OEM&Lieferant 2/2025

10 Quo vadis, Automobilindustrie? Rezension von „Chancen und Risiken in der Automobilindustrie: Handlungsempfehlungen zur Transformation von Märkten, Produkten, Prozessen und Strukturen“ von Thomas Korne (Herausgeber) und Klaus-Jürgen Schmidt (Herausgeber) Angesichts der aktuellen Situation der deutschen Automobilindustrie ist es den Schweiß aller Edlen wert, sich intensiv mit Chancen und Risiken in der weiteren Entwicklung dieser ehemaligen Paradedisziplin der deutschen Wirtschaft auseinanderzusetzen. Rückläufige Produktions- und Absatzzahlen, Marktanteilsverluste im wichtigen chinesischen Markt, ein schleppender Hochlauf der Elektromobilität entgegen allen Prognosen und Planungen und bisher nicht gekannte Qualitätsprobleme sogar im markenprägenden Premiumsegment sind die dramatischen Begleiterscheinungen einer Industrie zwischen Krise und Transformation in neue Technologien. Wo liegen in dieser Situation Chancen und Risiken der weiteren Entwicklung? Mit dieser Frage setzen sich Prof. Dr. Thomas Korne, Inhaber des Lehrstuhls für Internationales Logistikmanagement an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes und Prof. Dr. Klaus-Jürgen Schmidt, Direktor am Institut für Produktions- und Logistiksysteme, Saarbrücken sowohl als Autoren als auch als Herausgeber in ihrer im Juli 2025 erschienen Publikation „Chancen und Risiken in der Automobilindustrie“ auseinander. Für die zahlreichen, fundierten Einzeldarstellungen konnten die Herausgeber Spezialisten, Fachleute und Führungsverantwortliche sowohl aus dem Wissenschaftsbereich als auch aus der betrieblichen Praxis gewinnen. Gerade aus diesem Dialog zwischen wissenschaftlich fundierter Analyse und betrieblich abgesicherter Perspektive gewinnt das Buch seine aus der Vergangenheit hergeleitete und an der Realität gespiegelte bereichernde und zukunftsgerichtete Aussagekraft. Das Buch fokussiert sich inhaltlich in seinem systematischen Duktus auf drei Schwerpunktthemen. Der Fokus des ersten Teils liegt auf dem Themenbereich „Strukturen und Lieferketten“ unter anderem mit einer tiefgreifenden Sandortanalyse der europäischen Automobilindustrie im globalen Wettbewerb sowie einem Beitrag zur Bedeutung der Halbleiterindustrie für die Automobilbranche gerade auch im Hinblick auf die weitere Fahrzeugelektrifizierung, autonomes Fahren und die Leistungselektronik. Abgerundet wird dieser Teil mit einem Beitrag zum Wert des Working Capital als Cashflow-Treiber in der Supply Chain und zum Änderungsbedarf logistischer Ausbildungsberufe für die Batterielogistik. Der zweite Teil des Buches widmet sich dem Themenkomplex „Prozesse“ und setzt sich vornehmlich mit der Frage auseinander, inwieweit sich aus der Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung Chancenpotenziale in industriellen und logistischen Prozessen generieren lassen. Die Beiträge in diesem Teil schildern unter anderem den aktuellen Stand alternativer Antriebsarten im Nutzfahrzeugbereich, zeigen auf, wie Produktionsstandorte und Lieferketten resilienter, effizienter und nachhaltiger gemacht werden können und beleuchten das höchst aktuelle Thema des Chancenpotenzials generativer Künstlicher Intelligenz als Innovationstreiber der Automobilbranche. Teil drei des Buches wirft ein Schlaglicht auf in Produkten und Märkten vorhandene Potentiale. In einem Beitrag zu Herausforderungen und Chancen aus Automatisierung und Vernetzung wird der Stand der aktuellen Forschung zum autonomen Fahren und dem damit verbundenen Chancenpotenzial gegeben. Wie weit autonomes Fahren schon bei Outdoor-Anwendungen, außerhalb des öffentlichen Bereichs fortgeschritten ist sowie ein Beitrag zu Chancen und Risiken für den Hochlauf von Dienstleistungen im 2nd-Life sowie Recycling von Lithium-Ionen-Traktionsbatterien runden diesen Teil ab. Welche Bedeutung rechtliche Rahmenbedingungen für den Transformationsprozess der Automobilindustrie und hier insbesondere bei elektrischen Antrieben und Batterien haben, welche Haftungsfragen sich aus autonomen und vernetztem Fahren ergeben und welche Dimension das Thema Nachhaltigkeit in rechtlicher Sicht hat, sind Fragen, denen sich der vorletzte Beitrag dieses Teils widmet und die nicht nur für den juristisch vorgebildeten Leser von hohem Interesse sind. Im Gesamtkontext eher von anekdotischer Bedeutung, ohne den fachlichwissenschaftlichen Wert schmälern zu wollen steht der letzte Beitrag des Buches, der sich mit dem Thema autonomer, unbemannter Unterwasserfahrzeuge auseinandersetzt. Trotz der darin geschilderten volkswirtschaftlichen Bedeutung des maritimen Sektors und den dort vorhandenen Geschäftspotenzialen dürfte dies aus Sicht der deutschen Automobilindustrie doch eher ein Randthema bleiben. Das vorliegende Werk beschreibt in seiner klaren Gliederung in die dargestellten drei Themenbereiche die wesentlichen Problemfelder unserer Automobilindustrie, die zugleich auch ihre Chancenpotenzial darstellt. Die Autoren tun dies in einer klaren, auch für den interessierten Laien verständlichen Sprache. Hier findet kein akademischer Diskurs im universitären Elfenbeinturm statt. Alle Beiträge zeichnet eine deutliche, durch wissenschaftliche Untersuchungen belegte Zur Buchbestellung: https://t1p.de/i7vzi   Bild: © Verlag Springer-Gabler

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