OEM&Lieferant 1/2025

Produkte – Märkte – Umwelt – Energie – IT – Industrie 4.0 – E-Mobilität OEM & LIEFERANT Netzwerk Automotive - Innovationen. Konzepte. Lösungen. Ausgabe 01/2025

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3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, man könnte die jüngst veröffentlichten Zahlen zu Produktion und Neuzulassungen wirklich als erste zaghafte Anzeichen einer Erholung unserer Automobil- und Zulieferindustrie deuten. Um satte sieben Prozent stiegt die PKW-Produktion auf 1,35 Millionen Einheiten in 2024 – ein neuer Rekordwert, wenngleich immer noch unter dem Vorkrisenwert von 2019, aber immerhin. Und jeder Dritte der in Deutschland produzierten PKW läuft elektrisch. Dies schlägt sich auch in den Neuzulassungsdaten nieder: Die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen stiegen im Februar 2025 um 31 Prozent. Die E-Mobilität scheint sich – wenn auch langsamer als erwartet – auf Sicht doch durchzusetzen – trotz Abschaffung des Umweltbonus. Die erfolgsverwöhnte deutsche Automobilindustrie hat nach den jüngsten Rückschlägen die Zeichen der Zeit erkannt und reagiert mit Macht auf die neuen Marktverhältnisse. Bis 2029 ist geplant, weltweit rund 320 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung zu investieren. Der Investitionsschwerpunkt wird dabei bei einer Intensivierung des Transformationsprozesses, dem Ausbau neuer Technologien und neuen Produkten liegen. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. So hat VW einen E-Kleinwagen zum Preis von 20.000 Euro vorgestellt. Und die anderen Hersteller ziehen nach – wenngleich der Vorsprung der chinesischen Wettbewerber gerade bei der Batterietechnik mehr als herausfordernd ist. Bei allem Respekt – die Schockstarre gegenüber der fernöstlichen Konkurrenz scheint sich entkrampft zu haben. Ohne Zweifel ist in China eine mehr als respektable Automobilindustrie entstanden, die in der Lage ist, Produkte auf höchstem Niveau zu produzieren. Und sie hat sich zumindest auf ihrem Heimatmarkt eine Position erobert, die der traditioneller europäischer oder nordamerikanischer Hersteller auf ihren angestammten Märkten vergleichbar ist. Dies zu ändern, dürfte schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein. So ist FIAT nach wie vor die Nummer Eins in Italien. Renault und Peugeot behaupten seit Jahrzehnten ihre Marktposition in Frankreich. Ford und GM bauen Jahr für Jahr die in Nordamerika beliebtesten Autos und die Übermacht von VW, BMW und Mercedes-Benz auf dem deutschen Markt dürfte nur schwer zu brechen sein. Somit ist der chinesische Binnenmarkt zwar auf Sicht für unsere Herstellen nicht gänzlich verloren. Man wird jedoch akzeptieren müssen, dass der chinesische Markt nicht mehr der Emerging Market der Vergangenheit ist und sich das Verhalten der chinesischen Käufer an diesen neuen Gegebenheiten orientiert. Und genau diese Erfahrung machen die chinesischen Hersteller auch auf ihren Exportmärkten rund um die Welt. Es reicht nun einmal nicht aus, ein technologisch hochwertiges Produkt zu bauen. Der Kunde erwartet neben dem Produkt ein umfassendes Serviceangebot – von der Wartung bis zur schnellen Ersatzteilversorgung – und das natürlich in Heimatnähe. Und er braucht Sicherheit, was die Wertigkeit des Produkts angeht, worüber der After- und Gebrauchtwagenmarkt Aufschluss gibt. Last but not least ist die Kaufentscheidung auch von emotional-kulturellen Kriterien beeinflusst, was im Begriff der Markenidentiät zum Ausdruck kommt. Hier wartet noch ein gehöriges Stück Entwicklungsarbeit und gerade hier ist unsere Industrie nach wie vor gut aufgestellt. Liebe Leserinnen und Leser, auch diese Ausgabe von OEM& Lieferant erscheint wieder ausschließlich digital mit der Möglichkeit, durch Verlinkungen, Interaktionen und Vernetzungen zu Webinhalten und Sozialen Medien zusätzliche Informationen zu erhalten. Unseren Dank sagen wir allen AutorInnen sowie InterviewpartnerInnen und AnzeigenkundInnen für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Sie sind herzlich eingeladen, sich auch in der nächsten Ausgabe, die voraussichtlich im September 2025 erscheinen wird, mit Ihren Beiträgen, Interviews, Firmenpräsentationen und Anzeigen zu beteiligen. Ihre Redaktion Elisabeth Klock und Dr. Rudolf Müller P. S. Besuchen Sie auch unser Fachpresseportal www.oemundlieferant.de  Folgen Sie uns auf LinkedIn und werden Sie Mitglied in der LinkedIn-Gruppe OEM&Lieferant  Dr. Rudolf Müller Elisabeth Klock Dear readers, the recently published figures on production and new registrations could really be interpreted as the first tentative signs of a recovery in our automotive and supplier industry. Car production rose by a whopping seven percent to 1.35 million units in 2024 – a new record, albeit still below the pre-crisis figure from 2019, but a record nonetheless. And every third car produced in Germany is electric. … Read more: https://t1p.de/a1tip 

4 Editorial 3 Autoren/Autorinnen 6/7 Beteiligung Künstlicher Intelligenz 9 an Erfindungen Von Dr. Paul Klickermann, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht Lehrbeauftragter der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) Technologie Wie Unternehmen in Datenökosystemen 10 „mehr“ aus ihren Daten machen Von Dr.-Ing. Olaf Sauer, Geschäftsfeld Automatisierung/stv. Institutsleiter, Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) IT und Automotive Interview mit Tania Hüngsberg-Cengil 12 zu EDI-Lösungen Systeme in der Cloud oder doch besser als On-Premises Lösung? EPEI: Rüstzeiten um bis zu 78 Prozent senken 13 Von Linda Holoubek, Senior Consultant SCM bei CONSILIO „Secure Bootloader: 15 Die erste Verteidigungslinie für sichere Geräte“ Von Marc Maußner, Chief Engineer bei der infoteam Software Gruppe Diagnose für die Hosentasche 17 Autarkes Diagnose-Interface mit integriertem Tester – flexibel, handlich, effizient Von Philipp Numberger, Produktmanager der VIN|ING-Familie bei Softing Automotive Electronics GmbH Spezifische OEM-Prozesse 19 durchgängig in SAP abbilden Von Stephan Eckert, Product Manager, WSW Software GmbH Direkte Einspeisung von Sensor-Rohdaten 21 in Steuergeräte ADAS- und AD-Funktionen reproduzierbar in kritischen Szenarien testen und validieren Von Astrid Schmidt, Communication Manager Press & PR, Henning Kemper, Senior Specialist Editor und Florian Weindel, Product Manager Hardware, IPG Automotive dormakaba Deutschland GmbH 24 Die Spitzenklasse der Zeiterfassung: Neues Terminal 98 00 von dormakaba Gefran auf den Fachpressetagen 2024 24 der Agentur Köhler + Partner in Hamburg Wie Wasserstoff zum Helden wird Weiss Technik rüstet aus 24 22 Prüfkammern für Li-Ionen-Batterien im VW-Kompetenzzentrum WSW Software GmbH 24 Mehr Transparenz bei Lieferabrufen in SAP imds professional 25 IMDS als Wegbereiter: Der Schlüssel zu nachhaltiger Materialtransparenz für einen OEM Produkte und Märkte Zukunftstechnologie Industrielle 27 Staubentfernungslösungen OEM&Lieferant im Gespräch mit Yu Ding, Leiter Projekte und Einkauf von Villo Tech Germany Limited, Oberasbach Farbverschiebungen bei globalen 28 Automobilfarben: Steigende Beliebtheit warmer Nischenfarben Von Jörg Zumkley, Global Communications, BASF Coatings Neuer, weltweit einzigartiger 30 Prüfstand bei ROLLAX „Flucht nach vorn! – wie deutsche Zulieferer gegen ihre Austauschbarkeit durch chinesische Wettbewerber kämpfen Interview mit Dr. Jörg Franke, Leiter Versuch ROLLAX am Standort Bad Salzuflen Mit Präzision zur Revolution: Wie torsionales Ultraschallschweißen 32 die Verarbeitung von DAE verändert Von Adrian Marggraf, Schreiner Group, München VDA 5050 im Fokus 33 Welche Flottensteuerung hat eine Zukunft? Von Alexander Strunz, PR & Communications Manager, SAFELOG GmbH Inhalt/Content Bild: © ShutterDesigner/shutterstock.com Bild: © SWKStock/shutterstock.com

5 Consulting Die Zukunft der Entwicklung: „Code the Car“ 35 Interview mit Dr.-Ing. Daniel Steffen, Head of R&D & Systems Engineering, UNITY AG Engineering Partner ASAP Gruppe entwickelt KI-Plattform 36 zur Revolutionierung der ADAS/AD-Entwicklung Von Julian Reindl, Leiter Data Science & KI bei der ASAP Gruppe Künstliche Intelligenz: Auf den 37 Use-Case kommt es an Von Siegfried Maier, Referent Public Relations and Communication bei der invenio Virtual Technologies GmbH Dienstleistungen Wir bieten der Krise die Stirn 38 OEM&Lieferant sprach mit Marion Plocher, CEO/Founder der Plocher Executive Find GmbH, Stuttgart Verbindungstechnik Innovative Gewindetechnik trifft 40 Aluminiumdruckguss Von Annette Löwen, Leitung FAT Marketing Deutschland, Böllhoff Verbindungstechnik GmbH Produkte und Neuheiten Rückblick Dezember 2024 – Fachpressetage in Hamburg 42/43 Ein Event der Agentur Köhler und Partner Firmenpräsenationen ASAP Gruppe 45 Böllhoff Verbindungstechnik GmbH 46 BüchnerBarella Versicherungsmakler GmbH 48 Susi & James 49 Walter Werner GmbH Metallveredelung 50 Expertenverzeichnis 51/52/53 Impressum 31 Inauguration of Luxembourg’s 56 Automobility Incubator By Lena Martensson, Senior Marketing & Communication Officer, Luxinnovation and Jean-Michel Gaudron, Head of Content, Luxinnovation Products and markets Shifting hues in global 58 automotive colors: Embracing the rising popularity of warm niche colors By Jörg Zumkley, Global Communications, BASF Coatings Focus on VDA 5050 61 Which fleet management system has a future? By Alexander Strunz, PR & Communications Manager, SAFELOG GmbH Innovative thread technology 62 meets aluminium die casting By Annette Löwen, Head of FAT Marketing Germany at Böllhoff Verbindungstechnik GmbH IT and Automotive Pocket Diagnostics 65 Autonomous Diagnostic Interface with Integrated Tester – Flexible, Handy, Efficient By Philipp Numberger, product manager of the VIN|ING family at Softing Automotive Electronics GmbH Direct Injection of Raw Sensor Data into ECUs 67 Reproducibly test and validate ADAS and AD functions in critical scenarios By Astrid Schmidt, Communication Manager Press & PR, Henning Kemper, Senior Specialist Editor and Florian Weindel, Product Manager Hardware, IPG Automotive imds professional 68 IMDS as a Pioneer – Key Considerations for OEMs in Achieving Transparency for Sustainable Materials Company Presentation Böllhoff Verbindungstechnik GmbH 70 Bild: © franz12/shutterstock.com Bild: © chinasong/shutterstock.com Supplement „Special“ „Schlüsseltechnologie Nachhaltige und Smarte Produktion“ 1–16

Autoren/-innen und Interviewpartner/-innen · Authors and Interviewees Sortiert nach Unternehmen · Sorted by Company Bitte klicken Sie auf die jeweilige Seitenzahl, um den Beitrag des Autors/in zu öffnen Please click on the respective page number to open the author‘s article Dr. Rudolf Müller Freier Journalist Seite 3 Aigner Marketing GmbH Birgit Aigner Geschäftsführerin Seite 12 ASAP Gruppe Julian Reindl Leiter Data Science & KI Seite 36 Fraunhofer IOSB Dr. Olaf Sauer Geschäftsfeld Automatisierung / stv. Institutsleiter Seite 10 A Kläner Rechtsanwälte Dr. Paul Klickermann Fachanwalt für Urheberund Medienrecht Seite 9 Böllhoff Verbindungstechnik GmbH Annette Löwen Leitung FAT Marketing Deutschland Seite 40 Page 62 Consilio GmbH Linda Holoubek Senior Consultant SCM Seite 13 Hüngsberg GmbH Tania Hüngsberg-Cengil Geschäftsführerin Seite 12 H C Bild: © Karl Kramer Pictureman CONSILIO GMBH | EINSTEINRING 22 | 85609 ASCHHEIM | T +49 89 9605750 | WWW.CONSILIO-GMBH.DE Erfahren Sie mehr zu unserem Webinarangebot BASF Coatings Joerg Zumkley Global Communications Seite 28 Page 58 B I infoteam Software AG Marc Maussner Chief Engineer Seite 15 invenio Virtual Technologies GmbH Siegfried Maier Referent Public Relations and Communication Seite 37 IPG Automotive Astrid Schmidt Communication Manager Press & PR Seite 21 Page 67

Zeit für Individualität Die Spitzenklasse der Zeiterfassung: Das neue dormakaba Terminal 98 00 Flexibel. Effizient. Nachhaltig. P UNITY AG Dr.-Ing. Daniel Steffen Head of R&D & Systems Engineering Seite 35 Plocher Executive Find GmbH Marion Plocher, CEO/Founder Seite 38 Rollax GmbH Dr. Jörg Franke Leiter Versuch Seite 30 Softing Automotive Electronics GmbH Philipp Numberger Produktmanager der VIN|ING-Familie Seite 17 Page 65 WSW Software GmbH Stephan Eckert Product Manager Seite 19 Luxinnovation Lena Martensson Senior Marketing & Communication Officer Page 56 Schreiner Group Adrian Marggraf Produktmanager Seite 32 L R SAFELOG GmbH Alexander Strunz Referent Unternehmenskommunikation & PR Seite 33 Page 61 S U W Bild: © Luxinnovation/Marion Dessard Bild: © Mario Stockhausen IPG Automotive Florian Weindel Product Manager Hardware Seite 21 Page 67 IPG Automotive Henning Kemper Senior Specialist Editor Seite 21 Page 67 Villo Tech Germany Limited Yu Ding Leiter Projekte und Einkauf Seite 27 V Autoren:innen Supplement/Special „Schlüsseltechnologie Nachhaltige und Smarte Produktion“ Zum Inhalt 

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9 begründender schöpferischer Beitrag vorliegt, nicht erforderlich, dass dieser Beitrag einen eigenständigen erfinderischen Gehalt aufweist (BGH, Urteil v. 04.08.2020 – X ZR 38/19). Die Benennung einer natürlichen Person als Erfinder ist auch dann möglich und erforderlich, wenn zum Auffinden der beanspruchten technischen Lehre ein System mit KI eingesetzt worden ist. Im entschiedenen Fall hatte der BGH im Anmeldeverfahren die Benennung eines menschlichen Erfinders mit dem Zusatz dennoch erlaubt, der Erfinder habe „die näher bezeichnete KI dazu veranlasst, die Erfindung zu generieren.“ Die Ergänzung einer hinreichend deutlichen Erfindernennung um diese Angabe wird sicherlich die Stellung des Patentanmelder nicht stärken. Beteiligung Künstlicher Intelligenz an Erfindungen Von Dr. Paul Klickermann, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht Lehrbeauftragter der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) Es ist schon ein seltener Fall aus dem Patentrecht. Normalerweise streiten die Beteiligten um die Wirksamkeit, Inhaberschaft oder die Verletzung eines Patents. Vor dem Bundesgerichtshof (BGH) ging es aber im Rahmen einer Rechtsbeschwerde um eine Grundsatzfrage, ob Künstliche Intelligenz (KI) als Erfinder im Patentanmeldungsverfahren benannt werden kann (BGH, Beschluss vom 11.06.2024 – X ZB 5/22 BPatG). Bei den angemeldeten Erfindungen ging es um Lebensmittel- oder Getränkebehälter als künstliches Gebilde. Diese Frage kann auch für die Autoindustrie von Bedeutung sein, wenn es um mit KI-gesteuerte Automatismen in der Fertigung von Kraftfahrzeugen geht und geklärt werden muss, welchen Grad die KI am Ergebnis der Fahrzeugerstellung hatte. Der BGH hat nunmehr bestätigt, dass KI kein Erfinder sein kann. Erfinder können nur natürliche Personen (d. h. Menschen) sein. Der BGH schließt sich damit einer Reihe ähnlicher Entscheidungen in anderen Ländern an. Ein US-Physiker hatte mit seinem künstlerischem Erfindungsprojekt Verfahren rund um den Globus angestrengt. Überwiegend wurde die Erfinderstellung auf natürliche Personen begrenzt. So sahen es die Gerichte in den USA, dem Vereinigten Königreich, Australien, Neuseeland und Japan. Anders wurde es nur in Südafrika gesehen, wo sich das Anmeldeverfahren auf die reine formelle Prüfung beschränkte. Der BGH begründet seine ablehnende Entscheidung damit, dass der Erfinder Träger eines Rechts sei. Im Übrigen gebe es nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand kein System, das ohne jede menschliche Vorbereitung oder Einflussnahme nach technischen Lehren sucht. An jeder Erfindung, auch wenn diese mit Unterstützung der KI entsteht, muss immer auch ein Mensch beteiligt sein. Die Stellung als Erfinder ist nicht nur Ergebnis eines tatsächlichen Vorgangs, nämlich das Auffinden einer neuen technischen Lehre. Vielmehr umfasst sie auch die rechtlichen Beziehungen. So begründet die Stellung als Erfinder das Recht auf das Patent. Insbesondere entsteht ein Erfinderpersönlichkeitsrecht. Die Benennung einer natürlichen Person als Erfinder im Rahmen des Anmeldeverfahrens ist nach BGH auch dann möglich, wenn zum Auffinden der beanspruchten technischen Lehre ein System mit KI eingesetzt worden ist. Dies setzt keinen eigenständigen erfinderischen Beitrag des Menschen iSd § 4 PatG voraus, sondern lediglich einen menschlichen Beitrag, der den Gesamterfolg wesentlich beeinflusst hat. Die Benennung als Erfinder setzt allerdings nicht voraus, dass der Gegenstand der Anmeldung patentfähig ist. Nach ständiger Rechtsprechung ist es für die Frage, ob ein die Stellung als Erfinder Das Urteil hat auch weitreichende Folgen für die Praxis. Der BGH gestattet nunmehr die patentrechtliche Aneignung einer Erfindung, an deren Auffinden KI beteiligt war, durch einen Menschen mittels Selbstbezeichnung als Erfinder. Bei der Abfassung solcher KIPatentanmeldungen sind aber nach dieser Entscheidung wichtige Besonderheiten zu beachten … Weiterlesen: https://t1p.de/gxzvf  Dr. Paul Klickermann klickermann@it-anwalt-kanzlei.de  Kläner Rechtsanwälte www.it-anwalt-kanzlei.de  Dr. Paul Klickermann, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Lehrbeauftragter der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) Bild: © Kai Myller

10 ‚Schlanke‘ Organisation für teilweise 'hoheitliche Aufgaben': Standardisierung, Zertifizierung der Shared-Services, Governance der OpCos, Transfer Zertifizierung Externer Input Lizensierung, Service Level Agreements Betreibergesellschaft(en) Core Services zur Zertifizierung, Applikationen zur ‚Freigabe‘ für Betreiber Kontrolle, z.B. hinsichtlich Vendor Lock-in Entwicklungsorganisationen - Catena-X - Factory-X - Semiconductor-X - Process-X - Aerospace-X - weitere Open Source Shared Services BusinessApplikationen Technologie Wie Unternehmen in Daten- ökosystemen „mehr“ aus ihren Daten machen Von Dr.-Ing. Olaf Sauer, Geschäftsfeld Automatisierung/stv. Institutsleiter Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) Für die Produktion, deren Ausrüstung und Digitalisierung hat Deutschland beste Voraussetzungen, weil es ein breites Spektrum von Unternehmen gibt, die Produkte und Lösungen für alle denkbaren Fertigungs- und Montageanwendungen anbieten:  produzierende Unternehmen, also Fabrikbetreiber, die effizient und wettbewerbsfähig hochwertige Teile, Baugruppen und Endprodukte für den nationalen und internationalen Markt herstellen,  Systemintegratoren, die einzelne Maschinen und Anlagen zu Fertigungs- oder Montagelinien verketten,  kleine und mittelständische Maschinenbauer, von denen viele in ihrem Marktsegment Weltmarktführer sind,  Komponentenanbieter mit hochspezialisiertem Know-how zum Einsatz und zum Service ihrer Komponenten in verschiedenen Anwendungsgebieten und Märkten,  Automatisierungsanbieter, die spezialisierte Produkte zur Steuerung, Regelung, Überwachung, Safety und Security von Arbeitsplätzen und Zellen in der Produktion liefern,  Hersteller leistungsfähiger Microsystemtechnik sowie  IT-Systemhäuser, die komplexe Geschäftsanwendungen zur Unterstützung einzelner Fertigungsaufgaben oder kompletter Fabriken entwickeln, liefern und warten. Allein hochproduktive und zuverlässige Maschinen, Anlagen oder Komponenten zu liefern oder zu betreiben, wird zukünftig als Differenzierungsmerkmal und Basis des Geschäftserfolgs jedoch nicht mehr ausreichen. Es vollzieht sich ein Paradigmenwechsel vom Produktverkauf zum Nutzenverkauf, sog. Produkt-Service-Systemen (PSS), die für neue Wertschöpfung sorgen und zukunftssichere Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mitarbeiter sichern bzw. schaffen. Zusätzlich zu den traditionellen hardwarenahen Kompetenzen müssen Fabrikbetreiber und deren Ausrüster schnell umfassende Kompetenzen lernen und beherrschen, um neue Methoden und Werkzeuge wie Digitale Zwillinge, Grafiken: © IOSB Bild 1: Rolle der Betreibergesellschaften in Datenökosystemen (Quelle: in Anlehnung an [7]) Datenökosysteme, Datensicherheit und -souveränität etc. nutzbringend um- und einsetzen zu können. Dies alles wird nicht im Alleingang erfolgreich sein: nur in Kooperation mit gleichgesinnten Partnern des gesamten Wertschöpfungsnetzwerks, in der jeder seine Stärken ausspielt, können die kombinierten Produkt-Service-Systeme erfolgreich auf den Markt gebracht werden. Digitalisierung ist ein MUSS Im Jahr 2012 hat die damalige Bundesregierung die vierte industrielle Revolution zu einem ihrer Zukunftsprojekte erklärt. Wirtschaft, Wissenschaft, Verbände und Gewerkschaften arbeiten eng zusammen, um Deutschland zu einem Leitanbieter und Leitmarkt neuer Technologien für die Fabrik der Zukunft zu machen, was nach einhelliger internationaler Meinung gelungen ist: Industrie 4.0 ist ein Exportschlager für Produktionsstätten weltweit. Jedes der Elemente Sensorik, Aktorik, Automatisierungseinrichtung (Steuerung) sowie der technische Prozess ist von der zunehmenden Digitalisierung betroffen und verändert sich durch Vernetzungs-, Kommunikations- und Datenverarbeitungsfähigkeit entsprechend. Die Integrierte Forschungsagenda CPS [1], die als Grundlage des Begriffes „Industrie 4.0“ dient, beschreibt diese Entwicklung im Einzelnen. In der Standardisierung können die Arbeitsgruppen der Verbände Ergebnisse vorweisen: Industrie 4.0-Komponente und -Verwaltungsschale, das Referenzmodell und Begriffsdefinitionen sind vereinheitlicht, so dass in der Industrie 4.0 alle Komponenten interoperabel kommunizieren können. Datenökosysteme als nächster Schritt zur Digitalisierung Die Grundannahme für industrielle Datenökosysteme liegt darin, dass durch unternehmensübergreifendes Teilen von Daten mehr Potenzial gemeinsam auszuschöpfen ist, als durch unternehmensinterne Verbesserungen einzelner Prozesse. Neben dieser IKT-zentrierten Argumentation ist zu beobachten, dass die Fabrikausrüster und -betreiber durchaus gewillt sind zu digitalisieren, dass für sie aber oft die erforderlichen Investitionen durch den gestifteten Nutzen nicht gerechtfertigt werden. Datenökosysteme adressieren deshalb auch die bessere Skalierung digitaler Technologien und Angebote. Grundsätzlich hat sich der Datenaustausch in Produktions- und Liefernetzwerken etabliert, hauptsächlich jedoch bislang meist zwischen zwei Partnern auf Basis von vorab vereinbarten Regelungen. Produzierende Unternehmen nutzen bereits Plattformen – oftmals diejenigen der außereuropäischen Hyperscaler – zum Sammeln, Aufbereiten

11 und Auswerten von Daten, allerdings meist innerhalb von Unternehmensgrenzen. Der Aufbau von unternehmensübergreifenden Datenökosystemen beginnt derzeit. Erste Datenräume, zum Beispiel für Mobilität (‚Mobility Data Space‘) [2], die Automobilindustrie [3], in der Landwirtschaft [4] oder in der Logistik [5] etc. sind im Aufbau und teilweise schon in der Nutzung. Beispiele zeigen, dass auch Fabrikausrüster und -betreiber Prinzipien wie multilateralen Datenaustausch, Interoperabilität, Datensouveränität, etc. nutzen [6]. Im produzierenden Gewerbe wurden deshalb, getrieben durch Industrie 4.0, in der Vergangenheit viele Lösungen für Plattformen und datenbasierte Services entwickelt, die allerdings aufgrund der Ausrichtung auf die Produkte des jeweils anbietenden Unternehmens und der notwendigen Integrationskosten nicht hinreichend skalierten. Firmen haben daher die Entwicklung eingestellt bzw. verkauft (Beispiele sind ADAMOS oder Axoom). Datenökosysteme verfolgen daher den wesentlich vielversprechenderen Ansatz, auf Basis einmalig gemeinsam entwickelter Basisdienste interoperable Geschäftsanwendungen zu erstellen; Fabrikbetreiber und -ausrüster können ihre in Form von Use Cases beschriebenen Aufgaben und ähnliche Fragestellungen lösen. Die Interoperabilität sichert die Skalierbarkeit. Wer übernimmt den Betrieb eines Datenökosystems? Der Betrieb der Infrastruktur eines Datenökosystems bildet die Basis dafür, dass Unternehmen Daten miteinander austauschen können, um so ‚mehr‘ aus ihren Daten zu machen. Dabei verbleibt die Hoheit über die Daten bei demjenigen, der sie erzeugt; die Datenhaltung bleibt dezentral. Eine Betreibergesellschaft (Bild 1) stellt die technischen Grundlagen zum Datenaustausch bereit, weiß jedoch nichts über die Inhalte der ausgetauschten Daten und speichert sie auch nicht zentral ab. Aktuell existieren bereits erste Betreibergesellschaften für Datenökosysteme, für Manufacturing-X ist Cofinity-X die Referenz-Betreiberin, da sie das Betriebsmodell von Catena-X umsetzt. Zehn große deutsche Unternehmen sind zu gleichen Teilen Gesellschafter von Cofinity-X, u.a. SAP, Siemens, BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen, ZF und BASF. Im Projekt Factory-X, einem weiteren Leuchtturmprojekt für Datenökosysteme, erarbeiten die Partner ein Betriebsmodell für die Branche der Ausrüster und Betreiber von Produktionsanlagen, das für ein Bieterverfahren einer Betreibergesellschaft für den mittelständisch geprägten Maschinenbau genutzt werden soll. Chancen für Start-ups und Dienstleister Derzeit werden Datenökosysteme auch für die produzierende Industrie aufgebaut; im eingeschwungenen Zustand, d.h. nach einer gewissen Zeit nach Abschluss der jeweiligen branchenbezogenen Förderprojekte, ergeben sich Geschäftsmöglichkeiten für neue Marktteilnehmer aufgrund neuer Aufgaben und Rollen (Bild 2). Ein Datenintermediär kommt beispielsweise in folgendem Szenario ins Spiel: mittelständische Komponentenhersteller liefern ihre hochwertigen Erzeugnisse an zahlreiche nationale und internationale Lösungsanbieter/Maschinenbauer, Systemintegratoren und/oder Fabrikbetreiber. Diese Komponenten laufen im Feld und erzeugen permanent Betriebs- und Änderung eines erteilten Auftrags Kunde Betreiber Lösungsanbieter/ Systemintegrator Eigentümer Investor(en) Komponentenlieferant Plattformanbieter Änderungen/ Anpassungen Anwendungen, die laufzeit-relevante Daten verarbeiten Laufende Zahlungen neuer Liefertermin Ausbringung als Grundlage der Zahlung (Pay-per-X) Daten über den aktuellen Zustand der Assets ggfs. Datenintermediär Bild 2: Rollen in Datenökosystemen (Quelle: [7]) [1] G eisberger, E.; Broy, M. (Hrsg.): agendaCPS: integrierte Forschungsagenda Cyber-Physical Systems. Springer-Verlag, 2012. [2] https://mobility-dataspace.eu/de, letzter Aufruf am 05.02.2025 [3] https://catena-x.net/de, letzter Aufruf am 05.02.2025 [4] https://agridataspace-csa.eu, letzter Aufruf am 05.02.2025 [5] https://www.silicon-economy.com, letzter Aufruf am 05.02.2025 [6] https://smart-connected.nl/de, letzter Aufruf am 05.02.2025 [7] O tto, B.; Seidelmann, J.; Schmelting, J.; Sauer, O.: Vorstudie Datenraum Manufacturing-X - Architektur, Basisdienste und Organisation unter Berücksichtigung der Spezifika der ausrüstenden Industrie. Herausgegeben vom VDMA und ZVEI. Juli 2023. [8] F orschungsbeirat Industrie 4.0/acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Hrsg.): Aufbau, Nutzung und Monetarisierung einer industriellen Datenbasis, 2022, DOI: 10.48669/fb40_2022-06. Laufzeitdaten. Aufgrund ihrer Größe und Charakteristik als Fabrikbetreiber, Sondermaschinenbauer oder Komponentenlieferanten haben diese Firmen keine Kapazität und kein ausreichendes Know-how, um die einzelnen Verbindungen zu den Maschinen oder Komponenten zu verwalten und aufzubauen, die entstehenden Daten zu sammeln, aufzubereiten, zu aussagefähigen Ergebnissen zusammenzufassen und Rückschlüsse daraus zu ziehen. Diese Aufgaben kann ein ‚Datenintermediär‘ übernehmen und damit neue datenbasierte Services anbieten [8] bzw. im Auftrag der Betreiber, Maschinenbauer oder Komponentenhersteller ausführen. FACTORY-X https://factory-x.org/de  Datenräume und Datenökosysteme https://t1p.de/nmfzl  Olaf Sauer über Manufacturing-X und die Zusammenarbeit vom Fraunhofer IOSB mit der Industrie https://t1p.de/l6pnt 

12 IT und Automotive Interview mit Tania Hüngsberg-Cengil zu EDI-Lösungen Systeme in der Cloud oder doch besser als On-Premises Lösung? IT Sicherheit wird derzeit intensiv diskutiert wie nie zuvor. Die jüngsten Entwicklungen zeigen auf, dass Unternehmen mehr denn je gefordert sind, ihre Sicherheitsstandards zu überprüfen und zu optimieren. Auch das Hosting in der Cloud wird nun wieder mehr in Frage gestellt. Wie sicher sind die Daten darin wirklich? Wir sprachen mit Tania Hüngsberg-Cengil, Geschäftsführerin des EDI Experten HÜNGSBERG GmbH. Frau Hüngsberg-Cengil, Ihr Unternehmen bietet EDI-Lösungen sowohl OnPremises als auch aus der Cloud an. Inwiefern halten Sie In-House-EDI-Systeme für ein auslaufendes Modell? Ist zu erwarten, dass trotz der aktuellen Situation Cloud-Lösungen bald On-Premises weitestgehend ablösen werden? Tania Hüngsberg-Cengil: Diese Annahme würde ich nicht uneingeschränkt unterstützen. Der Trend in der Branche zeigt zwar eindeutig eine Verschiebung hin zu CloudLösungen, jedoch stellen wir fest, dass Neukunden weiterhin Interesse an On- Premises-Systemen haben. Aber neun von zehn Anfragen enden schlussendlich in einer Entscheidung für Cloud-Lösungen. Aus meiner Sicht könnte sich die aktuelle geopolitische Situation zugunsten von OnPremises Lösungen auswirken bzw. deren Nachfrage wieder verstärken. Wobei die Cloud gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sowie IT-Abteilungen eine noch wichtigere Rolle spielen wird, nicht zuletzt aufgrund des starken Trends zur Digitalisierung und dem entsprechend hohen Bedarf an flexiblen IT-Ressourcen. Sind diese Vorbehalte Ihrer Meinung nach gerechtfertigt? Tania Hüngsberg-Cengil: Die Sicherheitsbedenken sind absolut nachvollziehbar. Gerade in dieser Zeit bieten moderne Cloud-Systeme ein hohes Maß an Sicherheit. Alle großen OEMs sind in der Cloud, da sie darin den effizienteren Ansatz sehen. Es gibt zwar einige Kommunikationspartner, die aufgrund von Datensensibilität auf OnPremises-Systemen bestehen, doch dies ist heutzutage eher die Ausnahme. Auch zögern Unternehmen, die aktuell On-Premises nutzen, häufig, auf Cloud-Lösungen umzusteigen. In diesen Unternehmen befinden sich dann meist langjährige Mitarbeiter oder eben EDI Verantwortliche, die noch über das notwendige Fach- wissen verfügen, um On-Premises-Lösungen zu betreuen. Wo sehen Sie die Vorteile von On-Premises-Systemen? Tania Hüngsberg-Cengil: Ein wesentlicher Vorteil von On-Premises-Lösungen liegt in der Flexibilität, die sie bieten. Bei OFTP2 Partner Einrichtungen beispielsweise ist der Kunde dann nicht auf uns angewiesen. Allerdings erfordert der Betrieb und die Wartung von On-Premises-Systemen eben ein hohes Maß an Fachwissen, das innerhalb des Unternehmens vorhanden sein muss. Während einige Unternehmen über qualifiziertes Personal verfügen, um ihre EDILösungen intern zu betreuen, zeigt unsere Erfahrung, dass die Mehrheit der On-Premises-Kunden inzwischen nicht mehr dazu in der Lage ist, ihre Systeme selbstständig einzurichten. Viele von ihnen wenden sich stattdessen an uns, um die Einrichtung ihrer Partnerverbindungen vorzunehmen. Welchen Einfluss hat diese Marktentwicklung auf Ihre Produktstrategie? Tania Hüngsberg-Cengil: Diese Entwick- lung hat uns dazu veranlasst, unsere Dienstleistungen und Produkte gezielt auf die Bedürfnisse unserer Kunden auszurichten, denn auch deren ERP Systeme gehen überwiegend in die Cloud. Wir haben alle erforderlichen Services etabliert, um sicherzustellen, dass unsere Kunden ihre HÜNGSBERG EDI-Lösung nahtlos in die Cloud migrieren können. Unternehmen konzentrieren sich heute bevorzugt auf ihr Kerngeschäft, während die Komplexität und Dynamik der EDI-Technologien aber ein zunehmend professionelles Management erfordert. In der Folge macht es absolut Sinn, erfahrene Experten mit der Implementierung und dem Betrieb von EDISystemen zu beauftragen. Die Tendenz spricht klar für die Cloud. Dieser Wandel ist bereits erkennbar … Weiterlesen https://t1p.de/sbl0d  HÜNGSBERG www.huengsberg.com  Bild: © Karl Kramer Pictureman Tania Hüngsberg-Cengil, Geschäftsführerin der Hüngsberg GmbH

13 IT und Automotive EPEI: Rüstzeiten um bis zu 78 Prozent senken Von Linda Holoubek, Senior Consultant SCM bei CONSILIO Um den volatilen und flexiblen Märkten der heutigen Zeit zu begegnen, bedarf es harmonisierter, schnittstellenübergreifender Produktionsprozesse. Mit der CONSILIO-EPEI-Lösung lässt sich eine überhitzte Produktion beruhigen und zugleich die Effizienz steigern. Über die letzten Jahre haben sich sowohl die Lieferketten als auch die Kundenanforderungen erheblich geändert. Im Detail: Eilaufträge, der Bullwhip-Effekt, Stornierungen, Engpässe oder Liefer- und Nachfrageschwankungen stellen produzierende Unternehmen permanent vor neue Herausforderungen, da sie den reibungslosen Warenfluss stören. Mit EPEI (Every part every interval) – auch Heijunka genannt – lässt sich eine geglättete Produktion über die Nivellierung von Schwankungen in Bezug auf Kapazitätsbedarfe, Lagerbestand und Mengen erzielen. EPEI im Detail Nach dieser Methode sollen bestimmte Produkte in regelmäßigen Abständen immer wieder produziert werden, um einen steten Zyklus in der Produktion abzubilden. Damit beschreibt das Prinzip einen Zeitraum, innerhalb dessen alle erforderlichen Produkte hergestellt werden. Dazu wird der Bedarf gleichmäßig über eine Zeitperiode verteilt. Sie wird als Intervall bezeichnet, das oft in Tagen, Stunden oder Minuten definiert ist. Es wird zu einem großen Teil von der Losgröße beeinflusst. Das bedeutet: Je größer das Los, desto größer das Intervall. Daher ist EPEI auch eine Kennzahl für die Flexibilität einer Fertigung, denn das Ziel ist letztlich eine hohe Flexibilität und somit ein kleines Zeitintervall. Die Methodik kann somit als Hilfsmittel zur Erreichung der kleinsten möglichen Losgröße betrachtet werden. Die zweite Stellschraube für eine beruhigte Produktion ist ein Modellmix, der die Nivellierung und Glättung in einer gemischten Produktionsumgebung erzielt. Dabei erhöht das EPEI-Prinzip die Effizienz in der Produktion durch die Vermeidung von Wartezeiten. Grund: Puffer zur Abfederung von Diskontinuitäten, die zur Reaktion auf Produktions- und Nachfrageschwankungen notwendig sind, werden erheblich verringert. EPEI standardkonform implementieren Den EPEI-Grundgedanken haben die CONSILIO-Experten in eine Sequenzierungsheuristik übernommen, die für die Verantwortlichen leicht nachvollziehbar ist. Realisiert wurde das über eine Steuertabelle, über die die Planer die wichtigsten Parameter – etwa Ressource, Produkt, Sortierungsreihenfolge usw. definieren. Positiver Nebeneffekt: Da die realisierte Nivellierungsheuristik Aufträge eines Produkts (oder einer Produktgruppe) auf einer Ressource hintereinander plant (bis zur hinterlegten maximalen Menge), kann sie die Rüstzeiten um bis zu 78 Prozent senken und so die Gesamtproduktionszeit um 18 Prozent senken. Da die Heuristik im Kundennamensraum liegt, kann sie jederzeit angepasst und erweitert werden. So sind mit dieser Techno- logie bereits Erweiterungen, wie die Berücksichtigung von Reichweitenberechnungen alternativ oder zusätzlich zur maximalen Sortiermenge, realisiert. Dieser einfache Sortieralgorithmus ist jedoch mit SAP-Boardmitteln nicht zu erreichen. Daher hat die CONSILIO, gemäß Anforderungen des Automobilzulieferers Brose (Kunde), die beschriebene Heuristik erstellt. Die Nivellierungsheuristik ist komplett in das Framework der SAP eingebettet. Daher kann sie in allen Transaktionen (Feinplanungsplantafel, Ressourcenplantafel, Produktplantafel etc.) verwendet werden, die das Planungsobjekt Ressource unterstützen. Fazit Mit der CONSILIO-Lösung lässt sich eine geglättete Produktion realisieren – ohne all die Puffer in Kapazität, Lager und den Betriebsmitteln. Die Methodik des EPEI ist eine Vorstufe des One-Piece-Flow und führt zu einer hohen Effizienz in der Produktion bei gleichzeitig geringen Kosten. Consilio GmbH https://www.consilio-gmbh.de  Grafik: © CONSILIO EPEI ist eine Methode zur Ermittlung der kleinsten sinnvollen Losgröße unter Berücksichtigung der gegebenen Zyklus- und Rüstzeiten.

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15 IT und Automotive „Secure Bootloader: Die erste Verteidigungslinie für sichere Geräte“ Von Marc Maußner, Chief Engineer bei der infoteam Software Gruppe Bootloader sind weit mehr als nur der Startknopf eines Geräts – sie sind die erste und entscheidende Verteidigungslinie gegen Cyberangriffe. Mit steigenden Anforderungen durch den EU-Cyber Resilience Act, die NIS2-Richtlinie und die immer wichtiger werdende Updatefähigkeit rückt der „secure“ Bootloader ins Zentrum moderner Sicherheitstechnologien. Doch warum sind sie so essenziell, und wie können sie helfen, unsere digitalen Produkte zu schützen? Warum müssen unsere Bootloader „secure“ sein? Früher waren Bootloader kaum mehr als eine simple Sprunganweisung an eine statische Adresse. Doch die Anforderungen von heute sind komplex: Neben grundlegenden Funktionen müssen Bootloader nun höchsten Standards in der Entwicklung und Cybersicherheit entsprechen. Regulierungen wie der EU-Cyber Resilience Act oder die NIS2-Richtlinie, aber auch der Bedarf an Updatefähigkeit zur Behebung von Schwachstellen, machen dies unumgänglich. Diese Anforderungen betreffen nicht mehr nur Consumer-Produkte, sondern auch Industriegeräte, Produktionsanlagen und Fahrzeuge. Die Bedeutung der Cybersicherheit Im Fokus der Cybersicherheit stehen die sogenannten schützenswerten Assets eines Produkts – Eigenschaften oder Inhalte, die Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit sicherstellen. Normen und Standards für Cybersicherheit definieren dabei nicht nur Anforderungen an den Entwicklungsprozess, sondern auch an die Umgebung, in der entwickelt wird. Berichte über Sicherheitsprobleme in Geräten sind keine Seltenheit und die Herausforderungen betreffen längst nicht mehr nur Endverbraucherprodukte, sondern auch kritische Infrastrukturen. Bootloader als „Root-of-Trust“ „Secure“ Bootloader übernehmen eine zentrale Rolle in der Gerätearchitektur: Sie schaffen die sogenannte „Root-of-Trust“ – den Ankerpunkt, der die Integrität der Software auf einem Gerät gewährleistet. Moderne Hardware integriert häufig spezielle Security-Features, wie Secure-Storage zur Speicherung kryptografischer Schlüssel oder Hardware-Module für Verschlüsselung und Hashing. Der Bootloader sorgt dafür, dass diese Funktionen beim Systemstart korrekt und sicher aktiviert werden. Updatefähigkeit und Lebenszyklusmanagement Ein weiteres zentrales Element moderner Bootloader ist die Updatefähigkeit. Um Schwachstellen zu beheben oder neue Funktionen einzuspielen, ermöglichen sie Firmware-Updates – und oft auch ihr eigenes Update, um eine neue „Root-ofTrust“ zu etablieren, falls kryptografische Schlüssel kompromittiert wurden. Bootloader unterstützen zudem den SecurityLifecycle des Produkts, indem sie Schutzmechanismen erst nach der Produktion aktivieren oder bei einem Factory-Reset alle gespeicherten Geheimnisse unwiderruflich löschen. Fazit: Bootloader als erste Verteidigungslinie Bootloader sind unverzichtbar, um sicherzustellen, dass auf einem Gerät nur geprüfte Software läuft und Schwachstellen durch Updates behoben werden können. Doch die Sicherheit beginnt nicht erst mit der Implementierung: Bereits in der Planungsphase muss das Security-Konzept des Bootloaders entwickelt und regelmäßig über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg angepasst werden. Die infoteam Software Gruppe bringt jahrzehntelange Erfahrung in der Softwareentwicklung und ein tiefes Verständnis für Software-Security mit. infoteam unterstützt Unternehmen dabei, maßgeschneiderte Sicherheitslösungen zu entwickeln und neue Angriffstechniken proaktiv abzuwehren – für eine starke „First-Line-of-Defense“ ihrer Produkte. infoteam Software Gruppe https://infoteam.de  Bild: © AdobeStock, Kylan, generiert mit KI

17 IT und Automotive Diagnose für die Hosentasche Autarkes Diagnose-Interface mit integriertem Tester – flexibel, handlich, effizient Von Philipp Numberger, Produktmanager der VIN|ING-Familie bei Softing Automotive Electronics GmbH Der typische Diagnoseaufbau besteht aus mehreren Komponenten: Eine umfangreiche Testsoftware läuft auf einem PC und ist über ein Fahrzeug-Interface per Kabel oder Remote mit dem Fahrzeug verbunden. Das Setup erfordert ein hohes Maß an Expertise, um eine fehlerfreie Diagnose durchführen zu können und keine Schäden an Hardware, Software oder am Fahrzeug selbst zu verursachen. Bei häufigem Fahrzeugwechsel, wiederkehrenden Test- oder Flash-Operationen oder dem Einsatz an abgelegenen Orten ist dieser Aufbau jedoch zu komplex, zu schwerfällig und letztlich zu teuer. In einigen Szenarien, wie z.B. bei nachträglichen Programmierungen während der Fahrzeug-Verbringung oder für Diagnosetests im Fahrversuch, ist daher der Einsatz einer kompakteren Diagnoselösung sinnvoll. Fahrzeug-Interface mit integriertem Diagnosetester Genau hier setzt das Stand-alone-Interface von Softing an: VIN|ING 2000 PDX ist eine handliche Fahrzeugkommunikationsschnittstelle mit integriertem Diagnosetester, die ohne PC an jedem Ort autark eingesetzt werden kann und dort die im Laufzeitsystem hinterlegten Diagnoseabläufe anwendet. Die Handhabung des VIN|ING 2000 PDX ist dabei denkbar einfach. Nach Anschluss an die OBD-Buchse des Fahrzeugs erfolgt per Knopfdruck die Aktivierung eines vom Experten vordefinierten Programmierablaufs. Dazu muss lediglich ein OTX-Ablauf ins Diagnoseprojekt integriert werden und mit einer der beiden Funktionstasten verknüpft werden. Ergebnisse können anschließend über die PCAnwendung einfach heruntergeladen und weiterverarbeitet werden. Das integrierte Diagnoselaufzeitsystem ermöglicht die schnelle und fehlerfreie Steuergeräteprogrammierung, während die Statusanzeigen mittels frei konfigurierbarer RGB-LEDs den Fortschritt visuell darstellen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Von Statusprüfungen während der Entwicklungsphase über die effiziente Fahrzeugprogrammierung in der Post Production bis hin zu Diagnosetests im Fahrversuch – VIN|ING 2000 PDX erweist sich in unterschiedlichen Bilder: © Softing Automotive Szenarien als unverzichtbar. Insbesondere bei Rückrufaktionen oder regelmäßigen Aufgaben ermöglicht es eine schnelle, unkomplizierte Vor-Ort-Aktualisierung von Steuergeräten. Konzentration auf Kernprozesse – Ressourcen effizient nutzen Zusammenfassend ist VIN|ING 2000 PDX eine handliche und einfach zu bedienende autarke Diagnoselösung. Software-Updates und Diagnosetests können so auch von angelerntem Personal ohne tiefgehende Diagnosekenntnisse effizient durchgeführt werden, während sich das Fachpersonal auf die Kernprozesse konzentriert. VIN|ING 2000 PDX ist die ideale Wahl für Fahrzeughersteller und Tier1, die nach effizienten und kostengünstigen Lösungen für sich wiederholende, zeitaufwändige Diagnose- und Testaufgaben suchen. Softing Automotive Electronics GmbH https://automotive.softing.com/de  Autarkes VCI für Test- und Flash-Aufgaben Video: Diagnose für die Hosentasche

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19 IT und Automotive Spezifische OEM-Prozesse durchgängig in SAP abbilden Von Stephan Eckert, Product Manager, WSW Software GmbH Die Automobilhersteller (OEMs) stellen teils sehr komplexe Anforderungen an ihre Zulieferer, wie die Kommunikation um die Belieferung abzulaufen hat. In den SAP-Standards ERP oder S/4HANA ist die Abbildung individueller Prozessanforderungen nicht vorgesehen und stellt Zulieferer vor enorme Herausforderungen. Was viele nicht wissen: kostengünstige SAP-basierte Add-ons bilden OEM-Prozesse durchgängig in SAP ab; Zulieferern bleiben damit Eigenprogrammierungen erspart. Zwei Beispiele: OEM-Zusatzdaten in SAP- Lieferprozess integrieren In den Lieferabrufen der OEMs werden zunehmend prozessbezogene Zusatzdaten mitgeschickt. Gemeint sind Einteilungsinformationen, die über das Lieferdatum, die Anlieferzeit und die Menge hinausgehen. Der OEM erwartet, dass sich seine Daten im Lieferprozess wiederfinden wie beispielsweise LOT-Sequenznummern, Delivery Call Number (DCN) oder Release Authorization Number (RAN). Die Herausforderung: Im SAP-Standard-Lieferplan ist eine Verarbeitung von Zusatzdaten nicht vorgesehen. Die Lösung: das Add-on „Zusatzdaten“ von WSW Software reicht einteilungsbezogene Zusatzdaten über einen SAP-Standard-Lieferplan mit Feinabrufen bis zum Ende des Lieferprozesses durch. Nach einmaliger Einrichtung kann die Lösung universell eingesetzt werden. Ob PSA Corail, Renault CINDI/ LISA, Nissan RAN oder viele andere mehr: OEM-spezifische Bezeichnungen werden in den Stammdaten hinterlegt und konfiguriert. Ein- und ausgehende EDI-Nachrichten werden automatisch auf Richtigkeit geprüft. OEM-Labels und -Formulare mit SAP gestalten OEMs stellen ebenso konkrete Anforderungen an die Inhalte und Gestaltung von Labels und Formularen. Beim Zulieferer entsteht Aufwand: Jedes Label und Formular muss nach den vorgegebenen Maßen millimetergenau gestaltet werden. Die auszugebenden Informationen müssen individuell für jeden OEM mit einem sogenannten Datensammelprogramm „zusammengesucht“ werden. Auch bei Barcodes muss sichergestellt sein, dass sie technisch und inhaltlich den OEMVorgaben entsprechen. Die Herausforderung: Der SAP-Standard bildet derart anspruchsvolle Anforderungen nicht oder nur unzureichend ab. Die Lösung: Mit „Label Engine“ hat WSW Software ein Add-on im Portfolio, das das Label-/ Formularmanagement direkt aus SAP ermöglicht. Ohne Programmierung können individuelle Labels gestaltet, konfiguriert und gedruckt werden. Anwender können zudem auf über 300 vorgefertigte, lizenzierte OEM-Labels zurückgreifen und diese dann weiterentwickeln. SPEEDI und JUNIQ – leistungs- starke Add-ons für SAP SAP automatisiert viel – aber eben nicht alles. SPEEDI und JUNIQ sind zwei leistungsstarke Plattformen von WSW Software mit unzähligen Einzellösungen, die den SAP-Standard ergänzen. Spezielle Anforderungen an Abruf-, Bestell-, Liefer- oder Gutschriftprozesse lassen sich einfach und schnell konfigurieren und parametrisieren. Eine Auflistung, welcher OEM was erwartet, liefert das kostenfreie Whitepaper zum Download. Whitepaper downloaden www.gowsw.de/whitepaperoem  WSW Software GmbH www.wsw.de  Bild: © chinaface/istockphoto.com Bild: © Simone Hoermann Stephan Eckert, Product Manager

Excellence in Mobility sandler-group.com • finexus® – Vliese für leichtgewichtige & nachhaltige Formteile • Vliesabsorber zur Akustikdämmung & Wärmeisolation • Polstervliese als Schaumersatz • Effiziente Luft- & Flüssigkeitsfiltermedien Dämmen Filtern Isolieren Polstern Wilhelm-Schrohe-Straße 2 · 55128 Mainz · Telefon +49 157 50153533 · info@klock-medienpartner.de OEM& LIEFERANT Netzwerk Automotive - Innovationen. Konzepte. Lösungen. Besuchen Sie auch unser Presseforum für die Automobil- und Zulieferindustrie www.oemundlieferant.de Digitales Fachmagazin für die Automobil- und Zulieferindustrie. Die nächste Ausgabe erscheint im September 2025.

21 IT und Automotive Direkte Einspeisung von Sensor-Rohdaten in Steuergeräte ADAS- und AD-Funktionen reproduzierbar in kritischen Szenarien testen und validieren Von Astrid Schmidt, Communication Manager Press & PR, Henning Kemper, Senior Specialist Editor und Florian Weindel, Product Manager Hardware, IPG Automotive Assistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen spielen eine Schlüsselrolle in der modernen Fahrzeugentwicklung. Damit sie zuverlässig funktionieren können, sind umfangreiche Tests in verschiedensten Verkehrssituationen und Umgebungsbedingungen erforderlich. Aufgrund des hohen Aufwands ist dies allein auf Basis realer Fahrversuche weder wirtschaftlich noch praktikabel. Ursächlich dafür sind der steigende Aufwand für die Datenerfassung sowie nur schwer oder unzureichend reproduzierbare Umgebungsbedingungen. Zudem sind Anpassungen an verschiedene Zielmärkte erforderlich, in denen Verkehrs- und Umgebungsbedingungen individuelle Anforderungen an die Software des Steuergeräts stellen. Ein Lösungsansatz ist der Einsatz einer Simulationsumgebung wie der offenen Integrations- und Testplattform CarMaker von IPG Automotive. Mit ihr können Szenarien gezielt entwickelt und im virtuellen Fahrversuch getestet werden. Dabei lassen sich alle relevanten Elemente, etwa Fahrzeug, Straße und Verkehrsobjekte, virtuell abbilden. Das Visualisierungstool Movie NX ermöglicht darauf aufbauend eine physikalisch realistische Simulation von Kameras und die Integration detaillierter Radar- und Lidar-Sensormodelle. Realitätsnahe Licht- und Wettereffekte erlauben es, Szenarien in allen Tages- und Jahreszeiten in der virtuellen Welt abzubilden. Um die Entwicklung dahingehend zu unterstützen, wurde die Hardwarelösung SensInject als Schnittstelle zwischen realem Steuergerät und virtueller Kamera entwickelt. Sie ermöglicht eine direkte Einspeisung der Bilddaten von Kamerasensoren in Steuergeräte. Ein leistungsstarkes FPGA gewährleistet die Anpassung der Bilddaten in Echtzeit an die Kameraschnittstelle des Steuergeräts. Dazu wurden die Kommunikation mit der Schnittstelle und die Anreicherung der Bilddaten mit sensorspezifischen Zusatzinformationen in SensInject umgesetzt. Zusätzlich bietet die gezielte Datenmanipulation Möglichkeiten zur Fehlereinspeisung. Dabei können in Echtzeit simulierte Sensorrohdaten im Closed-Loop-Verfahren sowie vorab aufgezeichnete reale Daten mittels Replay-Verfahren zum Einsatz kommen. Die Emulation des Sensors ist so präzise, dass ein Seriensteuergerät ohne spezielle Software verwendet werden kann. Flexibel und simpel an Kunden- anforderungen anpassbar SensInject kann individuell an kundenspezifische Anwendungsfälle angepasst werden. Ein modularer Hardware-Aufbau gewährleistet eine flexible Anwendung, da Module ohne nennenswerten Aufwand ausgetauscht oder ergänzt werden können. Gängige Sensorschnittstellen wie FPDL4, GMSL2 und MIPI CSI-2 erlauben zudem eine einfache Integration in die jeweiligen Testsysteme. Damit ist SensInject bereits heute für zukünftige Entwicklungen beim Testen kamerabasierter Systeme gerüstet. Validierung sicherheitskritischer Systeme unter realistischen Bedingungen Die Plattform wurde für Closed-Loop- und Open-Loop-Tests mit simulierten Sensordaten sowie für die Wiedergabe von aufgezeichneten realen Daten konzipiert. Dies ermöglicht die Durchführung deterministischer und reproduzierbarer Funktionstests zur Validierung sicherheitskritischer Systeme unter realistischen Bedingungen. Zudem erlaubt dies die schnelle Durchführung von Robustheitstests sowie die gezielte Einspeisung von Fehlern. So profitieren Expert*innen verschiedenster Fachbereiche von SensInject. In allen Entwicklungs- und Testprozessen, in denen Kamerasensoren zum Einsatz kommen, bietet SensInject enorme Vorteile – von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, der einfachen Nutzbarkeit durch die direkte Einspeisung von Sensor-Rohdaten bis hin zur hohen Flexibilität aufgrund des modularen Systems. SensInject trägt somit maßgeblich zu einer höheren Testabdeckung bei. Assistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen können deutlich schneller abgesichert und eine reibungslose, fehlerfreie Funktion gewährleistet werden. IPG Automotive www.ipg-automotive.com  Bild: © IPG Automotive Der Tischaufbau zeigt eine SensInject Plattform (l.u.), eine Roadbox mit Xpack4 Echtzeitrechner (m.) und ein Steuergerät (r.), welches durch SensInject mit Videodaten aus der Simulation gespeist wird.

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