OEM&Lieferant Ausgabe 1/2019

54 Per Knopfdruck übernimmt der Autopilot das Steuer und das Lenkrad verschwindet im Ar- maturenbrett. Nun kann der Fahrzeugnutzer selbst entscheiden, wie er die Fahrt verbringen möchte. Denn der Innenraum ist flexibel: Sitze, Bildschirme und Konsolen verschieben sich und passen sich der gewünschten Nutzung an. VerschiedeneModi zumArbeiten, Entspannen, Unterhalten sowie für den Ein- und Ausstieg bieten höchsten Komfort und maximale Fle- xibilität. Mit dieser Vision eines dynamischen Innen- raums beantwortete der Mechatronik-Spe- zialist Brose schon auf der IAA 2017 eine der aktuell interessantesten Fragen der Branche: Wie verändert die neue Freiheit während der autonomen Fahrt die Ansprüche der Nutzer an das Interieur? Das Exponat „Brose Interior Experience“ wagte einen Blick in die Zukunft und stieß bei Fahrzeugherstellern auf großes Interesse. Seitdem treibt der Zulieferer seine Strategie voran, präferierter Entwicklungs- partner der OEMs für innovative Verstellsys- teme im Fahrzeuginnenraum zu werden. Neue Verstellungen für das Interieur Der naheliegendste Schritt ist das Erweitern der Verstellmöglichkeiten von Sitzen. Durch- gehende verdeckte Führungsschienen für die Längsverstellung, ausklappbare Bein- auflagen und ausfahrbare Bedienelemente aus der Armlehne ermöglichen neue Einstel- lungen von der Besprechung zu viert bis hin zur bequemen Liege- oder Arbeitsposition. Die dafür notwendige mechatronische Kom- petenz weitet Brose zukünftig auch auf den gesamten Innenraum aus, etwa auf die Mit- telkonsole. Diese wird in Zukunft besonders flexibel sein und sich teilen, schwenken, nach vorne und hinten bewegen, in einen Tisch ver- wandeln oder einen verstellbaren Bildschirm integrieren. Der erste Auftrag für das neue Betätigungsgebiet liegt bereits vor: Ab 2020 liefert Brose die Struktur einer verfahrbaren Mittelkonsole an einen Hersteller in Nordame- rika. Dabei übernimmt der Zulieferer auch die Entwicklung des Motors sowie des elektroni- schen Einklemmschutzes. Innovative Sensorlösungen Der Elektronikkompetenz des Familienunter- nehmens kommt bei dynamischen Innenräu- men ohnehin eine Schlüsselrolle zu. Mehrere Dutzend Verstellungen müssen vernetzt und sicher koordiniert werden. Dazu greift Brose unter anderem auf die Expertise als Welt- marktführer bei mechatronischen Systemen für Türen und Heckklappen zurück. Das Unter- nehmen besitzt mehr als 30 Jahre Erfahrung im Elektronik-Bereich, beschäftigt dort rund 600 Mitarbeiter und liefert jährlich über 75 Millio- Bilder/Grafiken: © Brose Interieur Der Innenraum der Zukunft passt sich an wechselnde Fahrsituation an. Neue Kinematiken und zusätzliche Verstellungen ermöglichen maxi- male Flexibilität. Brose fertigt ab 2020 Strukturen für bewegliche Mittelkonsolen. Bereit für das nächste Level Von Sandro Scharlibbe, Geschäftsführer Sitz, Brose Gruppe Vom Spezialisten für elektrisch verstellbare Sitzstrukturen zum Systemlieferanten von dynamischen Innenräumen: In Vorbereitung auf die nächsten Stufen des autonomen Fahrens erweitert der Zulieferer Brose seine Kompetenzen im Interieur. Dabei setzt das Familienunternehmen auch auf Joint Ventures und Forschungskooperationen. Ein be- sonderer Mehrwert für die Kunden bietet sich durch die Verknüpfung der Brose Kompetenzen für den Innenraum und den Fahrzeugzugang. nen Elektroniken und Sensoren in den Markt. Umdie besonderen Sicherheitsanforderungen flexibler Innenräume zu erfüllen, kooperiert man außerdem mit dem Sensorspezialisten Vayyar. Dieser liefert 3D-Radar-Bildsensoren, die von Brose in die Elektronik-Umgebung eingebettet werden. Die präzise Innenraum- überwachung ermöglicht neben dem Kolli- sions- und Einklemmschutz Funktionen wie Diebstahlschutz, Gestensteuerung oder das Erkennen von zurückgelassenen Kleinkindern – letzteres könnte in sehr naher Zukunft eine rechtliche Anforderung werden. Zusätzlich lassen sich bisher notwendige Komponenten

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=