OEM&Lieferant 2/2024

10 Interview „Der Branche geht es gut, aber die wirtschaftliche Lage ist besorgniserregend“ Fragen an Thomas Vollmar, Präsident des Gesamtverband Autoteile-Handel e. V. Der Gesamtverband Autoteile-Handel e. V. ist der Branchenverband und die politische Interessenvertretung des freien Kfz-Teile-Großhandels in Deutschland. Er vertritt Handelsunternehmen mit über 1.000 Betriebsstellen sowie Kfz-Teilehersteller und Anbieter technischer Informationen. Der Transformationsprozess in der deutschen Industrie hin zu Dekarbonisierung und Digitalisierung ist in vollem Gang und er macht auch vor Ihrer Branche nicht halt. Rückblickend auf die vergangenen zwölf Monate: Was waren die wesentlichen Entscheidungen und Prozesse mit Relevanz für Ihre Mitgliedsunternehmen? Thomas Vollmar: Schaut man kritisch auf die letzten zwölf Monate zurück, muss man leider feststellen, dass wir im Prozess der Digitalisierung und insbesondere der Dekarbonisierung des Fahrzeugsektors keine entscheidenden Fortschritte gemacht haben. Das im Koalitionsvertrag formulierte Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis zum Jahr 2030 ist bei realistischer Betrachtung nicht mehr erreichbar. Der Wegfall der staatlichen Förderung, eine nach wie vor flächendeckend nicht ausreichende Ladeinfrastruktur und politisch-fiskalisch unklare Rahmenbedingungen sowohl aufseiten der nationalen Regierungen als auch der EU hemmen den Prozess. Hinzu kommt auf Käuferseite der sog. Osborne-Effekt. Angesichts von den Herstellern angekündigter Batterien mit einem deutlich gesteigerten Leistungsvolumen und Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometer stellen Käufer Kaufentscheidungen zurück und verschieben sie auf einen späteren Zeitpunkt nach Markteinführung der neuen Produkte. Wenn ich den Blick jedoch auf unsere Branche richte, muss ich mit Freude feststellen, dass diese Entwicklungen ohne große Konsequenzen für unsere Betriebe geblieben sind. In unseren Werkstätten haben wir nach wie vor eine hohe Auslastung mit auskömmlichen, leicht gestiegenen Verrechnungssätzen. Insgesamt verzeichnen wir ein Wachstum – nicht inflationsbereinigt – von acht bis zehn Prozent. Neunzig Prozent unserer Mitglieder schauen mit Zuversicht und positiven Erwartungen in die nähere Zukunft. Seit Dezember 2023 ist der neue EU-DataAct offiziell in Kraft. Bei Bekanntwerden Bild: © GVA Thomas Vollmar Dr. Rudolf Müller

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