wesentliche Kostenvorteile bei höherer Sicherheit umgesetzt werden müssen. Wie das geschehen kann, wurde im Vortrag von ZKW deutlich.

ZKW - Thomas Weier, Group VP Supply Chain Management, Krušovce/Wieselburg - Transformation der Supply Chain-Organisation – Wege zur konsequenten Neuausrichtung im Management und den Prozessen.

2 – Digitalisierung und Supply-Chain-Management

Vernetzte Lieferketten der Zukunft – Ein zentrales Thema des Kongresses war die Digitalisierung globaler Lieferketten. Unternehmen wie Bosch, Volkswagen und Schmitz Cargobull präsentierten eindrucksvoll, wie digitale Lösungen die Effizienz internationaler Netzwerke steigern und gleichzeitig die Reaktionsfähigkeit auf Störungen erhöhen können.

Ein prominentes Beispiel ist das „Connected Supply Chain“-System von BMW, das auf umfassender Automatisierung und digitaler Vernetzung basiert.

BMW Group - Dr. Wolfgang Rudorfer, Leiter Transportplanung/-steuerung und Benedikt Sperr, Leiter Projekte, Prozesse, Daten, München - Connected Supply Chain bei BMW – Die digitale Transformation der Supply Chain

Dieses System beinhaltet die automatisierte Datenerfassung und -verarbeitung zur Optimierung der Lieferkette. Ziel ist es,Daten aus verschiedenen Bereichen der Lieferkette nahtlos zu integrieren, um Risiken wie geopolitische Spannungen, Versorgungsengpässe und plötzliche Nachfrageänderungen frühzeitig zu erkennen und zu adressieren und orchestrieren.

Das Unternehmen Bosch setzt unter diesem Kontext verstärkt auf die Kombination von Datenanbindung, Risikoerkennung und automatisierten Steuerungssystemen. So werden Engpässe in Echtzeit identifiziert und bewältigt.

Bosch Homburg – Andrea Montuoro, Ltg. Logistics Planning and Fulfilment, Homburg Die Steuerung internationaler Produktionsnetzwerke - Digital, resilient und effizient – Konzept und Umsetzung.

Auch Schmitz Cargobulltreibt die Digitalisierung voran und setzt auf ein global agierendes Produktionsnetzwerk. Die weltweite Vernetzung der Produktionsstandorte ermöglicht so eine optimierte Kundennähe und die Entwicklung nachhaltiger, kosteneffizienter Lösungen wie dem EcoDuo, einer Fahrzeugkombination.

Dieses Konzept verursacht im Vergleich zu herkömmlichen LKWs 25 % weniger CO2-Emissionen. Schmitz Cargobull nimmt damit eine Vorreiterrolle für die nachhaltigen Transportlogistik ein.

Schmitz-Cargobull – Christopher Coenen, Leiter Konzernlogistik, Altenberge - Das neue Framework für Einkauf, Logistik und Produktion - Von der Strategie/Vision zur erfolgreichen Umsetzung im neuen adaptiven Cargobull-Operations-Netzwerk.

3 – Nachhaltigkeit und Effizienz: Grüne Logistik im Fokus

Nachhaltigkeit ist in der Automobil- und Logistikbranche zu einem zentralen Thema geworden. Unternehmen stehen zunehmend unter Druck, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, während sie gleichzeitig effiziente und wirtschaftliche Lösungen anbieten.

Der AKJ-Herbstkongress ‚Automotive Prozesse und IT 2024‘ verdeutlichte, dass grüne Logistikkonzepte nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind.

Ein herausragendes Beispiel hierfür ist Volkswagen, dass eine nachhaltige Logistikkette für seine MEB-Batteriesysteme entwickelt hat. Das Ziel von Volkswagen ist es, bis 2050 CO2-neutral zu wirtschaften.

Volkswagen Sachsen – Stefan Mader, Leiter Logistikplanung, VW Sachsen, Zwickau - Batterie-Logistik-Copy-Ready – Herausforderungen für die Planung und Umsetzung in der Fabrik und Supply Chain.

Die Logistik für die Batterien des modularen E-Antriebsbaukastens (MEB) erfordert spezielle Maßnahmen, da diese als Schwergut und Gefahrgut klassifiziert sind. Volkswagen setzt hierbei auf bahntaugliche Spezialbehälter, die automatisch be- und entladen werden können und für den kombinierten Schienen- und Straßentransport geeignet sind.

Volkswagen erweitert seine Bemühungen um Nachhaltigkeit auf die gesamte Produktionskette, indem vollautomatisierte Logistikprozesse in seinen Werken zum Einsatz kommen. Der Einsatz autonomer Transportfahrzeuge und robotergestützter Lagersysteme ermöglicht es, Ressourcen zu schonen und die Effizienz zu steigern. Die „grüne Logistik“ ist somit nicht nur eine Verpflichtung gegenüber der Umwelt, sondern auch ein langfristiger Wettbewerbsvorteil, der Kosten senkt und die Flexibilität erhöht.

4 – Just-in-Sequence 4.0: Produktionsprozesse der nächsten Generation

Ein weiteres Kernthema des Kongresses war die Just-in-Sequence (JIS)-Produktion. Dieses Konzept ermöglicht es Unternehmen, Produktionskomponenten exakt zum benötigten Zeitpunkt und in der richtigen Reihenfolge zu liefern. Das steigert nicht nur die Produktionseffizienz, sondern senkt auch Lagerkosten und verbessert die Anpassungsfähigkeit an Kundenbedürfnisse.

Rhenus Automotivestellte eine innovative Herangehensweise an das JIS-Konzept vor, das eine tiefe Integration von Kundensystemen und die Nutzung digitaler Plattformen vorsieht. In einer Zeit, in der Elektrofahrzeuge (BEV) und Verbrennungsmotorfahrzeuge (ICE) parallel produziert werden, erhöht sich die Prozesskomplexität erheblich.

Rhenus Automotive – Philipp Lappe, Head of IT, Rheda-Wiedenbrück und nemetris – Thomas Rukwid, Geschäftsführer, Bisingen - Die neue Rolle von Just-in-Sequence - Balanceakt zwischen globalen Herausforderungen, spezifischen Prozessen und schnellen Reaktionszeiten.

Diese parallele Produktion erfordert flexible Fertigungsplanung und ein effizientes Materialflussmanagement. Rhenus betonte die Notwendigkeit einer engen Verzahnung zwischen IT-Systemen und Produktionsprozessen, um Ausfallzeiten zu minimieren und die Produktion reibungslos zu halten.

Der Einsatz von JIS erlaubt es Unternehmen, nicht nur effizienter zu produzieren, sondern auch flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil die Nachfrage nach Fahrzeugen zunehmend schwankt und die Komplexität der Lieferketten steigt.

5 – Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie: Die Zukunft der Automobilproduktion

Ein weiteres Highlight des Kongresses war der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Automobilproduktion und Logistik. KI gilt als eine der vielversprechendsten Technologien, um Produktionsprozesse autonomer zu gestalten und die Effizienz zu maximieren. KI ermöglicht es, in Echtzeit auf Veränderungen in der Lieferkette zu reagieren, Engpässe vorherzusagen und die Logistik zu optimieren.

Bosch präsentierte seine Fortschritte im Bereich der KI-gestützten Steuerung internationaler Produktionsnetzwerke. Durch den Einsatz von KI können Lieferketten effizienter durch automatisierte Vorhersagen gesteuert werden, was den Unternehmen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschafft. Die KI-basierte Prozessoptimierung hilft dabei, Produktions- und Logistikabläufe kontinuierlich zu analysieren und zu verbessern.

Bosch – Vera Schmolzi, Director Global Supply Chain Service, Stuttgart - KI in der Supply Chain - Vorgehensweise und erste Umsetzungsbeispiele bzw. AI Infusion in Supply Chain - Methodologies & Use Cases.

Ein wesentlicher Aspekt ist auch die bevorstehende KI-Verordnung der EU, die klare Richtlinien dafür setzt, wie KI in der Automobilbranche eingesetzt werden darf. Diese Vorschriften sollen den ethisch vertretbaren Einsatz von KI sicherstellen, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und die Vermeidung von Diskriminierung.

Was heißt das aber auch rechtlich und was muss bei der Umsetzung beachtet werden. Dies wurde deutlich im Beitrag von NOERR. Es geht dabei nicht nur darum, geeignete KI-Instrumente einzusetzen, sondern diese auch umfänglich abzusichern. Ein Aspekt, der gerade für Neu-Einsetzer von KI vor erheblichen Risiken schützen kann.

NOERR – Dr. Jasmin Schulzweida, Sen. Associate, Hamburg und Pieter Krüger, Mag. iur., Senior Associate, Hamburg - Lieferketten im Umbruch- Wie KI, Auftrags- und Risikomanagement, Lieferanten bei wachsenden Auftragsrisiken unterstützen

6 – Outsourcing und Logistikdienstleistungen: Neue Ansätze zur Effizienzsteigerung intern und extern

Ein weiteres zentrales Thema war das Outsourcing von Logistikdienstleistungen. Unternehmen wie Schäflein und Motherson demonstrierten, wie Outsourcing helfen kann, Kosten zu senken und gleichzeitig die Flexibilität zu steigern. Durch die Auslagerung von nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten können sich Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und effizienter auf Marktveränderungen reagieren.

Schäflein bietet umfassende Logistiklösungen an, die vom Transport über die Lagerung bis hin zur IT-gestützten Prozessoptimierung reichen. Dadurch können Unternehmen ihre Produktionsflächen besser nutzen und Logistikkosten reduzieren. Wie so etwas im Sinne beider Partner erfolgreich umgesetzt und betrieben werden kann wird im Beispiel von Schäflein deutlich.

Schäflein-Gruppe/LOCIT – Achim Schäflein, Vors. des Vorstandes / Thomas Eberle, Geschäftsführer, Röthlein „Abenteuer Outsourcing… damit aus Abenteuer Mehrwert wird“ - Schlüsselfaktoren für erfolgreiches Outsourcing.

Motherson hingegen konzentriert sich neben seiner grundlegenden Neuausrichtung der weltweiten Strukturen und deren Steuerung im operativen Bereich auf den Einsatz integrierter Verpackungslösungen und den global optimierten Transport in der Lieferkette.

Motherson Group - Balacz Kalmar, Head of Supply Chain, Mosonszolnok - Building a Global Supply Chain - Transforming Processes and Mindsets, Strategies for Successful Worldwide Integration in the Automotive Sector.

Beide Unternehmen verdeutlichen darüber hinaus, dass richtig betriebenes Outsourcing wesentlich zur Effizienzsteigerung beiträgt und gleichzeitig Kosten senkt.

7 – Neue Potenziale von Anfang an erschließen

Im Zuge der Bewertung bestehender Prozesse und der Neubestimmung von Prozessen und Lieferanten geht es auch darum, die dann relevanten Bewertungen vergleichbar zu machen. Dies wird umso mehr möglich, wenn es gelingt hierbei einen Standard einzusetzen, der allgemein anerkannt wird.

So wird in 2025 der jetzt in der Gelbfassung vorliegende Entwurf des Bewertungsstandards VDA 6.8 sicher dazu beitragen, dass von Anfang an die werttreibenden Prozesse, Strukturen im Vordergrund stehen und hierbei auch der Fokus auf Digitalisierung gesetzt werden kann.

Mercedes Benz – Uwe Zapp, Lieferantenmanagement, Stuttgart und Schnellecke – Markus Kinds, Head of Group Quality Management, Wolfsburg - Die neue Logistikevaluation nach VDA 6.8 – Mehr Fokussierung auf die werttreibenden Prozesse, Strukturen und Digitalisierung

Darüber hinaus wird er immer wichtiger, dass die Industrialisierungsprozesse der Automobil- und Zulieferindustrie konsequenter unterstützt werden können. Möglich wird dies mit einem Digitalisierungsansatz der aktuell von dem Unternehmen Continental vorangetrieben wird.

Continental Automotive – Dr. Wolfgang Menzel, Head of IT, Regensburg - Industrialisierungsprozess 4.0 – Konzept und Wege zur Beschleunigung, Integration und Absicherung.

Hierbei geht es auch darum, dass Digitalisierungsstandards eingesetzt werden, die von Anfang an, auch bei einem hohen Innovationsgrad der Produkte und Prozesse, eine hohe Wiederholungsrate in der Industrialisierung bei neuen Produkten und Teilprozessen ermöglichen.

Fazit: Die Automobilindustrie auf dem Weg in die Zukunft

Der AKJ-Herbstkongress ‚Automotive Prozesse und IT 2024‘ zeigte eindrucksvoll, dass die Automobil- und Logistikbranche vor einem tiefgreifenden Wandel steht. Die Themen Digitalisierung, KI, Nachhaltigkeit und Just-in-Sequence dominierten die Diskussionen und machten deutlich, dass Unternehmen innovative Lösungen entwickeln müssen, um in einer sich schnell verändernden Welt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Zukunft der Branche wird entscheidend davon abhängen, wie schnell sich Unternehmen an neue technologische Entwicklungen und Marktanforderungen anpassen können. Digitalisierung und KI bieten enorme Chancen, Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Gleichzeitig zeigt der wachsende Fokus auf Nachhaltigkeit, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen müssen.

Die auf dem Kongress vorgestellten Lösungen demonstrieren, dass die Zukunft der Automobilindustrie von der erfolgreichen Integration neuer Technologien und der Anpassung der Produktionsprozesse abhängt. Unternehmen, die heute in diese Transformation investieren, schaffen eine nachhaltige und zukunftssichere Industrie.

Schlusswort: Der AKJ-Herbstkongress ‚Automotive Prozesse und IT 2024‘ hat nicht nur die aktuellen Herausforderungen der Branche beleuchtet, sondern auch die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Die präsentierten Innovationen und Strategien — wie die Digitalisierung der Lieferkette, der Einsatz von KI, nachhaltige Logistikkonzepte und Just-in-Sequence-Produktionen — werden entscheidend dazu beitragen, die Automobil- und Logistikbranche effizienter, nachhaltiger und zukunftsfähiger zu machen.

Aktuell bereitet das Team um Prof. Schmidt den nächsten und dann 40. Jahreskongress des AKJ-Automotive durch der wie jedes Jahr im Frühjahr im Congress Centrum Saar in Saarbrücken stattfindet. Dieses Mal wieder gemeinsam mit dem Montagekongress des ZeMA.

(c) AKJ Automotive –

Gerne Informieren wir Sie über das bereits festgelegte Gesamtprogramm.

Mit freundlichen Grüßen / Kind regards/祝好/ Sincèrement / Saludos

AKJ Automotive – Geschäftsstelle c/o Institut für Produktions- und Logistiksysteme Prof. Dr. Klaus-Jürgen Schmidt Heinrich-Barth-Str. 32, 66115 Saarbrücken Telefon: +49 681-95431-0, Mobil +49-171-4540836 Web: www.akjnet.de, Mail: klaus-juergen.schmidt@iplnet.de