14 Wissensrückstand kann nur in Kooperation mit gleichgesinnten Partnern aufgeholt werden. Der sichere Austausch von Daten fördert Kooperation und Innovation innerhalb des Ökosystems und ermöglicht es so, neue Geschäftsmodelle wirtschaftlich umzusetzen, die bislang nicht einträglich waren. Basis eines solchen Datenökosystems ist der sichere, für authentifizierte Teilnehmer offene und transparente Zugang zu Daten für alle Ökosystemteilnehmer. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stehen vor der Frage, wie sie die aktuellen Herausforderungen sprichwörtlich ‚überleben‘ und welche Hilfsmittel und Werkzeuge ihnen zur Verfügung stehen, z.B. im Rahmen der Digitalisierung. Beispielhafte Fragen, die sie in diesem Zusammenhang stellen, sind: W elche Bestandteile hat eine Lieferkette? Welche gewünschten/zu vermeidenden Eigenschaften haben einzelne Bestandteile der Lieferkette? Erfüllt das Gesamtprodukt bestimmte Eigenschaften, z.B. frei von Konfliktmineralien, ohne Kinderarbeit produziert? W ie kann Digitalisierung dazu beitragen, resilienter gegen unvorhergesehene Störungen der Lieferketten zu werden? Gibt es IT-Funktionalitäten, die dabei helfen, qualitativ gleichwertige Alternativlieferanten zu finden, wenn eine Lieferkette gestört ist? Welche Hilfsmittel bietet die IT, um den Beitrag einer Zulieferkomponente zum CO2-Fußabdruck eines Produkts zu berechnen und wie können die Daten dafür sicher und vertrauensvoll ausgetauscht werden? Welche Möglichkeiten bietet ein Datenökosystem, um Bedarfe der OEMs und eigene Kapazitäten in Einklang zu bringen? Kann die IT helfen, Daten über freie Kapazitäten in einem Netzwerk zu teilen, ohne dass Unbefugte darauf Zugriff erhalten? Die öffentliche Förderung der Datenökosysteme ermöglicht den Aufbau von Leuchttürmen, die es produzierenden Unternehmen erlauben, zielgerichtet in ihre Zukunftsfähigkeit zu investieren. In jedem dieser Leuchtturmprojekte entstehen übertragbare Ergebnisse, die die einzelnen Projekte normalerweise aufbereiten und während der Projektlaufzeit verbreiten. Eine ganzheitliche Aufbereitung über die gesamte Projektlandschaft und vor allem über das Projektende hinaus findet nicht statt. Wirksamer Transfer muss sie also bündeln und so aufbereiten, dass weitere mittelständische Unternehmen die Ergebnisse aufgreifen, auf ihr Umfeld anpassen und nach Möglichkeit in ihre betriebliche Praxis umsetzen können. Wie Unternehmen an Datenöko- systemen teilnehmen Catena-X und andere Datenraumprojekte entwickeln u.a. Services, Apps und Konnektoren zum Datenaustausch in Datenökosystemen. Ziel ist es, möglichst schnell viele Unternehmen zur Teilnahme an den Ökosystemen zu motivieren, denn nur so können die entwickelten Lösungen skalieren. Passgenauer Transfer ermöglicht es interessierten Unternehmen, schnellen Zugang zum Datenökosystem zu erhalten: Zielgruppen-/ rollenspezifische Lernpfade, passgenaue standardisierte digitale Lernmodule und andere interaktive digitale Formate werden Technologie Wie Unternehmen Ergebnisse aus F&E-Projekten effizient nutzen Durch Teilnahme an Datenökosystemen machen Unternehmen mehr aus ihren Daten Von Dr.-Ing. Olaf Sauer, Stellvertretender Institutsleiter, Geschäftsfeld Automatisierung und Digitalisierung Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, Karlsruhe Deutschlands Standortfaktoren scheinen sich im internationalen Vergleich zu verschlechtern, zumindest wenn man aktuellen Presseberichten glaubt. Auch bei der Innovationsfähigkeit belegt Deutschland mittlerweile nur noch mittlere Plätze. Die Frage ist nur: Wie reagieren wir darauf? Verlagern deutsche Unternehmer ihre Produktion in Länder mit kurzfristig scheinbar besseren Rahmenbedingungen oder arbeiten sie aktiv daran, die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland und damit auch ihre eigene Position zu verbessern? Aktuelle Datenrauminitiativen verfolgen das klare Ziel, Fitness-Programme zur Digitalisierung des deutschen produzierenden Mittelstandes zu schaffen und damit den Standort Deutschland insgesamt zu stärken. Allein hochproduktive und zuverlässige Maschinen, Anlagen oder Komponenten zu liefern oder zu betreiben, wird zukünftig als Differenzierungsmerkmal und Basis des Geschäftserfolgs nicht mehr ausreichen. Es vollzieht sich ein Paradigmenwechsel vom Produktverkauf zum Nutzenverkauf, sog. Produkt-Service-Systemen (PSS), die für neue Wertschöpfung sorgen und zukunftssichere Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Mitarbeiter sichern bzw. schaffen. Zusätzlich zu den traditionellen hardwarenahen Kompetenzen müssen Fabrikbetreiber und deren Ausrüster schnell umfassende Kompetenzen lernen und beherrschen, um neue Methoden und Werkzeuge wie Plattformen und Datenökosysteme, Datensicherheit und -souveränität etc. nutzbringend um- und einsetzen zu können. Dies alles wird nicht im Alleingang erfolgreich sein: Der tatsächlich existierende Bild: © IOSB Dr.-Ing. Olaf Sauer
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