Dr. Georg Wagner: Mehr Effektivität statt Paradigmen! 

Der Geschäftsführer des innovativen Unternehmens NTC Nano Tech Coatings GmbH, Dr. Georg Wagner aus dem saarländischen Tholey verrät im Interview, wie funktionelle Beschichtungen für Metalloberflächen in der Automobilindustrie durch einen einfachen Paradigmenwechsel noch effektiver sein können … 

Nanobeschichtungen finden in der Automobilindustrie seit einigen Jahren zunehmend Anwendung. Dabei ist der Korrosionsschutz meist die grundlegende Eigenschaft, das gleiche Produkt übernimmt oft aber auch noch zusätzliche funktionelle Eigenschaften, von denen die easy-to-clean Anwendung am weitesten verbreitet ist. Herr Doktor Wagner, ist das auch die Basis ihres Geschäfts als Zulieferer der Automobilindustrie?

Dr. Wagner: Nanobeschichtungen dieser Art basieren auf dem Sol-Gel-Prozess, der durch die Aushärtung zur Bildung von Hybridpolymeren führt. Resultierend entsteht ein hochvernetztes Produkt mit interpenetrierenden anorganischen und organischen Polymerstrukturen. Die Schichten zeigen hervorragende Haftfestigkeit an den Untergründen und exzellenten Korrosionsschutz bei niedrigen Trockenschichtdicken von lediglich wenigen Mikrometern. Die FUSCO-Technologie der NTC Nano Tech Coatings GmbH ist allerdings eine Weiterentwicklung der Sol-Gel-Technologie, die auf den gleichen Grundprinzipien basiert und zu sehr hohen Medienbeständigkeiten führt. Das ermöglicht unter anderem den Einsatz auf eloxierten Oberflächen, wie zum Beispiel bei Exterieur Anbauteilen, die im Automobilbereich internationaler Fahrzeughersteller eingesetzt werden.

Wo wird die Fusco-Technologie noch eingesetzt?

Dr. Wagner: Die Beschichtungen werden seit vielen Jahren auch im Bereich von Wärmetauschern eingesetzt, um die Verschmutzung von Oberflächen drastisch zu minimieren. Der FUSCO-Effekt liefert jedoch Easy-to-clean Eigenschaften, die nicht auf dem Lotus-Effekt basieren. Hier wird keine strukturierte Oberfläche erzeugt, sondern eine sehr glatte Grenzschicht mit ausgeprägter Antihafteigenschaft. Die mechanische Beständigkeit ist dadurch deutlich besser und der Effekt über Jahre stabil.

Im Vergleich zu teilweise auch eingesetzten hydrophilen Materialien, die gezielt Feuchtigkeit auf der Oberfläche anhaften lassen, erfolgt bei den hydrophoben Beschichtungen kein Bewuchs und auch keine entsprechende Verschmutzung. Sehr gute Ergebnisse werden in der industriellen Anwendung auf Wärmetauschern erzielt durch diesen Effekt. Entgegen der vorherrschenden Theorie, die hydrophile Oberflächen hierfür vorsieht, wirken die FUSCO-Materialien sehr gut und effektiv. Hier führt ein Paradigmenwechsel zu überraschenden Ergebnissen und manche industrielle Anwender zeigen den Mut, sich mit Erfolg auf eine „umgepolte“ Oberfläche einzulassen, mit sehr guten Ergebnissen.

Das bedeutet, Wärmetauscher, die mit einer FUSCO Beschichtung versehen sind, halten länger und sind während ihrer Lebensdauer leistungsfähiger?

Dr. Wagner: Genau, so kann man es vereinfacht ausdrücken. Alle Effekte der hier beschriebenen Materialien werden ohne den Einsatz von PFAS erzielt und sind langlebig. Die industrielle Anwendung hatte vor über 20 Jahren begonnen und wird zunehmend auch in der Automobilbranche eingesetzt. Der Einsatz von beschichteten Wärmeübertragern schützt hier nicht nur vor Korrosion, sondern reduziert auch den Energieverbrauch durch sauber bleibende Oberflächen.nNeben diesen bereits etablierten Produkteigenschaften kommen zunehmend weitere Eigenschaften hinzu, die zur Anwendungsreife geführt werden. So wird bei bestimmten Modifikationen die Haftfestigkeit von auf der Oberfläche kondensiertem Eis drastisch reduziert und es werden reproduzierbare Anti-Eis Eigenschaften implementiert. Dadurch lassen sich unterschiedliche Arten von aufgewachsenem Eis mit geringem Aufwand vom Untergrund entfernen.

Herr Dr. Wagner, wir danken für das Gespräch.

Bild: NTC