OEM & Lieferant Ausgabe 2/2019 - OEM & Supplier 2/2019 by VEK Publishing
85 für Batteriezellen in Europa vorfinden. Die Abhängigkeit zu den Zelllieferanten aus China, Korea und Japan wird daher weiterhin zu fast 100 Prozent bestehen. Jedochwird es Fabriken in Nähe der Fahrzeug-Montagewerke geben, die Batteriezellen zu Batteriepacks konfektio- nieren und zusammenbauen. Wenn es um die Wettbewerbsposition am Markt geht, hängt diese insbesondere von der Fähigkeit des Her- stellers ab, welche Technologien zu welchem Preis angeboten werden können. Wie wirken sich diese Megatrends der Automobilindustrie auf das Interim Ma- nagement aus? Dietmar von Polenz: Die Expertise muss sich verändern. Ich selbst bin 2010 syste- matisch in das Thema Elektromobilität ein- gestiegen, habe 2011/12 die ersten Mandate in der Elektromobilität gemacht und seitdem mehrere Aufsätze in Fachmagazinen darüber verfasst. Es ist definitiv ein Wachstumspotenzial für den Interim-Markt vorhanden, da die großen Themen der Automobilindustrie nicht allein von den Herstellern gemanaged und ent- wickelt werden können. Folglich entstehen Kooperationen, die eine schnelle Projekt- abwicklung in einer befristeten Zeitspanne erfordern. Das riecht förmlich nach Interim Management, denn hier ist man – insbeson- dere als InterimManagement Provider - in der Lage, sofort ein Team Hersteller-unabhängig und kurzfristig zu besetzen. Für Personalberatungen bieten solche Koope- rationen die Möglichkeit, mehrere Funktionen gleichzeitig in der Besetzung anzubieten – von den Finanzen, über die Entwicklung und den Einkauf bis hin zum Operational Management. Für Provider eine gute Chance, Marktanteile zu gewinnen, die der Einzelmanager so nicht bedienen kann. Ein weiterer Ansatz sind Fach- gruppen bei Interim Managern und Providern, um die richtigen Kooperationspartner zusam- menzubringen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die DDIM (Dachgesellschaft Deutsches Interim Management) Fachgruppe Automotive, die mit aktuell 24 Mitgliedern die gesamte Wert- schöpfungskette von der Entwicklung bis zum After Sales abdeckt. Welche Kriterien muss ein Interim Manager erfüllen, um sich in der Automobilbranche behaupten zu können? Dietmar von Polenz: Mein Grundsatz lautet hier: „Der Pitch des Interim Managers muss immer die Lösung des Kunden sein.“ Der Ma- nager akquiriert dann erfolgreich Mandate, wenn er nachweislich ähnliche Problemstel- lungen wie die des Kunden in vergangenen Projekten gelöst hat. Mit einer genauen Posi- tionierung sollte man seine Expertise auf den Technologiefeldern hervorheben. Wer sich nicht frühzeitig auf diese neuen Technolo- gien einstellt, Seminare besucht, Fachzeit- schriften liest, Mandate in diesem Umfeld macht, der wird es schwerer haben, sich zu vermarkten. Lorbeeren der Vergangenheit im Angebot werden Kunden zukünftig noch weniger beeindrucken. Muss sich auch etwas an der Positionierung und dem Führungsstil von Interim Mana- gern ändern? Dietmar von Polenz: Bei der Vermarktung werden digitale Medien und Soziale Netz- werke einen größeren Raum einnehmen. Netzwerkpflege ist ein weiteres wichtiges Thema, das sowohl Managern auf Zeit als auch Personalberatungen dabei unterstützt, Kooperationsanfragen schnell und solide mit den richtigen Spielern zu besetzen. Das Thema Führung ist der Dreh- und An- gelpunkt für den Projekterfolg. Nach zehn Jahren Erfahrung im Interim Management, würde ich behaupten, dass 70 Prozent aller Probleme in Mandaten auf Führungsde- fizite zurückzuführen sind – selbst in sehr technischen Bereichen. Der Interim Mana- ger, der während der Festanstellung und in Führungsmandaten Erfahrung gewonnen hat – was Voraussetzung für seine Berufs- ausübung ist – wird gut daran tun, an seinen Führungsfähigkeiten zu arbeiten und zum anderen diese auch entsprechend in seiner Projektakquise darzustellen. Das Führungsverständnis per se hat sich stark gewandelt. Es sind neue Generationen ins Berufsfeld gekommen, zudem ist die Welt volatiler, instabiler und agiler geworden. Agili- tät ist in der Führung von Menschen und Or- ganisationen heutzutage mit einem höheren Stellenwert behaftet als es vor fünf oder zehn Jahren der Fall war. Das wirkt sich auch auf das Projektmanagement aus, insbesondere dann, wenn man viel mit Software zu tun hat. Wer dort die neuen Erprobungs- und Validierungs- modelle nicht beherrscht, wird Schwierigkei- ten haben an neue Aufträge zu kommen. Was sind Ihre Tipps für Neueinsteiger auf dem Interim-Markt? Dietmar von Polenz: Vorab sollte man ein kla- res Bild von seinem persönlichen Stärkenpro- fil haben. Eine gekonnte Selbstvermarktung durch einen professionellen Außenauftritt, regelmäßiges Netzwerken und gute Kom- munikationsfähigkeiten gehören zum Einmal- eins eines Interim-Profis. Diese wird ergänzt durch die Zusammenarbeit mit Interim Ma- nagement Providern, die wie division one eine tragfähige Markt-Vernetzung und ein Quali- täts-gesichertes Pool-Aufnahmeverfahren haben. Speziell die Branche Automotive ist eine hochintegrierte, hochspezialisierte sowie hochstandardisierte Industrie, d.h. in dieser Industrie kann nur derjenige erfolgreich sein, der die Standards und ihre ausgefeilten Logis- tikketten beherrscht. Anders als Kollegen in der Festanstellung werden Interim Manager nicht nach ihrem Potenzial beurteilt, sondern müssen imMoment der Präsentation mit ihrer Fachexpertise und ihrer Branchenerfahrung punkten. Schonfristen oder Zukunftsverspre- chungen zählen nicht, wenn es darum geht, brennende Probleme schnell und nachhaltig zu lösen. division one www.division-one.com Webseite Dietmar von Polenz im Gespräch mit division one https://youtu.be/acqLBYzVqjw YouTube
RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=