6 Nachhaltige und Smarte Produktion – eine Chance für den Standort Saarland Interview mit Prof. Dr.-Ing. Bernd Valeske Prof. Dr.-Ing. Bernd Valeske ist Inhaber des Lehrstuhls für kognitive Sensorsysteme der Universität des Saarlandes und zugleich Geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP. Das IZFP erforscht unter anderem in einem gemeinsamen Projekt mit der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) neue ressourcenschonende Verfahren in der Kreislaufwirtschaft und wird dabei von der Landesregierung des Saarlandes mit fünf Millionen Euro aus dem Transformationsfond unterstützt. An der Universität des Saarlandes ist er mit seiner Forschungsgruppe Teil des Verbundprojektes CircularSaar, das sich ebenfalls Forschungsfragen rund um die Materialkreislaufwirtschaft widmet und mit insgesamt 33 Millionen Euro durch die saarländische Landesregierung gefördert wird. Das Saarland erlebt gerade nach dem großen Strukturwandel der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts mit dem Niedergang der Schwerindustrie eine neue Phase der industriellen Transformation. Was sind die wesentlichen inhaltlichen Kennzeichen dieses Transformationsprozesses? Prof. Dr.-Ing. Valeske: In der Tat befinden wir uns im Saarland derzeit im dritten oder sogar vierten Zyklus eines umfassenden Transformationsprozesses. Die Zeit beginnend in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis in die 70er Jahre hinein war geprägt von Kohle und Stahl. Es folgte ein erfolgreicher Transfer in eine industriell mehr diversifizierte Industrielandschaft mit Schwerpunkten im Maschinenbau und der Automobilwirtschaft. Seit 2010 wandelt sich das industrielle Umfeld unter dem Stichwort Industrie 4.0. Es steht nicht mehr die reine Herstellung oder Weiterverarbeitung von Gütern im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, in globalen Netzwerken mit digitalen Mitteln neue, resiliente Strukturen zu schaffen mit dem Ziel, Abhängigkeiten von anderen Märkten oder Ressourcen nachhaltig zu reduzieren. Sie untersuchen derzeit gemeinsam mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Universität des Saarlandes neue ressourcenschonende Verfahren in der Kreislaufwirtschaft. Warum sprechen Sie in diesem Zusammenhang von Kreislaufwirtschaft und welche Veränderungen sind damit für die Unternehmen verbunden? Prof. Dr.-Ing. Valeske: Eine effiziente Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel für die Gestaltung eines sowohl an ökonomischen als auch ökologischen Kriterien orientierten innovativen Wirtschaftssystem. Ziel dabei ist es, einen kompletten, ressourceneffizienten Materialkreislauf zu entwickeln und die Enden des industriellen Wertschöpfungsprozesses miteinander zu verbinden. Für die Stahlindustrie bedeutet dies, dass zusätzlich zu Erzen als sogenannte Primärrohstoffe recyclingfähige Sekundärrohstoffe für die Produkterstellung verwendet werden. Und: Nicht mehr Kohle, sondern Wasserstoff dient als Energieträger. Diese Art der Produktion in der Kreislaufwirtschaft erfordert eine umfassende Neugestaltung von Prozesswegen und Prozesskompetenzen innerhalb von Unternehmen sowie in der Beziehung zwischen Zulieferern und Kunden. Die Unternehmen wandeln sich fundamental. Sie durchlaufen eine Metamorphose vom reinen Prof. Dr.-Ing. Bernd Valeske Dr. Rudolf Müller Bild: © Uwe Bellhäuser
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