34 Consulting Der digitale Produktpass: Ein Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit Von Dr.-Ing. Jens Standke und Philip Hultzsch, UNITY AG Das Konzept des Product Lifecycle Managements von der frühen Entwicklungsphase bis End-of-Life ist dank aktueller technologischer Möglichkeiten mittlerweile realisierbar. Dies ermöglicht nicht nur die Implementierung neuer digitaler Geschäftsmodelle, sondern schafft auch neue Möglichkeiten im Umweltschutz. Der digitale Produktpass ist ein Service in diesem Kontext und wird bis Ende dieses Jahrzehnts für eine steigende Anzahl von Produktgruppen und damit für immer mehr Unternehmen innerhalb der EU verpflichtend sein. Was ist ein digitaler Produktpass? Der digitale Produktpass ist ein Datensatz, der Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts enthält. Damit können Details zu Materialien, Herstellung und Eigenschaften digital abgerufen werden. Dieser Ansatz ist Teil der Circular Economy, die Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit fördert. Darüber hinaus bietet er Herstellern, Händlern, Verbrauchern und anderen Interessengruppen die Möglichkeit, auf umfassende Informationen zu einem Produkt zuzugreifen und diese zu aktualisieren. Die digitale Identität eines Produkts kann Unternehmen unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, das Vertrauen von Nutzern zu stärken und einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft gerecht zu werden. Beispiele für Produktpässe in der Automobilindustrie In der Automobilindustrie werden digitale Produktpässe genutzt, um Informationen eines Fahrzeugs zu dokumentieren. Sie ermöglichen eine lückenlose Rückverfolgung von Teilen und Materialien über den Produktlebenszyklus. Konkrete Anwendungsfälle sind beispielsweise: Batteriepass: Ein gesetzlich geforderter Produktpass für Batterien, der Details zur Herkunft, zum Ladezyklus, zur Kapazität und zur Entsorgung enthält. Rezyklatanteil-Pass: Informationen über den Anteil von recycelten Materialien im Fahrzeug, insbesondere aus Post-Industrial-Rezyklaten (PIR) – also aus industriellen Produktionsabfällen. Circularity Vehicle Passport (CVP): Ein erweiterter Produktpass, der nicht nur allgemeine Fahrzeuginformationen und End-of-Life-Daten enthält, sondern auch Upstream- und Nutzungsdaten. Der CVP kann global zur Förderung der Automobilkreislaufwirtschaft beitragen. Herausforderungen bei der Einführung Die Umsetzung des digitalen Produktpasses erfordert: 1. Einheitliche Standards, um die Interoperabilität zwischen verschiedenen IT-Systemen sicherzustellen 2. Datenqualität für eine eindeutige Zuordnung von Informationen zu Materialien und Produkten 3. Regulatorische Anforderungen für die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben und die Integration in bestehende Unternehmens- prozesse. Die erforderliche Datendurchgängigkeit über die gesamte Lieferkette gestaltet die Umsetzung besonders herausfordernd. Um ein Fahrzeug zu produzieren, arbeiten zahlreiche Zulieferer zusammen, die jeweils Informationen zu Bauteilen, Materialien oder Fertigungsprozessen beitragen. Die Herausforderungen sind: Datenkonsistenz: Unterschiedliche Datenformate und -qualitäten müssen harmonisiert werden, um einen nahtlosen Datenaustausch zu ermöglichen. Vertraulichkeit: Einige Informationen sind sensibel und dürfen nicht uneingeschränkt geteilt werden. Transparenz: Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle relevanten Informationen zu Materialien, Herstellungsmethoden, Umweltbelastungen und Recyclingfähigkeit transparent und zugänglich sind. Zentrale Lösungsbausteine können offene, herstellerübergreifende Datenplattformen wie Catena-X darstellen. Hier können Zulieferer ihre Produktdaten standardisiert und sicher austauschen, was die Transparenz und Effizienz entlang der gesamten Lieferkette fördert. Die Einführung des digitalen Produktpasses erfordert daher nicht nur technische, sondern auch organisatorische Anpassungen, um die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern zu optimieren. Digitaler Produktpass | UNITY Consulting & Innovation https://t1p.de/w07qi Bild generiert mittels KI-Technologie von DALL-E, OpenAI, 2024
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