„Et hätt noch immer jot jejange.“ – mit dieser Lebensweisheit des kölschen Grundgesetzes lässt sich die Befindlichkeit der deutschen Automobilindustrie nach Abschluss des Zolldeals zwischen der Europäischen Gemeinschaft und den USA noch am besten beschreiben. Ein Zoll von 15 Prozent auf Ausfuhren in die USA ist beileibe kein Grund, in Jubel auszubrechen. Aber die Belastung ist deutlich geringer als die 27,5 Prozent Sonderzölle, die die USA seit April auf europäische Autoimporte erhoben haben oder die ursprünglich angedrohten 30 Prozent. Es bleibt unter dem Strich bei einer Erhöhung der Importzölle von bisher 2,5 Prozent auf 15 Prozent, die von unseren Herstellern im US-Markt verkraftet werden muss. Im Gegenzug senkt die EU die Zölle für Fahrzeuge aus US-amerikanischer Produktion von bisher zehn auf null Prozent. Dass dies eine Flut amerikanischer Autos auf europäische Märkte auslösen wird, ist angesichts der doch sehr US-marktspezifischen Modellpolitik amerikanischer Hersteller eher unwahrscheinlich. Profitieren werden davon europäische Hersteller wie Mercedes-Benz und BMW, die in den USA auch für den europäischen Markt produzieren. Marken wie Porsche oder Audi werden sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, inwieweit der Aufbau eigenen Produktionskapazitäten in den USA für deren US- Marktpräsenz  erforderlich sein wird.

Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser Regelung ein zumindest vorläufiger Schlusspunkt in diesem Handelskonflikt gesetzt ist. Damit sind für die Zukunft klare Rahmenregelungen getroffen worden, die die Planbarkeit erhöhen und damit für die Schaffung von Zukunftsperspektiven unerlässlich sind.

Und dies ist für unsere heimische Automobil- und Zulieferindustrie auch dringend erforderlich. Die gigantischen Herausforderungen im Hinblick auf Themen wie E-Mobilität, Konnektivität, autonomes Fahren oder der Einsatz von KI in den Fahrzeugen werden weiterhin die Entwicklung unserer Industrie begleiten. China fordert nicht nur als Markt, sondern auch als Hersteller und Lieferant unsere Industrie. Stabile Handelsbeziehungen und -regelungen sind in diesem Umfeld unerlässlich, da jede dieser Herausforderungen mit immensen Zukunftsinvestitionen verbunden ist. Diese lassen sich aber nur auf einer festen Zukunftsbasis mit weitgehend stabilen Rahmenbedingungen finanzieren. Insoweit trägt die Vereinbarung zwischen EU und den USA mit zur Zukunftsstabilität unserer Industrie bei, weil sie Risiken minimiert oder zumindest kalkulierbar bzw. vorhersehbar macht.

Autoregion erscheint sowohl in gedruckter als auch in digitaler Version. In der digitalen Version besteht die Möglichkeit, durch Verlinkungen, Interaktionen und Vernetzungen zu Webinhalten und Sozialen Medien weitere Informationen zu erhalten.

Unser Dank gilt allen Autorinnen und Autoren sowie allen Interviewpartnerinnen und -partnern sowie Anzeigenkundinnen und -kunden für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Sie alle sind herzlich eingeladen, in der nächsten Ausgabe, die voraussichtlich März 2026 erscheinen wird, mit Beiträgen, Interviews, Firmenpräsentationen und Anzeigen wieder mit dabei zu sein.

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